Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)
schnell es geht!«
Slaughter salutierte und lief mit den Kameraden die Straße hinauf. Steel wandte sich Maclean zu. »Und jetzt, Major, sollten wir gehen. Es wäre nicht gut, dem Herzog den ganzen Ruhm zu überlassen, oder?«
***
Simpson rannte so schnell, als wäre der Leibhaftige hinter seiner Seele her. Im Augenblick beschäftigte ihn nur ein Gedanke: Er musste um jeden Preis verhindern, dass Steel auf Major Maclean traf. Tom Williams’ Worte hatten ein ganzes Räderwerk in Simpsons Kopf in Gang gesetzt. Wie es schien, hatte der Major sich vom Kampfgeschehen abgewandt, weil er angeblich eine wichtige Angelegenheit zu regeln hatte … es ging um die Sicherheit einer Dame.
Simpson hatte keine Zweifel, in welche Richtung der Major unterwegs war. Was wäre, wenn Steel noch bei seiner Frau war und Maclean hereinplatzte? Simpson konnte nicht zulassen, dass Steel von Maclean getötet wurde, und wenn der Zweikampf anders ausging, würde Steel sich vor einem Kriegsgericht verantworten müssen. Das Schicksal ist grausam, dachte Simpson, aber die Sache mit Malbec würde warten müssen.
Er eilte um eine Häuserecke und stand endlich vor der Schänke. In der Straße war niemand. Simpson öffnete die Tür und trat ein. Die Zecher waren inzwischen leiser geworden, die Schankstube war leerer als noch vor Stunden. Simpson ging zur Treppe und stieg hinauf ins obere Stockwerk, erfüllt von einer bösen Vorahnung. Doch die Tür am Ende des Korridors war zu. Simpson lauschte. Als er die Stimme einer Frau hörte, drückte er die Tür auf.
Sein Blick fiel auf Henrietta Steel, die mit ihrer Dienerin sprach. Abseits stand ein rot uniformierter Grenadier.
Erleichtert atmete Simpson auf. »Oh, Gott sei Dank.«
»Captain Simpson?«, rief Henrietta erstaunt. »Was für eine Überraschung. Seid auch Ihr für meine Sicherheit verantwortlich? Wie ritterlich von Euch.«
Simpson schüttelte den Kopf. »Nein, Mylady, ich bin gekommen, um Euch zu warnen. Euer Mann und Major Maclean sind auf dem Weg hierher. Die beiden dürfen sich nicht begegnen.«
Henrietta beteuerte ihre Unschuld, doch Simpson unterbrach sie und hielt eine Hand hoch. »Ich bitte Euch, meine Dame. Ich weiß alles. Bis vor Kurzem war es mein Beruf, alles in Erfahrung zu bringen, was um mich herum vorgeht. Dürfte ich Euch vorschlagen, dass Ihr mit mir kommt, um jegliche Konfrontation zu vermeiden?«
»Ich fürchte, Ihr seid zu spät gekommen, Captain. Mein Mann, Captain Steel, hat mir bereits einen Besuch abgestattet. Er weiß um meine … neue Situation. Major Maclean weiß es noch nicht, aber er wird ja gleich erfahren, dass mein Mann hier war. Ihr seht also, dass Eure Befürchtungen unbegründet sind. Ich bin in Sicherheit.«
Im selben Moment erbebten die Wände der Unterkunft, als ein Schuss aus unmittelbarer Nähe abgefeuert wurde. Der Grenadier, der während des Gesprächs seinen Blick nicht von Henriettas Dienerin hatte wenden können, sackte tödlich getroffen zu Boden. Blut sickerte aus einem Loch in seiner Schläfe und färbte die Dielen rot. Die Dienerin starrte in stummem Entsetzen auf den Toten, ehe sie ohnmächtig zusammenbrach. Simpson und Henrietta blickten erschrocken zur Tür und sahen durch den wabernden Pulverdampf das Gesicht von Claude Malbec. Ein Lächeln umspielte die Mundwinkel des Majors.
»Captain Simpson«, sprach er schließlich. »Endlich begegnen wir uns. Es ist mir eine Ehre, Eure Bekanntschaft zu machen, obwohl ich vermute, dass es nur bei einer flüchtigen Bekanntschaft bleiben wird.«
Simpson erwiderte das Lächeln und sah, dass Malbec eine zweite Pistole in der linken Hand hielt. Damit zielte er direkt auf Simpsons Kopf.
»Major Malbec. Und ich dachte schon, ich hätte Euch verloren. Ihr könnt gar nicht ermessen, wie sehr ich bemüht war, Euch zu finden. Ihr tut mir einen Gefallen, Sir. Ich stehe in Eurer Schuld.«
Malbec schüttelte den Kopf. »Wie sehr ich Euren englischen Wagemut bewundere. Es tut nichts zur Sache, wie lange ich die Engländer schon kenne, ich werde sie wohl nie ganz verstehen. Doch im Grunde ihres Herzens bleiben sie eine Nation gottloser Hurensöhne.«
»Kommt, kommt, Major. Ihr lasst Euch von Euren Gefühlen übermannen, Sir. Solltet Ihr nicht auf Eure Wortwahl achten? Immerhin befindet sich noch eine Lady im Raum.«
»Ihr scheint zu vergessen, Captain Simpson, dass ich die einzige Pistole hier im Zimmer habe, und sie ist auf Euren Kopf gerichtet.«
Erst jetzt ergriff Henrietta das Wort. »Und Ihr
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