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STASIRATTE

STASIRATTE

Titel: STASIRATTE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Döhring
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„L’addition s’il vous plait!“ Kurz darauf brachte ich den Zahlteller, auf dem eine Stoffserviette mit der Rechnung lag, und ging wieder. Einer der Männer schob etwas in die Serviette, dann standen die drei schnell auf und verschwanden. Als ich den Tisch abräumte und den Zahlteller anhob, traute ich meinen Augen nicht. Es lag ein wunderschöner brauner Fünfzig-D-Mark-Schein darin. Einen Moment betrachtete ich versonnen das Männerporträt darauf, dann schlug ich die Serviette ruckartig darüber. Ich hatte mich entschieden. Dieses Geld würde ich persönlich eins zu eins umtauschen.
    Ein weiteres Erlebnis mit der D-Mark folgte ein paar Wochen später. Wieder einmal setzten sich drei ältere Herren an einen Tisch und bestellten Magenbitter. Ich annoncierte die Bestellung und legte den Bon auf den Tresen. Der Barmann stellte mir drei kleine Flaschen auf mein Tablett und dazu drei Gläser in winziger Tulpenform. Am Tisch angekommen stellte ich zuerst die Gläser auf den Tisch. Dann nahm ich jedes Fläschchen einzeln, öffnete es und schenkte den Inhalt in die Gläser ein. Ich wünschte „Wohl bekomm’s“, denn es handelte sich ja um so etwas wie Medizin, und ging. Etwas später verlangte einer der Herren die Rechnung. Ich brachte sie und wandte mich zum Gehen. „Nein, nein, bleiben Sie ruhig hier“, sagte er und hielt mir einen blauen Geldschein entgegen. „Wissen Sie“, sagte er ernst und hielt den Schein in die Höhe, „ich bin selbst einer aus der Familie von denen hier.“ Er hielt mir das Fläschchen unter die Nase, damit ich den Namen auf demEtikett noch mal durchlesen konnte. „Sie haben das eben so schön gemacht“, sprach er weiter, „deshalb bekommen Sie das hier“, und hielt mir den Hunderter hin, der gewissermaßen ein Tausender war. Ich war wie vom Donner gerührt. „Ach nein, das ist doch viel zu viel“, stammelte ich unter Hochspannung. Während ich noch nicht ganz sicher war, ob ich hier veräppelt wurde oder der alte Herr sich schlicht vergriffen hatte, hoffte ich vor allem, dass noch niemand zugesehen hatte, was sich hier abspielte, denn dann wäre er verloren für mich, der schöne Schein. Doch auch das ging gut und schmeckte nach mehr.
    Traurige Realität war es in den späten Siebzigern, wie wichtig es wurde, West- oder „Spielgeld“ zu besitzen, um überhaupt noch an bestimmte Dienstleistungen oder Materialien zu kommen. Eigentlich gar nicht lustig, aber realitätsnah kursierte ein Handwerkerspruch: „ Forum handelt es sich?“ oder „ Westhalb kommen Sie?“. Ob es sich um Kfz-Reparatur- oder Haushandwerkerleistungen handelte, es waren eindeutig die Mitbürger benachteiligt, die nicht wenigstens ein Drittel oder die Hälfte in Westgeld bezahlen konnten.
    Folgerichtig hatten sich die Machthaber hinterhältige Methoden einfallen lassen, um den Untertan nicht an die D-Mark kommen zu lassen. Eine Erfahrung, die auch ich machen musste, als die Gier meine Wachsamkeit überrumpelte.
    Es war Vormittag und ich hatte kaum Gäste. Ein großer blonder Mittdreißiger im hellen Anzug bestellte schon im saloppen Hereinkommen einen Campari-Orange. Er sah weder nach Geschäftsmann noch nach Tourist aus und ich wunderte mich schon, dass jemand so früh am Tag und mitten in der Woche auf einen Campari hereinkam. Ich servierte ihm den Drink und er hielt sich eine ganze Weile daran auf. Doch genauso plötzlich, wie er hereingekommen war, brach er wieder auf und gab mir schon im Stehen das Geld. „14,40 bitte“, sagte ich freundlich und nahm 20 D-Mark entgegen, die er schon inder Hand bereitgehalten hatte. „Danke“, sagte er, lächelte und ging weiter. Ich bedankte mich und sah mich um. Er war schon über alle Berge. Ich drehte den Schein ein paar Mal in der Hand und überlegte, was ich nun damit anfing.
    Quittung ausstellen oder nicht, war hier die Frage. Allein aus Sicherheitsgründen und wegen der Plausibilität behielt ich immer nur so viel, dass es insgesamt nicht auffiel, und sah mir die Leute genau an, die mit Westgeld bezahlten. Doch in diesem Fall unterlag ich einer folgenschweren Fehleinschätzung, wie sich bald herausstellen sollte.
    Zwei Tage später sprach mich der Barchef an: „Jana, Sie hatten eine Valuta-Kontrolle.“ Ich erschrak und versuchte mich zusammenzureißen „Aha, na war doch alles in Ordnung. oder?“
    „Nein, leider nicht“, war seine deprimierende Antwort.
    Jetzt hieß es erst mal, sich doof stellen. „Wer soll denn das gewesen und um wie viel

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