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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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vollkommen zerstört. Flammen schossen in die Höhe. Überall lagen Steinquader, Holz und Schutt, so weit das Auge reichte.
    Steel wandte sich Slaughter zu. »Das war’s, Sergeant. Die Mineure haben ganze Arbeit geleistet. Teile der Befestigungsanlagen sind unterminiert.« Sein Blick fiel auf seine Männer. »Könnt ihr die Bresche dort sehen, Jungs? Das ist unser Ziel. Kommt, folgt mir, ehe die Franzmänner es sich anders überlegen und wieder klar denken können.«
    Steel hörte eine Stimme irgendwo aus den Reihen; er konnte nicht sehen, wer sprach. »Bei Gott, Sergeant! Sieht aus wie das Tor zur Hölle. Verfluchte Scheiße! Da wollen wir doch wohl nicht hin?«
    Mit einem Schritt war Steel oben am Graben und kletterte auf die Gabionen der Brustwehr. Sofort folgten ihm die Grenadiere. Überall rechts und links erschienen die rot uniformierten Soldaten an den Gräben.
    Slaughter brüllte: »Formieren! Linienformation! Bereithalten! Wartet … wartet, sage ich! Bereithalten, Jungs. Erst auf Kommando.«
    Steel schwenkte den Degen hoch über seinem Kopf. »Die Grenadiere werden mit mir vorrücken. Für das Regiment und für Königin Anne! Vorwärts, Männer! Zeigen wir’s den Hunden!«
    Unter Jubelrufen bahnten sie sich im Eilschritttempo des Angriffs ihren Weg über die schlammige Ebene. Inzwischen konnten sie alle die breite Bresche in der äußeren Verteidigungsmauer sehen. Zwei Wochen lang hatten die Mineure einen Stollen bis unter die Festung gegraben: Männer aus Yorkshire, Nottingham und Cornwall hatten mit bloßen Oberkörpern in einem langen, furchtbar engen Tunnel geschwitzt und den Stollen jeden Tag weiter vorangetrieben, um dann jede Menge Sprengstoff unmittelbar unterhalb von Vaubans Meisterwerk zu positionieren. Das war das Verdienst der tapferen Mineure, und Steel war entschlossen, dafür zu sorgen, dass die Anstrengungen unter Tage nicht umsonst gewesen waren.
    Er stapfte weiter durch den Matsch, schaute sich um und sah die vertrauten Kameraden in seiner Nähe: Hansam, Williams, Slaughter und all die anderen. »Folgt mir!«, rief er über die Schulter. »Wir haben es fast geschafft. Es ist nicht mehr weit, Jungs.«
    Er hörte, dass Williams in einiger Entfernung irgendetwas rief und sah ihn mit der Degenspitze in Richtung Fort zeigen, aber im Lärm der alliierten Geschütze konnte er die Worte nicht verstehen. Deshalb blickte er in die Richtung, in die Williams’ Degen wies, und erkannte, was dem jungen Offizier Sorgen bereitete. Denn dort drüben, unmittelbar am Höllenschlund, strömte eine große Anzahl weiß uniformierter Soldaten aus der Bresche. Und die Männer sahen nicht so aus, als wären sie bereit, sich zu ergeben.
    »Allmächtiger!«, entfuhr es Steel. »Wie ist das möglich?«
    Er brauchte nicht lange zu überlegen. Die belagerte Garnison unternahm einen Ausfall. Der Albtraum jedes Soldaten, der an einer Belagerung teilnimmt. Erst ließen die Verteidiger die Angreifer in freiem Gelände näher herankommen und zielten in aller Ruhe auf möglichst viele Gegner, ehe sie sich selbstbewusst aufmachten, die Gegenoffensive einzuleiten.
    Steel behielt das Eiltempo zunächst bei. Er sah, wie die weiße Flut aus Soldaten bis auf Bataillonsstärke heranwuchs, da immer mehr Gegner durch die Bresche strömten. Das sind Tausende, dachte er, genug, um den Angreifern zahlenmäßig überlegen zu sein.
    »Weiter, Jungs! Wir können es mit ihnen aufnehmen. Die plustern sich nur auf. Sie wissen, dass sie verloren sind.«
    In Wirklichkeit glaubte er seinen eigenen Worten nicht. Die Briten konnten jetzt nämlich nur darauf hoffen, die Stellung zu halten. Mit etwas Glück blieb die französische Gegenoffensive stecken. Falls nicht, würden die Briten zwar noch mit dem Leben davonkommen, aber sie würden jeden kostbaren Yard wieder einbüßen, den sie im Sturmlauf genommen hatten und für den viele Kameraden gefallen waren. Es war Irrsinn, doch es gab keine Alternative.
    Steel wartete den richtigen Augenblick ab. »Halt! Bereit machen!«
    Sie hatten immer noch die Möglichkeit, die französische Attacke mit einer scharfen Salve abzufangen. Steel war bewusst, dass die anderen fünf Kompanien des Regiments noch weiterliefen, aber er vertraute darauf, dass die Kameraden ebenfalls stehen bleiben würden, sobald sie sahen, was sich vorn bei der Bresche ereignet hatte. Wenn der Adjutant oder Colonel Farquharson genug Grips hatten, konnten sie die Linienformation der Grenadiere weiter verstärken, um den Franzosen eine

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