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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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dass die Haut schwarz war. Das passierte, wenn sie ganz aus der Nähe abdrückten oder die Wirkung zu hoch eingestellt war.
    Sie machen das absichtlich, dachte ich, um uns zu brandmarken.
    Der Junge begann wieder zu schreien, als sie ihm Arme und Brust mit einem Riemen zusammenschnürten, und flehte sie an, ihn nicht mitzunehmen. Sie kümmerten sich nicht um seine Beteuerungen, sondern richteten ihn auf und zerrten ihn mithilfe von zwei Stricken, die sie durch den Riemen gezogen hatten, hinter sich her. Die Füße des Jungen schleiften über den Boden. Bei jedem Schlagloch schrie er laut auf.
    Es war, als hätten sie ein Tier erbeutet.
    Sie waren Feiglinge, jagten uns nur in der Nacht, unbemerkt von möglichen weichherzigen Enders, die hätten einschreiten können.
    Wir kauerten dicht zusammengedrängt im Schutz der Sträucher. Das hielt Tyler warm und vom Husten ab und erstickte jedes noch so leise Geräusch, das wir verursachten. Jeder Schrei ließ uns zusammenzucken. Wenn wir nur ein paar Hausbesetzer mehr gewesen wären! Dann hätten wir die Marshals von hinten anspringen und sie beißen, kratzen oder schlagen können, bis sie den Jungen losließen.
    Das Schreien wurde leiser, als sie den Durchgang erreicht hatten. Dann hörten wir, wie ihr Wagen startete. Sie zogen ab, zufrieden mit ihrem Einsatz. Sie hatten einen Gefangenen gemacht und damit ihr Soll erfüllt.
    Und morgen würden sie wiederkommen.
    Tyler ließ seinem lange unterdrückten Husten freien Lauf, bis er röchelte und damit einen weiteren Anfall heraufbeschwor. Wir krochen aus der Hecke, weil der Boden dort zu feucht für ihn war. Michael zog sein Sweatshirt aus und streifte es Tyler über. Die beiden setzten sich auf einen niedrigen Pflanzentrog aus Beton und rückten ganz eng zusammen, während ich unruhig auf und ab lief.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Michael. »Wir haben unsere Schlafsäcke verloren.«
    »Und meinen Zip-Taser.« Ich schluckte bei dem Gedanken an die Waffe des Marshals. »Unsere Wasserflaschen. Dazu alles, was wir von daheim gerettet, bevorratet oder zusammengebaut hatten.«
    Meine Worte hingen in der kalten Nachtluft. Das Elend, das sie zum Ausdruck brachten, drohte mich zu überwältigen.
    Tyler setzte noch einen obendrauf.
    »Mein Robodog ist weg«, ergänzte er.
    Er schob die Unterlippe trotzig vor, konnte aber nicht verhindern, dass sie zitterte. Der Hund war nicht nur ein Spielzeug – es war das letzte Stück, das ihm Mom geschenkt hatte. Wäre ich ein besserer Mensch gewesen, hätte ich zugegeben, dass ich ihn nur zu gut verstand, weil ich selbst untröstlich über den Verlust des Holo-Frames mit den Bildern unserer Eltern war. Unwiederbringliche Erinnerungsstücke. Unser früheres Dasein, das Leben, das wir bis vor einem Jahr geführt hatten – undokumentierte Geschichte. Die letzte Verbindung gekappt.
    Aber ich behielt meine Gefühle für mich. Sich jetzt gehen zu lassen, war auch keine Lösung.
    »Also, was nun?«, fragte Tyler. »Wohin sollen wir gehen?« Ein trockener Husten schüttelte ihn.
    »Wir können nicht hierbleiben«, erklärte ich. »Die kommen morgen mit mehr Leuten zurück, jetzt, da sie die Übermacht zurückgewonnen haben.«
    »Ich kenne noch ein leerstehendes Gebäude«, warf Michael ein. »Nicht weit entfernt. Höchstens zwanzig Minuten.«
    Noch ein Gebäude. Noch ein kalter, harter Fußboden. Noch ein Unterschlupf auf Zeit. Etwas in mir zerbrach.
    »Zeichne mir eine Karte.« Ich fischte den Vertrag aus der Tasche meines Hoodies und riss eine Ecke ab.
    »Warum?«, fragte Michael.
    »Ich stoße später zu euch.« Ich schob Michael das Papier hin, und er begann zu zeichnen.
    »Wo willst du hin?« Tylers Stimme klang heiser.
    »Ich bin für einen oder zwei Tage weg.« Ich sah Michael an. »Ich weiß, wo ich Geld auftreiben kann.«
    Michael schaute von seiner Skizze auf. Unsere Blicke trafen sich. »Callie – bist du sicher, dass das der richtige Weg ist?«
    Ich betrachtete Tylers erschöpftes Gesicht, seine eingefallenen Wangen und verquollenen Augen. Der Rauch hatte seinen Zustand verschlimmert. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn er es meinetwegen nicht schaffen würde. »Nein. Aber mein Entschluss steht fest.«
    Kurz darauf machte ich mich auf den Weg zu Prime Destinations. Die Karte hatte ich in die kleine Tasche an meiner Lampe geschoben. Als ich Beverly Hills erreichte, war es 8 Uhr 45, und die Läden waren noch geschlossen. Ich begegnete einer Handvoll Enders, die zu viel Make-up trugen

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