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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Stadtmauern stiegen Rauchsäulen auf. Im Hafen schienen die Flammen aus jedem Winkel in die Höhe zu schießen; die Giebel der stattlichsten Gebäude sowie die Kirchtürme waren in den Rauchschwaden nur noch zu erahnen.
    Unterdessen wurden Steels Männer unten auf der Straße allmählich unruhig. Natürlich hatte es Steel gefreut, diesen äußerst riskanten Angriff führen zu dürfen. Wenn man sich in der Armee zurückhielt, bekam man gar nichts – weder Beförderung noch Beute. Mut und Tapferkeit waren der einzige Weg. Außerdem hatte Colonel Hawkins ihn persönlich gebeten, den Angriff zu leiten. Hieß das nicht, dass der Befehl direkt von Marlborough kam? Hinter den Grenadieren warteten die anderen Soldaten, die man aus den Regimentern eigens für diesen Sturmangriff ausgewählt hatte. Weiter zurück standen die Männer unter dem Kommando des Herzogs von Argyll: Mordaunts Regiment, verstärkt durch Lalos Hugenotten. Argyll selbst stand etwas abseits, neben Forbes auf der Anhöhe der Düne. Und Steel hatte recht behalten. Denn die beiden Männer schienen sich bestens zu verstehen.
    Doch die Stadt würde diesem Feuersturm bald nichts mehr entgegenzusetzen haben, ging es ihm durch den Kopf. Gewiss öffneten sich in Kürze die Tore, oder die Garnison marschierte mit einer weißen Fahne aus der Stadt. Oder käme doch der Befehl zum Angriff?
    Die Zeit verstrich. Niemand erschien am Westtor. Kein Signal der Kapitulation. Und immer noch regneten die Sprengbomben auf die Stadt hernieder.
***
    Gouverneur de la Motte stolperte in der Florida-Kasematte in den Raum von Malbecs Leuten. Unter anderen Umständen hätten die Einwohner der Stadt bei dem unerwarteten Auftauchen des schwitzenden, rotgesichtigen Mannes gespannt zur Tür geschaut. Die Verwundeten hatten indes andere Sorgen und schauten nur matt und erschöpft zum Eingang. Die Blicke der Soldaten jedoch hafteten nicht auf der Gestalt des Gouverneurs, sondern auf der Dame, die unmittelbar hinter de la Motte den Raum betrat. Als Erstes fiel ihre Schönheit auf, die einen starken Kontrast zu all dem blutigen Durcheinander auf dem Boden der stinkenden Kasematte bildete. Dann war da noch ihr Gewand. Lady Henrietta Vaughan trug immer noch dasselbe Kleid aus gelber Seide, das sie an dem Tag ihrer Gefangennahme auf der Fregatte getragen hatte. Sie war auf der Fahrt von Irland nach Southampton unterwegs gewesen, hatte den Landsitz ihres Vaters verlassen. Es war nicht etwa so, dass sie keine andere Kleidung gehabt hätte; ihre Entführer hatten ihr auch erlaubt, ihre persönlichen Dinge zu behalten. Aber dies war nun einmal ihr Lieblingskleid, und da Henrietta mit einem erfolgreichen britischen Angriff auf die Stadt rechnete, wollte sie sich in ihrer besten Garderobe präsentieren.
    Leider war eben dieses Gewand während des Fußwegs durch die Stadt von umherfliegender Asche verschmutzt worden. Einmal hatte sich sogar ein glimmendes Holzstück in den Stoff gebrannt und ein hässliches Loch hinterlassen. Auch ihr Gesicht wies schwarze Rußstreifen auf, Pulverreste klebten auf ihrer Wange, doch ihre Frisur hatte den Weg unbeschadet überstanden – was für das Geschick ihrer Kammerzofe sprach, die Miss Vaughan wie ein Schatten folgte.
    Im Ganzen gesehen, erfreute sich Lady Henrietta jedoch nicht bester Laune. Im Gegenteil, sie war regelrecht außer sich, und wenn die Schönheit dieser Dame überhaupt von etwas übertroffen wurde, dann von ihrem Temperament. Davon sollte sich Major Malbec selbst überzeugen dürfen.
    Auf dem Weg durch die Stadt hatte die Dame ihr Gesicht hinter einem Fächer verborgen, war zu beiden Seiten von Bediensteten und Soldaten flankiert worden. Daher hatte sie nur wenig von dem Leid mitbekommen, das sich in den Straßen abspielte. Henrietta entstammte gleichwohl aus einer Familie, die immer mit dem Militär verbunden gewesen war; deshalb war die junge Dame durchaus mit Kanonendonner und Musketensalven vertraut – freilich nur auf Paraden. Zudem besaß sie eine Vorliebe für Feuerwerke. Von all den Neuankömmlingen, die jetzt Schutz in Malbecs Kasematte suchten, zeigte Lady Henrietta sich gefasst. Doch sie war zornig. Mit ihren wachen Augen suchte sie nach dem kommandierenden Offizier, hatte sich offenbar rasch entschieden und hielt geradewegs auf Malbec zu.
    »Major. Bitte erklärt Euch. Zuerst steckt man mich in eine gottverlassene, übel riechende Baracke und setzt mich dort drei Stunden lang fest. Dann zwingt man mich, während eines Angriffs durch

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