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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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nicht, dass die Einwohner Brüssels beiderseits der Straße oben an den Fenstern ihrer Backstein- oder Fachwerkhäuser die Hälse reckten, um einen Blick auf die große Armee zu erhaschen, die das Land so grundlegend verändert hatte. Männer und Frauen aller Altersstufen und Stände verfolgten den Einzug der Soldaten mit neugierigen Blicken. Väter balancierten Kinder auf den Schultern, Frauen warfen den Offizieren in ihren mit Litzen besetzten Uniformen und den unrasierten, dreckverschmierten Rotröcken unten auf der Straße Kusshände zu.
    Es war Freitag, der 28. Mai. Nur fünf Tage nach der Schlacht, die die Franzosen so schnell aus den südlichen Niederlanden vertrieben hatte. Steels Grenadiere marschierten stolz an der Spitze von Farquharsons Regiment, in der Mitte einer der längsten Kolonnen von Soldaten, die die Einwohner dieser Stadt je zu Gesicht bekommen hatten. Blumen regneten auf die Truppen herab. Einige der Soldaten bückten sich im Gehen, hoben die Blumen auf und steckten sie sich in die Knopflöcher ihrer Uniformröcke, bis es fast so aussah, als gehöre die Armee zu einem großen, heidnischen Festumzug.
    In gewisser Weise war es auch so. Die Stände Brabants hatten Marlborough die Stadt überlassen, und da der Herzog seine Männer gedrängt hatte, die Franzosen vier Tage lang zu verfolgen, war er mittlerweile der Auffassung, dass die Soldaten sich etwas Ruhe verdient hatten. Die Nachricht hatte sich rasch verbreitet, worauf die Schänken und Bordelle der Stadt geöffnet hatten und auf Kundschaft warteten. Die Wirtsleute und Betreiber der Freudenhäuser wussten, was die Soldaten wollten. Denn in diesem Teil Europas – in jener vom Schicksal gebeutelten Schneise des Blutes – hatte sich jede größere Stadt längst auf die Bedürfnisse einer fremden Armee eingestellt. Ein Blick auf die Männer, die jetzt die Stadt betraten, genügte den Schankwirten, Händlern und Kaufleuten, um zu wissen, dass sie glänzende Geschäfte machen würden, sobald der pompöse Einzug beendet wäre.
    Steel schaute von einer Seite zur anderen und ließ den Jubel und die Freudenrufe auf sich wirken. Kurz darauf verließen sie die Straße und kamen nach einem Rechtsschwenk an einer hohen gotischen Kirche vorbei. Die nächste Straße führte ein Stück weit leicht bergab und mündete dann in einen großen Platz. Als sie an einer Taverne vorbeikamen, sah Steel, dass die Tür von dem größten Mann bewacht wurde, den er je gesehen hatte – von einem Zivilisten, der in den Reihen der Grenadiere nicht weiter aufgefallen wäre. Kurz darauf fiel ihm auf, dass vor jeder Wirtshaustür am Platz so ein Hüne stand. Und spätestens da ahnte er, dass nur wenige Soldaten dieser Armee eine friedliche Nacht verbringen würden, obwohl sie alle kriegsmüde waren.
    Der Anblick einer führerlosen Armee mochte hässlich genug sein, aber nichts war so ungebärdig wie ein siegreiches Heer, das den Verlockungen des Fleisches erlag. Steel hatte nicht die Absicht, seinen Männern diese Freuden zu versagen. Aber er wusste auch, was der Morgen bringen würde. Vom Wein schwere Köpfe, Soldaten, die sich nicht rechtzeitig bei ihren Sergeants zurückmeldeten, gebrochene Kiefer und letzten Endes Strafmaßnahmen. In den kommenden Wochen würden die Männer über die ersten Anzeichen der Syphilis klagen. Huren würden behaupten, man habe ihnen ein Leid getan. Andere Frauen – die sogenannten Schlachtenbummler im Tross – würden ihre plärrenden Sprösslinge durch die Gegend schleppen und nach den Vätern ihrer Bastarde suchen.
    Steel kannte das alles. Er hatte es unzählige Male erlebt. Aber er würde nichts unternehmen, um es zu verhindern. Das konnte er gar nicht – Ausschweifungen und Prasserei lagen den meisten Soldaten im Blut. Diese Laster gehörten ebenso zum Soldatentum wie das Ausharren in der Linienformation unter Dauerbeschuss. Es war eben nur ein Aspekt einer Welt, die er liebte, und im Grunde wollte er es gar nicht anders haben. Bisweilen wünschte er sich allerdings, seine Männer würden ein wenig diskreter vorgehen.
    Er wandte sich Hansam zu, der neben ihm ritt und einem der hübschesten Mädchen mit einem weißen Spitzentaschentuch zuwinkte. »Dir wird nicht entgangen sein, Henry, wie schnell ein Volk uns von Herzen zugetan ist. Aber du weißt sicher auch, dass das nicht immer so ist.«
    »Die Armee ist nie beliebt, Jack. Besonders daheim nicht. Man gibt uns für alles die Schuld. Für die Regierung ist dieser Krieg ein Fass ohne

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