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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Soldat war. Dem Kaiser fiel dies sofort auf.
    »Aha, Ihr seid also ein Deserteur? Nicht wahr? Der Krieg wurde Euch zu viel. Und Ihr habt einiges an Prügel einstecken müssen. Nun, wir sorgen dafür, dass Ihr wieder sauber werdet. Ich werde auch nicht fragen, warum Ihr hier seid oder wohin Ihr wollt. Dies hier …«, er hielt Simpsons Börse hoch, »… beantwortet meine Fragen. Aber eine Sache noch: Solange Ihr bei uns seid, erklärt Ihr Euch bereit, ein Mitglied unserer Bruderschaft zu werden. Ja?«
    »Ja.«
    »Ihr gelobt mir Treue, und sonst keinem anderen König?«
    Steel legte all seine Überzeugungskraft in seine knappe Antwort. »Ja.«
    »Ihr erklärt Euch bereit, Euch an die Gesetze des Königreichs des Argot zu halten? Ihr seid bereit, ein wahrer Parasit zu werden, ein Lügner, ein Dieb, ein Bettler?«
    »Ich schwöre es.«
    »Dann seid willkommen, Freund.«
    Er spie ins offene Feuer, sodass es zischte, und klatschte in die Hände. Augenblicklich tauchten hinter dem Riesen zwei Frauen auf, deren Alter schwer zu bestimmen war. Ihre Haut war lederartig, ihr Haar hing ihnen über die bloßen Schultern und fiel ihnen über die weit ausgeschnittenen Kleider, die kaum etwas von den hängenden Brüsten verdeckten. Die beiden Frauen traten rasch zu Steel und lachten überschwänglich. Instinktiv wich Steel von diesen Vetteln zurück, doch sie bedeuteten ihm, ihnen zu folgen.
    Der Kaiser brach in schallendes Lachen aus. »Habt keine Angst, mein Freund. Sie werden Euch nichts tun. Aber sie werden Euch in jemanden verwandeln, der Ihr nicht seid und dessen Rolle Ihr Euch nie erträumt habt. Wenn sie mit Euch fertig sind, würde Eure eigene Mutter Euch nicht erkennen. Sie sind wahre Künstlerinnen. Lasst Euch auf sie ein, und ich schwöre Euch, dass Ihr sicher aus Paris kommt. Euer Freund hat alles bezahlt. Ihr werdet heimkehren.«

11.
    Steels Blick verlor sich in der Morgendämmerung. Die Sonne ging auf, doch sie hing tief am Horizont, wie ein zorniger orangeroter Ball, halb verdeckt hinter Nebelschwaden. Dieser grau verhangene Morgenhimmel bot keine Freude. Steel hatte gehofft, das fröhliche Singen der Vögel in den Bäumen zu hören, doch an diesem Ort des Todes gab es keine Vogelstimmen … und auch keine Bäume. Nur die blassrote Sonne und die karge, schlammige Ebene, die sich bis zum Horizont erstreckte. Eine Landschaft aus stumpfen Brauntönen mit elenden Schlammlachen, die alles zu verschlucken drohten und deren scheußliches Dreckswasser durch alle Schuhleder drang.
    Steel hatte das Gefühl, als hätte der Schlamm die frische Luft aufgesogen und wieder ausgespien, als unerträglichen Gestank inmitten des Lärms. Ein unaufhörliches dumpfes Schlagen hatte sich in seinen Geist geschlichen und sich in seiner Seele festgesetzt. Steel wusste genau, was die Ursache dafür war: Die Belagerungsgeschütze der Alliierten fanden allmählich in ihren Rhythmus und bombardierten die Stadt Lille.
    Seit Anfang September lagerte die Armee nun schon vor den Toren Lilles, doch die ersten Angriffe hatten bereits im August stattgefunden. Steel war vor zwei Tagen zu seinem alten Regiment gestoßen, unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Paris. Seine Reise durch das nördliche Frankreich hatte zum Glück nicht allzu lange gedauert, denn Simpson und dessen Gehilfen hatten ihm eine sichere Flucht aus Paris ermöglicht.
    Anderthalb Wochen lang hatten sie ihn im stinkenden Nachttopf des Cour des Miracles versteckt. Schließlich, Ende August, war ihm die Flucht aus Paris gelungen. In jenen Tagen hatte die Stadt sich in einem Zustand großer Angst befunden, da die Nachricht von der Belagerung Lilles eintraf. Ein blinder Bettler, der sich zu dieser Zeit durch die nordöstlichen Straßen schleppte und die Porte de Belville passierte, fiel daher nicht weiter auf. Die meisten Leute hatten sich anscheinend in die Kirchen der Stadt geflüchtet, in der Hoffnung, durch Gebete zu erflehen, der Allmächtige möge sie vor den Armeen der Alliierten verschonen.
    Die Stadtwache war ohnehin dezimiert, da die meisten waffenfähigen Männer längst an die Front geschickt worden waren, um sich gegen die Flut von Marlboroughs Soldaten zu stemmen. Und die restlichen Soldaten waren emsig damit beschäftigt, die kaum vorhandenen Befestigungsanlagen der Stadt zu reorganisieren, und hatten daher keine Zeit, auf einen Bettler wie Steel zu achten.
    Sein Pferd stand natürlich nicht mehr in der Schänke, in der er es vor fast einem Monat untergestellt hatte. In

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