Starship Troopers
von außerordentlich kurzer Dauer. Wir würden in den Rang des Fähnrichs zurückversetzt werden, sobald wir zur Kriegsschule zurückkehrten, und konnten jederzeit von den Offizieren, die uns examinierten, degradiert werden.
Wir würden zu >Unterleutnants auf Zeit< ernannt werden - ein Rang, der so wichtig war wie Füße für einen Fisch, eingeschoben in die haarfeine Lücke zwischen Marinesergeanten und echten Offizieren. Es ist die niedrigste Sprosse, die man erreichen kann, um doch noch als >Offizier< zu gelten. Falls jemand einen Unterleutnant grüßte, mußte er schlechte Augen haben, oder das Licht mußte sehr trübe sein.
»Ihre Bestallungsurkunde ernennt Sie zum Unterleutnant«, fuhr er fort, »doch Ihr Sold bleibt der gleiche wie zuvor, und Sie werden auch in Zukunft mit >Mister< angeredet werden. Die einzige Veränderung an Ihrer Uniform ist eine Schulterlitze, noch kleiner als Ihr Fähnrichsbalken.
Sie befinden sich auch in Ihrem neuen Rang noch in der Ausbildung, da bis jetzt nicht entschieden ist, ob Sie zum Offizier geeignet sind.« Der Oberst lächelte. »Warum ernennen wir Sie also zu einem >Unterleutnant«
Darüber hatte ich mich schon seit langem gewundert.
Warum dieses Getue mit einer >Bestallungsurkunde<, die gar kein richtiges Offizierspatent war?
Natürlich kannte ich die Antwort aus dem Lehrbuch.
»Mr. Byrd?« fragte der Kommandeur.
»Äh ... um uns in die Befehlshierarchie einzuordnen, Sir.«
»Richtig!« Der Oberst rollte zum Organisationsplan der Truppe hinüber, der an einer Wand hing. Es war die übliche Pyramide, mit der die Kommandogewalt der Truppe von der Spitze bis zur Basis dargestellt wurde. »Schauen Sie hierhin ... « Er deutete auf ein Kästchen, das durch eine waagerechte Linie mit seinem eigenen verbunden war; darin stand in Druckbuchstaben: ASSISTENT DES KOMMANDEURS (Miss Kendrick).
»Gentlemen«, fuhr er fort, »ich wäre in arger Verlegenheit, wenn ich die Schule ohne Miss Kendrick leiten müßte. Ihr Kopf ist ein wandelndes Archiv aller Ereignisse und Daten meines Kommandobereiches.« Er drückte auf einen Knopf an seinem Rollstuhl und sprach ins Leere: »Miss Kendrick, was für eine Note in Militärrecht bekam Fähnrich Byrd im letzten Semester?«
Ihre Antwort kam unverzüglich: »Dreiundneunzig Prozent, Kommandeur.«
»Vielen Dank.« Dann fuhr er fort: »Verstehen Sie? Ich unterschreibe alles, wenn Miss Kendrick es vorher abgezeichnet hat. Ich möchte nicht wissen, wie oft sie mit meinem Namen unterschreibt, ohne daß ich das Papier überhaupt gesehen habe. Sagen Sie mir, Mr. Byrd ... falls ich in diesem Augenblick tot umfalle, führt dann Miss Kendrick die Geschäfte so fort, wie sie es gewohnt ist?«
»Nun, äh ...« Birdie sah verwirrt aus. »Ich nehme an, daß sie in Routineangelegenheiten alle notwendigen Schritte ... «
»Sie würde nicht ein Komma oder einen Punkt mehr schreiben!« donnerte der Oberst. »Bis Oberst Chauncey ihr gesagt hat, was sie tun soll - nach seinen Vorstellungen. Sie ist eine sehr intelligente Frau und versteht, was Sie offensichtlich nicht begreifen, nämlich, daß sie sich nicht in der Befehlshierarchie befindet und keinerlei Autorität besitzt.«
Er fuhr fort: »Rangordnung und Befehlsgewalt sind nicht nur leere Phrasen, es sind Begriffe, so wirklich wie eine Ohrfeige. Falls ich Sie als Fahnenjunker in das Gefecht schickte, könnten Sie höchstens einen Befehl eines Vorgesetzten weitergeben. Wenn Ihr Zugführer während des Einsatzes fallt und Sie als Fahnenjunker einem Gefreiten einen Befehl gäben - einen guten Befehl, vernünftig und weise - wären Sie nicht dazu bevollmächtigt, und der Gefreite täte Unrecht daran, ihn zu befolgen. Weil ein Fahnenjunker nicht in der Hierarchie der Befehlsgewalt eingeordnet ist. Ein Fahnenjunker hat keine militärische Existenz, keinen Rang und ist kein Soldat. Er ist ein Student, der erst ein Soldat werden soll - entweder als Offizier oder in seinem früheren Dienstgrad. Während er disziplinarisch der Armee untersteht, ist er trotzdem nicht in der Armee. Deshalb ... Ein Nichts. Eine Null ohne Rand. Falls ein Kadett - ein Fahnenjunker - nicht einmal der Armee angehörte ...«
»Oberst!«
»Eh? Sprechen Sie, junger Mann. Mr. Rico.«
Ich hatte mich mit meiner Unterbrechung selbst überrascht, aber ich mußte es aussprechen. »Aber... wenn wir gar nicht in der Armee sind - dann sind wir doch nicht M. I, Sir?«
Er warf mir einen Blick zu. »Das bereitet Ihnen Kummer?«
»Ich, äh, ich
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