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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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roter Flitzer, wartete in der bogenförmigen Auffahrt. Er hatte einen klaren, metallischen Schliff, keinerlei unnütze Extras. Blake öffnete mir die Beifahrertür und schob sich hinter das Steuer. Mit einem leisen Summen schaltete sich die Gurtautomatik ein.
    Ich bemerkte, dass das Tor offen stand. Hatte es sich letzte Nacht nicht geschlossen?
    Als er anfuhr, sah ich Eugenia, die Haushälterin, an einem Fenster im Obergeschoss stehen. Missbilligung lag wie eine dicke Puderschicht auf ihren Zügen. Obendrein schüttelte sie den Kopf – wohl für den Fall, dass ich ihre Mimik nicht richtig zu deuten wusste.
    Blake steuerte durch das Tor auf die Straße hinaus, und ich spürte, wie sich mein Magen verkrampfte.
    Was machte ich nur?
    »Alles in Ordnung?«, fragte er. »Sitzt du bequem?«
    Ich nickte.
    Ich kam mir vor wie eine Mogelpackung. Er war reich, im Gegensatz zu mir. Und doch saß ich neben ihm in edlen Designerklamotten und tat, als lebte ich in einer Villa mit Dienstboten. Ich wusste, dass ich ihm eigentlich reinen Wein einschenken müsste, aber was sollte ich sagen? Blake, stell dir vor, ich bin in Wahrheit eine schmuddelige Waise, die in der Gosse lebt, in verlassenen Bürogebäuden auf dem Fußboden schläft und Essensreste aus den Mülltonnen der Restaurants wühlt, um nicht zu verhungern. Ich habe kein Zuhause, keine Verwandten, keinen Besitz. Nichts. Und es kommt noch schlimmer. Ich habe meinen Körper an dieses Unternehmen verkauft, das sich Body Bank nennt. Vor zwei Wochen sah ich noch nicht so aus wie heute. Die haben mich gelasert und gebleicht und von Kopf bis Fuß poliert. Und im Prinzip gehört mein Körper derzeit einer Ender namens Helena Winterhill, weil sie das alles bezahlt hat. Wenn die Sache nach Plan gelaufen wäre, hättest du jetzt vielleicht ein Date mit einer reichen Alten von hundert plus und wüsstest es nicht einmal. Was hältst du davon?
    Ich sah ihn von der Seite an. Er bemerkte meinen Blick und lächelte. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu.
    Ich lehnte mich zurück und atmete den Duft von neuem Leder ein.
    Hatte Aschenputtel dem Prinzen gestanden, wer sie wirklich war, als sie sich mit diesem herrlichen Ballkleid auf seinem Fest amüsierte? Dachte sie auch nur im Traum daran, ihm zu gestehen: Ach übrigens, mein Prinz, die Kutsche gehört nicht mir, ich bin nur eine barfüßige Küchenmagd, die in wenigen Stunden wieder den Herd putzen muss? Nein. Sie genoss den Augenblick.
    Und ergriff nach Mitternacht still und heimlich die Flucht.
    Während der Fahrt übte ich mich im Kopfrechnen. Ich war dreizehn gewesen, als der Krieg ausbrach, und ich lebte auf der Straße, seit ich fünfzehn war. Das erklärte, weshalb ich mich bisher noch nie mit einem Jungen verabredet hatte. Was ich über diese Dinge wusste, stammte aus Filmen, die ich zusammen mit meinem kinosüchtigen Vater angesehen hatte. Ich erinnere mich an die lokalen Xperience-Vorstellungen, an unser völliges Versinken in Licht, Sound und Wetter. Wenn die Sitze rumpelnd in Schräglage gingen, hatte man echt das Gefühl, im Cockpit eines Raumschiffs zu sitzen oder mit Feen durch die Lüfte zu jagen. Ich liebte das Erlebniskino so sehr, dass ich davon träumte, später mal selbst solche Filme zu machen.
    Verabredungen entwickelten sich wunderbar romantisch wie in Musicals oder gingen total daneben wie in Komödien. Wie würde unser Date enden?
    Blake fuhr mit mir zu einem privaten Gestüt in den Hügeln nördlich von Malibu. Mein Vater hatte uns nur einmal auf einen Reiterhof mitgenommen, aber die Pferde dort waren abgestumpft und müde gewesen, und die Betreuer hatten uns die meiste Zeit über staubige, von verdorrten Büschen gesäumte Feldwege geführt. Damals war ich begeistert gewesen, aber was wusste ich schon? Blake und ich ritten auf feurigen Arabern mit glänzend braunem Fell über saftige Wiesen und an schäumenden Bächen vorbei in einen Kiefernwald. So weit ich sehen konnte, waren wir beide die einzigen Reiter weit und breit. Wir begegneten keiner Menschenseele. Blake saß besser im Sattel als ich, aber er passte sich meinem Tempo an. Ich beließ es bei einem leichten Trab, um nur ja nicht zu stürzen und die kostbare Ware Körper zu beschädigen.
    Nach zwei Stunden zügelte Blake sein Pferd und stieg ab. »Hunger?«, erkundigte er sich.
    Wir waren mitten im Niemandsland. »Schon. Aber ich sehe nirgends ein Drive-Thru-Restaurant.«
    Er lächelte. »Immer mir nach.«
    Er nahm die Zügel und

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