Steamed - MacAlister, K: Steamed

den Seiten aufgeschlitzt war, damit sie ihn nicht beim Reiten behinderte. Darunter trug er eine Art gelbes Sweatshirt. Seine Hose, ebenfalls gelb, steckte in bestickten Lederstiefeln. Über den Handgelenken trug er Stulpen aus dem gleichen Leder. Ähnliche hatte ich bei einem Freund gesehen, der ein begeisterter Bogenschütze war. Einen Bogen hatte er jedoch nicht, sondern er hielt ein Gewehr in der Hand und hatte ein Schwert am Gürtel hängen. Er trug eine dunkle Schutzbrille und einen weißen Turban, dessen Ende er sich um die untere Hälfte des Gesichts geschlungen hatte, um den Staub abzuhalten.
    »Goggles«, sagte ich zu Octavia.
    »Hä?«, fragte sie verwirrt.
    Ich wies auf den Mann. »Sehen Sie? Er versteht was von Steampunk. Er hat Goggles.«
    Sie warf mir einen verständnislosen Blick zu. Der Mogul riss das Gewehr hoch und begann auf die Revolutionäre zu schießen, wobei er ihnen etwas zuschrie. Erdbrocken flogen hoch, und die Angegriffenen taumelten zurück. Einige von ihnen legten auf ihn an, aber er überrannte sie einfach mit seinem Pferd. Sie gaben Fersengeld und kamen direkt auf uns zugerannt.
    »Keine Angst – ich beschütze Sie!«, schrie ich. Ich musste Octavia und Hallie vor dieser Bedrohung in Sicherheit bringen.
    »Was?« Octavia riss die Augen auf. »Nein … «
    »Zurück!«, schrie ich und schob sie auf Hallie zu. »Alle beide – versteckt euch!«
    »Mr Fletcher! Ich muss mich wirklich gegen solche arroganten … «
    »Über meine Manieren können Sie später mit mir diskutieren. Halt sie fest, Hallie!«, brüllte ich und ergriff eine Brechstange, die die Revolutionäre zurückgelassen hatten. Ich wartete gar nicht erst ab, um zu sehen, ob Hallie tat, was ich ihr sagte – sie war eine kluge Frau. Sie würde auf keinen Fall darauf bestehen, sich unbewaffnet ins Kampfgetümmel zu stürzen. Und ich konnte nur hoffen, dass Octavia genauso viel gesunden Menschenverstand besaß.
    Ich kletterte auf eine Kiste und sprang von dort auf eine andere, die mitten in der Öffnung stand. Mit zusammengekniffenen Augen blickte ich dem Mogul-Prinzen entgegen, der laut Octavia für seine Skrupellosigkeit berühmt war. Die Revolutionäre würden ihr nichts tun, da sie anscheinend zu ihnen gehörte, und ich vertraute darauf, dass sie Hallie ebenfalls vor ihnen beschützte. Aber der Mogul war etwas anderes.
    Er ritt auf uns zu, als die Revolutionäre in den Frachtraum strömten. In diesem Augenblick verspürte ich ein großes Verlangen nach einem persönlichen Kampfschrei, den ich ausstoßen konnte, wenn ich von der Kiste sprang und den Mogul herausforderte. Am liebsten wäre mir etwas gewesen, das in wenigen prägnanten Worten meine persönliche Einstellung zum Ausdruck brachte, etwas Mitreißendes, Inspirierendes, so wie die Kriegsrufe, die Schauspieler in Kriegsfilmen so dramatisch von sich gaben. In dem Bruchteil einer Sekunde, den es dauerte, bis der Reiter mich erreicht hatte, überlegte und verwarf ich das Motto meiner Alma Mater, verschiedene Tolkien-Schreie, die zwar berührend, aber in diesem Zusammenhang eher bedeutungslos waren, und schließlich den Leitspruch der US Army.
    Akbar ritt geradewegs auf mich zu, und sein Gewehr spuckte Lichtblitze nach rechts und nach links. Ich holte tief Luft, hob meine Brechstange und schrie in bester Bruce-Willis-Manier: »Yippie-yeah, Motherfucker!« Dann stürzte ich mich auf ihn.
    Ich traf ihn mit solcher Wucht, dass wir beide zu Boden stürzten. Er ruderte wild mit Armen und Beinen, als er mit dem Hinterteil zuerst auf der Holzrampe, die in den Frachtraum führte, aufschlug. Sein Kopf folgte, und es gab einen zufriedenstellenden dumpfen Knall bei seinem Aufprall.
    Ich lag auf ihm drauf, und er knurrte etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand. Wütend schob er mich von sich und versuchte, an sein Gewehr zu kommen, das ich ihm aus der Hand geschlagen hatte.
    »Nein, das lässt du schön bleiben!«, schrie ich und griff ihn an. Erneut schlug sein Kopf auf dem Boden auf, und er war einen Moment benommen. Ich warf ihn auf den Rücken und hob die Brechstange.
    Vom Frachtraum her hörte ich Frauenstimmen. Es ertönten keine Schüsse mehr, aber es herrschte noch immer wildes Geschrei. Octavia rief meinen Namen, und die Sorge, die ich aus ihrer Stimme heraushörte, wärmte mir das Herz.
    Der benommene Mann unter mir hustete, und seine Augenlider flatterten hinter den grünen Gläsern seiner Schutzbrille. Anscheinend hatte er die schwere Brechstange in meinen