Steh zu dir
hier besucht, zusammen mit mir. Chloe lebt in London und Anthony in New York. Er arbeitet bei mir. Ich lebe auch in New York.« Das waren ziemlich viele Informationen auf einmal für Carole.
»Wo lebe ich? Mit dir?«
»Nein. Du lebst in Los Angeles. Wir sind nicht mehr verheiratet. Aber wir waren es lange Zeit.“
»Warum?« Carole schaute ihm tief in die Augen. Sie musste alles ganz genau wissen, um herauszufinden, wer sie war. Sie fühlte sich so verloren!
»Das ist eine lange Geschichte. Vielleicht sollten wir ein anderes Mal darüber reden.« Weder er noch Stevie mochten ihr von Sean erzählen. Das war einfach zu früh. Sie konnte sich ja nicht einmal an ihn erinnern, dann musste sie sich auch nicht damit belasten, dass sie Sean vor zwei Jahren verloren hatte. »Wir sind geschieden.“
»Das ist traurig.« Carole schien zu verstehen, was es bedeutete, geschieden zu sein, wie Stevie fasziniert feststellte. Manche Zusammenhänge und Wörter erkannte sie, andere waren ihr gänzlich fremd. Es war sonderbar, was erhalten geblieben war.
»Ja, das ist es«, stimmte Jason zu. Und dann erzählte auch er ihr von Thanksgiving und dem Dinner, das sie im Hotel essen würden.
»Das ist viel Essen. Krank«, erklärte Carole. Er nickte und lachte.
»Da hast du recht. Aber es ist ein schöner Feiertag. Ein Tag, an dem wir Gott für all das Gute danken, das uns zuteil wird. Zum Beispiel, dass du jetzt hier sitzt und mit mir redest«, sagte er mit zärtlichem Blick. »Dieses Jahr danke ich Gott dafür, dass du bei uns bist, Carole.« Stevie wollte sich taktvoll aus dem Raum schleichen, aber er bat sie zu bleiben. Sie hatten alle nichts voreinander zu verbergen.
»Ich bin für euch beide dankbar«, antwortete Carole und sah ihre Besucher an. Sie wusste im Grunde nicht, wer die beiden waren, aber sie waren gut zu ihr, und Carole spürte, wie viel Liebe sie ihr entgegenbrachten.
Sie plauderten noch eine Weile zu dritt, und Carole fielen tatsächlich ein paar weitere Wörter ein, die meisten im Zusammenhang mit Thanksgiving. Mince Pie kam ihr plötzlich wie von selbst über die Lippen und Kürbiskuchen. Sie hatte allerdings keine Ahnung, was das sein könnte. Stevie hatte ihr gegenüber lediglich Apfelkuchen erwähnt, da man die anderen traditionellen Kuchen im Hotel nicht zubereiten konnte. Schließlich standen Stevie und Jason auf, um sich zu verabschieden.
»Wir fahren jetzt ins Hotel zurück, zum Thanksgiving-Dinner mit Chloe und Anthony«, erklärte Jason mit liebevollem Blick und hielt Caroles Hand. »Ich wünschte, du könntest mitkommen.« Sie runzelte die Stirn, als versuche sie etwas schwer Fassbares in ihrem Kopf zu lokalisieren, aber es gelang ihr nicht.
»Hotel?«, fragte sie nach.
»Das Ritz. Dort wohnst du immer, wenn du in Paris bist. Du liebst es. Es ist wunderschön. Sie servieren uns ein Truthahn-Dinner in einem privaten Speisezimmer.“
»Das klingt nett.« Carole wirkte traurig. »Ich kann mich an nichts erinnern, wer ich bin, wer ihr seid, wo ich lebe … das Hotel … ich kann mich nicht einmal an Thanksgiving erinnern, oder an Truthahn und Pie.« Tränen der Verzweiflung traten ihr in die Augen. Das mit anzusehen, versetzte Jason und Stevie einen Stich.
»Das kommt wieder«, versicherte Stevie leise. »Es braucht seine Zeit. Das sind Unmengen an Informationen, die du zurückhaben möchtest. Mach langsam.« Sie lächelte Carole liebevoll an. »Du wirst es schaffen. Das verspreche ich dir.“
»Hältst du deine Versprechen?«, fragte Carole und sah Stevie an.
»Immer.« Stevie hob die Hand zum Schwur und schrieb dann mit zwei Fingern ein X über ihre Brust. Carole begann zu strahlen und stimmte mit ein:
»Hand aufs Herz! Erinnere mich«, rief sie triumphierend. Stevie und Jason lachten.
»Siehst du! Du erinnerst dich an alles Wichtige, zum Beispiel daran, wie man schwört. Der Rest wird dir auch noch einfallen«, versicherte Stevie mit aufmunterndem Lächeln.
»Hoffentlich«, pflichtete Carole eifrig bei, während sich Jason vorbeugte und sie auf die Stirn küsste. Stevie drückte ihr die Hand. »Schönes Dinner. Esst für mich Truthahn mit.«
»Wir werden dir heute Abend welchen vorbeibringen«, versprach Jason. Er und die Kinder hatten vor, nach dem Essen noch einmal ins Krankenhaus zu fahren.
»Schönes Thanksgiving«, sagte Stevie und küsste Carole auf die Wange. Sie fühlte sich dabei ein bisschen komisch, weil sie für Carole jetzt eine Fremde war. Aber Carole ergriff ihre Hand und
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