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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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während der letzten Stunde habe ich mich ein wenig in einem der Waldgebiete umgesehen, Sir, und festgestellt, dass man sehr wohl durch das Unterholz kommt, natürlich ohne Formation.«
    Webb lachte. »Das mag ja sein, Captain, aber was sollte das den Franzosen nützen? Eine nicht formierte Einheit stellt für uns keine Bedrohung dar, und wir können den Wald auch nicht für unseren Angriff nutzen.«
    »Ich glaube auch nicht, dass die Franzosen durch den Wald kommen werden, Sir. Es ging mir vielmehr darum, dass unsere eigenen Leute sich den Vorteil zunutze machen können. Ich bitte Euch, die Hälfte meiner Grenadiere auf dem linken Flügel zu positionieren, verdeckt im Schutz des Waldes, und dahinter eine Einheit Preußen, vielleicht das Regiment des Erbprinzen von Braunschweig. Auf dem rechten Flügel stünden dann der Rest der Grenadiere und noch ein Bataillon, das zu solch einem Manöver fähig wäre.« Er deutete auf einen der niederländischen Kommandeure. »Dürfte ich das Heukelom-Regiment unter Colonel de Villegas vorschlagen? Die ersten Männer wurden vorwiegend aus Zeeland rekrutiert, wenn ich mich recht erinnere. Genau diese Männer würden sich dafür eignen.«
    Webb sah durchaus interessiert aus, daher fuhr Steel fort: »Die Wälder sind dicht genug, um die Einheiten ausreichend zu verbergen. Mein Vorschlag wäre, dass die Männer aus beiden Einheiten sich so gut wie möglich im Unterholz verstecken, damit die Franzosen unsere Stärke unterschätzen. Dann führen wir die Schlacht nach Euren Maßgaben, Sir. Unmittelbar nach dem Beschuss der Artillerie wird das Feuergefecht einsetzen, worauf die Franzosen vorrücken werden. Schon bald werden sie mit ihren ungeschützten Flanken auf Höhe unserer Waldabschnitte sein. Das ist der Moment, Sir. Auf ein vereinbartes Zeichen hin richten sich die Preußen und meine Grenadiere auf der linken Seite und die zweite Hälfte der Grenadiere und die Niederländer auf der gegenüberliegenden Seite auf und feuern eine Salve nach der anderen in die Flanken des Feindes. Natürlich warten wir, bis sie nur noch dreißig oder vierzig Yards von unseren Linien entfernt sind. Und dann schnappt die Falle zu.«
    Webb trat einen Schritt vom Kartentisch zurück und nickte. Dem Kopfnicken und den leisen Bemerkungen der anderen Offiziere war zu entnehmen, dass Steels Vorschlag auf Zustimmung stieß. Schließlich ergriff der General wieder das Wort: »Captain Steel, Euer Plan ist bizarr und gewagt und entspricht gewiss nicht den Regeln des Krieges. Aber nach meinem Dafürhalten dürfte dies unsere einzige Hoffnung sein, zumal wir unterlegen sind und kaum über Reiter verfügen. Wenn die Dänen zustimmen, dürft Ihr Euren Plan in die Tat umsetzen.«
    Sein Blick schweifte zu Colonel Carlsen, der zustimmend nickte.
    »Also dann, meine Herren. Aber vergesst nicht, dass Ihr zwei wertvolle Bataillone in die Waagschale werft, ein Sechstel meiner gesamten Schlagkraft. Sollte etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommen, werde ich Euch als Urheber des Vorhabens zur Verantwortung ziehen. Habt Ihr mich verstanden?«
    »Voll und ganz, Sir. Und habt Dank.«
***
    Steel stand mit der Hälfte seines neuen Bataillons am Anfang eines Pfades, der links von den Stellungen durch den Wald verlief. Er hatte einige Offiziere um sich geschart, von denen drei aus anderen Einheiten stammten, aus denen sein zusammengefügtes Bataillon bestand. Nur zwei Männer waren ihm vertraut: Hansam und Tom Williams.
    Noch einmal ließ er den Blick über die Einheiten gleiten, die er fortan befehligte. Ganz vorn erkannte er die eigene Kompanie in ihren roten Uniformröcken und hohen Mützen, die sich die Männer beim Abmarsch in Lille wieder aufgesetzt hatten. Dahinter warteten die Dänen, die Preußen und die niederländischen Kontingente. Viele Männer würden nicht verstehen, was er zu seinen eigenen Leuten sagen würde, aber sie hörten vielleicht den Nachdruck aus seinen Worten heraus. Womöglich erahnten sie Steels Absicht, die Stellung um jeden Preis zu halten.
    Deshalb begann er laut und vernehmlich: »Wir werden den linken Flügel unserer Stellung einnehmen. Diesen Boden«, er stampfte mit dem Stiefel auf, »genau hier.« Er hörte, dass ein Raunen durch die Reihen ging, und wusste auch den Grund dafür. »Ich weiß, dass wir normalerweise nicht links von der Linienformation stehen, aber ich garantiere euch, dass wir ehrenhaft kämpfen werden. Und ich habe die Absicht, diese Position zu halten, bis zum letzten

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