Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
König Ludwig bewusst. Ich glaube, unser letzter Sieg hat diese Herrschaft endgültig beendet. Ich versichere Euch, dass es im Hinblick auf die Religion zu keinerlei Veränderungen kommen wird. Seid versichert, dass meine Männer alles unter Kontrolle behalten werden. Niemand wird Euer Land plündern oder verwüsten, und Euren Landsleuten werden wir mit Respekt begegnen. Sollte es dennoch zu Übergriffen kommen, so werden die Delinquenten dafür büßen. Jeder Mann – ob einfacher Soldat oder Offizier –, der beim Stehlen erwischt wird, und wenn es sich nur um eine Kirsche aus einem Eurer Obstgärten handelt, soll mit dem Leben bezahlen. Da wird es keine Gnade geben, meine Herren. Aber ich denke, ich kenne meine Männer gut genug, um sagen zu können, dass es keinen Anlass geben wird, derartige Strafen vollziehen zu müssen.«
Erneut erhoben sich die Deputierten, Magistraten und spanischen Abgesandten und applaudierten dem Herzog.
Marlborough lächelte und neigte dann den Kopf leicht zur Seite. »Ich bete zu Gott, Hawkins«, flüsterte er, »dass wir zu unserem Wort stehen können.«
»Oh, macht Euch deswegen keine Gedanken, Sir. Die Männer werden das tun, was Ihr von ihnen verlangt. Die Strafen dienen allein der Abschreckung. Keiner würde es wagen, Eure Befehle zu untergraben.«
***
Steel lehnte an der Hauswand, blickte hinaus auf den Hof und beobachtete Baynes, einen gerissenen Burschen, der von der schottischen Grenze stammte, unweit der Stadt Jedburgh. Im Augenblick mühte er sich damit ab, ein Huhn in einen Sack zu stopfen. Natürlich wehrte sich das Tier und strampelte mit den spindeldürren Beinen.
Baynes wähnte sich unbeobachtet und murmelte unentwegt halb zu sich und halb zu dem armen Huhn, das einfach nicht in den Sack wollte: »Komm schon, du kleines Mistvieh. Nur noch ein Stückchen. Einmal noch und du bist drin. Zieh endlich deinen verdammten Kopf ein!« Doch das Federvieh geriet in Panik, als es nichts mehr sah, und pickte den Grenadier in den Zeigefinger.
»Au! Du elendes Vieh, ich zeig dir gleich, woran du picken kannst. Wollte eigentlich deine Beine haben, aber jetzt koch ich dich ganz. Willst du jetzt da rein!«
»Schwierigkeiten, Baynes?«
Der Mann erstarrte und drehte sich langsam in Steels Richtung um. »Ich … kann das erklären, Sir. Das Huhn lief hier einfach so frei rum. Und Ihr habt ja selbst gehört, dass der gute Mann vorhin meinte, er würde alles mit uns im Dorf teilen.«
Steel hob die Augenbrauen. »Also dachtet Ihr Euch: Wäre das nicht ein hübsches Maskottchen für das Regiment? Ich bringe es nur schnell zu Colonel Farquharson und dem Adjutanten und rette es vor dem Kochtopf. Habe ich recht?«
»Ganz recht, Captain Steel, Sir. Ihr habt wieder mal recht.«
»Ich sollte Euch hängen lassen, Baynes. In Bayern hätte man Euch bestimmt aufgeknüpft. Dort hat der Herzog verfügt, dass jeder Dieb zum Tode verurteilt wird.«
Baynes zitterte jetzt. »Stehlen? Ich, Sir? Nein, Sir. Ich stehl doch nichts, ich nicht.«
»Doch, Baynes, das ist Diebstahl … und jetzt lasst das verdammte Huhn wieder raus, und wir reden nicht mehr darüber. Zurück zur Kompanie, auf der Stelle. Aber keine Sorge – ich kümmere mich um die Rationen.«
Drei Stunden später, den Bauch voller Hühnchenfleisch, wachte Steel von einem Schrei auf. Ein zweiter folgte. Kein Licht durchdrang die pechschwarze Dunkelheit, aber Steel brauchte auch nichts zu sehen, um zu wissen, dass irgendetwas nicht stimmte. Sofort tastete er nach dem Degen, sprang auf, ließ trotz der Kälte den Uniformrock liegen und schnallte sich den Gürtel um.
»Sergeant?« Er sah Slaughter zwar nicht, spürte aber, dass der Hüne an seiner Seite war.
»Kam von dort drüben, Sir. Vom Dorfrand.«
Wieder ein Schrei, diesmal höher in der Tonlage. Es war unüberhörbar, dass dort ein Mann Schmerzen litt.
»Kommt, Jacob, gebt Alarm. Die Kompanie zu den Waffen!«
In Steels unmittelbarer Umgebung kamen die anderen Grenadiere auf die Beine und suchten in der Dunkelheit nach ihren Waffen. Als ein weiterer Schrei die Stille zerriss, eilten Steel und Slaughter mit den Wachen durch die Straßen des Dorfes.
Als sie eine schmale Gasse verließen, erreichten sie einen kleinen Platz am Rande der Siedlung. Dort stand ein Kirschbaum in der Mitte, um den sich etwa zwanzig Milizmänner scharten. Alle waren bewaffnet, einige hielten französische Musketen in den Händen, doch die meisten hatten nur Degen und Messer. Einen Moment lang schienen die
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