Starters
passieren. Das hatte ich an Blake und mir gesehen. Ich spürte einen leichten Stich, aber ich wusste, dass ich nicht das Recht hatte, eifersüchtig zu sein.
Wir gingen wieder nach drinnen, um das Wichtigste zusammenzupacken. Jetzt, da Tyler satt war und mich in seiner Nähe wusste, hatte er neue Energie und half eifrig mit. Er suchte die Sachen heraus, die er unbedingt dabei haben wollte, und stopfte sie in eine Reisetasche.
»Wohin gehen wir denn?«, fragte er.
»In ein feines Haus, wo du ein Zimmer mit einem großen weichen Bett und einem Airscreen kriegst und jede Menge Kakao trinken kannst.«
»Im Ernst?« Er machte große Augen. »Und wie lange können wir da bleiben?«
»Schwer zu sagen. Kommt ganz drauf an. Wie brav du bist, zum Beispiel.« Ich packte ihn und kitzelte ihn, bis er vor Lachen keine Luft mehr bekam und mich bettelte, endlich aufzuhören.
»Sollen wir die Wasserflaschen mitnehmen?«, erkundigte sich Florina.
Ich schüttelte den Kopf, und sie zog die Augenbrauen hoch. »Wirklich nicht?«
»Okay, Für alle Fälle.«
Wir packten stumm unsere spärlichen Habseligkeiten. Florina nahm etwas von der Wand, das mir auffiel. Eine Zeichnung, die sie im Profil zeigte. Ich wusste, von wem sie stammte.
Bald darauf marschierten wir mit unseren Taschen die Treppe hinunter. Zwei Starters lungerten am Auto herum. Ich verscheuchte sie und vergewisserte mich, dass die Straße frei von weiteren Kids war, bevor ich den Kofferraum öffnete.
»Ein Auto?«, jubelte Tyler.
Erschrocken legte ich einen Finger an die Lippen. Ich wollte weg von hier, ohne die Aufmerksamkeit einer Straßen-Gang zu erregen. Deshalb hatte ich auch Emmas eher unscheinbaren Wagen genommen.
»Wo hast du denn das Ding her?«, fragte Florina.
»Kannst du mit dem wirklich fahren?«, wollte Tyler wissen.
Ich schloss den Kofferraum und schob die beiden ins Wageninnere.
»Das Auto ist eine Leihgabe der Body Bank«, erklärte ich, nachdem ich die Türen verriegelt hatte.
»Wow, cool, diese Body Bank«, meinte Tyler.
Die Sicherheitsgurte legten sich mit einem leisen Summen über ihre Schultern, und sie begannen mit Aahs und Oohs die Inneneinrichtung zu begutachten. Obwohl das hier Helenas schlichtestes Auto war, entsprach es doch dem neuesten Stand der Technik. Tyler betätigte vom Rücksitz aus jeden Knopf, den er erreichen konnte.
»Wozu braucht man das hier?«, fragte er und drückte auf eine Taste.
»Zum Entriegeln der Tür, aber ich habe die Kindersicherung eingeschaltet«, sagte ich und schaute ihn durch den Rückspiegel an. »Denn wir haben ganz offensichtlich ein Kind dabei.« Ich streckte ihm die Zunge heraus, und er folgte meinem schlechten Beispiel.
Ich ließ den Motor an und steuerte vom Parkplatz auf die Straße.
»Vorsicht! Monkey fährt Auto!«, rief Tyler.
Im Hotel angekommen, betrachteten Tyler und Florina sprachlos den luxuriösen Empfangsbereich mit dem reichen Blumenschmuck. Helena enttäuschte uns nicht. Sie hatte ein erstklassiges Hotel ausgewählt. Der Typ an der Rezeption beäugte uns argwöhnisch. Drei Minderjährige, eine davon offensichtlich reich, die beiden anderen verwahrloste Straßen-Kids mit schmuddeligem Gepäck. Aber ich verlangte nach der Managerin, einer Dame, die Helena kannte, und von da an lief alles glatt. Ich zeigte ihr meinen Ausweis auf den Namen »Callie Winterhill« und stellte mich als Helenas Großnichte vor. Sie hatte nichts gegen Bargeld einzuwenden und gab uns ein Zimmer in der 15. Etage.
Als ich die Tür öffnete, klappte Tylers Kinnlade nach unten. Es war lange her, dass er etwas so Vornehmes gesehen hatte – ein riesiges Zimmer mit zwei französischen Betten und einer Couch, die sich in ein drittes Bett verwandeln ließ.
»Michael schläft auf der Couch«, bestimmte Tyler. »Selber schuld, wenn er als Letzter kommt …«
Florina und ich wechselten einen Blick. »Wenn er überhaupt noch kommt«, murmelte sie.
»Ich nehme das Bett am Fenster«, erklärte Tyler.
Er ging entschlossen los, aber ich hielt ihn zurück.
»Immer langsam, Freundchen. Zuerst stecken wir dich in die Badewanne.«
Nachdem er gebadet hatte, nahm Florina eine Dusche. Tyler sah in seiner Unterwäsche so dünn aus, dass es mir das Herz brach. Ich schlug das saubere weiße Oberbett zurück und packte ihn warm ein.
»Das ist so weich wie eine Wolke«, sagte er. »Gleich schwebe ich davon.«
»Du bleibst schön hier!« Ich packte ihn an der Nase.
Der kleine Kopf zwischen den Kissenbergen brachte die
Weitere Kostenlose Bücher