Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
prahlte, sie würden Euch langsam zu Tode foltern. Einer von Brouwers Gefährten erzählte davon Miss Huber, die daraufhin zu Brouwers Haus lief und Mr. Fabritius und mich fand. Also sagte ich mir: Jacob, du kannst nicht zulassen, dass sie Mr. Steel das antun. Ich machte mich auf den Weg zu Euch und traf zufällig den Lieutenant. Oder eher, er entdeckte mich. Er muss mich wohl wiedererkannt haben aus dem Dorf und hielt mich für einen Spion. Also erzählte ich ihm, um was es ging. Den Rest der Geschichte kennt Ihr ja.«
Steel lächelte und schüttelte langsam den Kopf. »Ich hatte Euch einen Befehl gegeben, Jacob. Es hieß, wenn mir etwas zustößt, müsst Ihr auf schnellstem Weg zurück zu unseren Linien. Ihr habt wissentlich einen Befehl missachtet, Sergeant.«
Slaughter senkte den Blick. »Ja, Sir.«
»Verdammt gut gemacht, Mann! Ihr habt meine Erlaubnis, wieder genauso zu handeln, wenn die Umstände es erfordern. Ich danke Euch, Jacob. Ich stehe für immer in Eurer Schuld. Ihr habt mir das Leben gerettet, und das der Dame.«
»Ach, nicht der Rede wert, Sir. Hätte es ohne die Hilfe des Lieutenants nicht geschafft. Gott schütze ihn.«
»Ich nehme an, dass er mehr brauchen wird als Gottes Hilfe, wenn Trouin ihn in die Finger kriegt. Ich hoffe nur, dass er lange genug am Leben bleibt, bis wir zurückkommen. Dann kann ich ihm vielleicht einen Gefallen tun und ihn gefangen nehmen. Aber jetzt wollen wir einmal schauen, wie sehr dieser Bastard mich zum Krüppel geschlagen hat.«
Unter Aufbietung aller Kraft gelang es Steel, sich im Bett aufzurichten. Verdammt, wie das schmerzte! Slaughter sah, dass sein Vorgesetzter ganz blass im Gesicht wurde.
»Alles in Ordnung, Sir? Ihr solltet es etwas langsamer angehen lassen.«
Steel schenkte ihm ein Lächeln. »Danke, Jacob. Sie hat das sehr gut gemacht, unsere Miss Huber. Bin so gut wie frisch.«
Slaughter nickte und zog eine Augenbraue hoch. »Und ich muss sagen, so seht Ihr auch aus, Sir. Fit wie ein Floh seid Ihr … nein, seid Ihr nicht. Ihr seht furchtbar aus, Mr. Steel, wenn Ihr meine Meinung hören wollt.«
Steel hörte nicht weiter hin, sondern setzte sich auf die Bettkante. Dann stand er langsam auf und ging zur Tür. Er nahm das Hemd vom Haken und verzog vor Schmerzen das Gesicht, als er das weit geschnittene Hemd überstreifte und zuknöpfte. Dann band er sich das Ledertuch um den Hals.
»Ihr dürft Eure eigene Meinung haben, Sergeant. Sie geht mich nichts an. Aber es ist Captain Steel, nicht vergessen, Jacob. Zeit zu gehen, denke ich. Lady Henrietta ist … wo?«
»Gleich nebenan, Sir.«
Steel hatte sich derweil die Breeches angezogen und knöpfte seine Weste zu. Mühsam stieg er in seine Stiefel und unterdrückte ein Stöhnen.
»Danke, Jacob. Sorgt dafür, dass wir alles zusammenhaben. Ich wecke jetzt die Dame.«
Während der Sergeant mit polternden Schritten die schmale Stiege nach unten eilte und Steels Degen mitnahm, ging Steel zur Tür des Nebenzimmers. Vorsichtig klopfte er an. Er erhielt keine Antwort. Schließlich wartete er nicht länger, drehte den Türknauf und trat ein. Lady Henrietta Vaughan lag schlafend in einem Bett, das sich kaum von dem unterschied, in dem er gelegen hatte. Auch der Raum war ähnlich schlicht eingerichtet, aber sauber. Ebenso die Bettdecke, unter der die Dame schlief. Steel fragte sich, ob auch sie unbekleidet war. Einen Moment lang sah er sie an, ehe er sich zum Gehen wandte. Doch da öffnete sie langsam die Augen.
»Wer da? Captain Steel, seid Ihr das?«
Steel drehte sich wieder zum Bett. »Mylady?«
»Bitte geht nicht, Captain. Bitte, bleibt eine Weile bei mir. Ich möchte Euch danken.«
»Mir danken, Ma’am? Bedankt Euch nicht bei mir, sondern bei meinem Sergeant und dem französischen Offizier. Sie haben uns gerettet.«
»Nein, nein. Ihr missversteht, Captain. Ihr wart derjenige, der in diese verfluchte Stadt kam, um mich zu retten, und dafür danke ich Euch. Es tut mir unendlich leid, dass Ihr meinetwegen so viel Schmerzen erleiden musstet. Wie sehen Eure Wunden aus?«
»Ich werde es ertragen, Ma’am. Verletzungen heilen bei mir schnell. Aber wie geht es Euch, Mylady? Habt Ihr ein wenig geschlafen? Ihr braucht sicher noch Ruhe. Ich werde Euch nun verlassen.«
Als sie ihm ein Lächeln schenkte, entdeckte Steel etwas in ihren Zügen, das ihn an seine erste Liebe erinnerte, an ihre Cousine Arabella Moore. Wahrscheinlich war es der Ausdruck in ihren Augen. Die Ähnlichkeit berührte ihn und entführte ihn
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