Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)
sei ein Vertrauensbruch. Und er war nicht bereit, mir diesen zu verzeihen.
Meine Mutter riet mir daraufhin, Kosta aus meinem Kopf und meinem Herzen zu streichen, weil aus der Beziehung nichts werden könne. Auch meine Schwester unterstützte mich nicht, sie hielt sich einfach aus der Sache heraus. Das fand ich zwar enttäuschend, aber es war auch typisch für Katja. So ist sie eben, sie vermeidet Ärger.
Als ich merkte, dass alle in meiner Familie gegen Kosta waren oder unserer Beziehung keine Chance gaben, spürte ich erst, wie wichtig mir Kosta wirklich geworden war. Kein Mensch konnte mir verbieten, mit ihm zusammen zu sein – auch nicht mein Vater. Das hätte ich vorher wohl nie so gesagt. Jetzt aber war ich mir dessen sicher und wusste damit, dass ich nicht nur ein wenig albern verliebt war, sondern richtig und ernsthaft. Kosta war es mir wert, meinem Vater die Stirn zu bieten, und das zum ersten Mal in meinem Leben.
Wer zu uns hielt, war mein Trainer Thomas Wiedemann. Seit 19 Jahren war er eng mit meinem Vater befreundet, und er kannte auch mich und Kosta. Tommy war es, der Kosta als Erster auf die Situation bei uns zu Hause ansprach und dann auch ein Gespräch zwischen Kosta und meinem Vater organisierte. Tommy war immer fair und korrekt – er bildete sich seine eigene Meinung, obwohl ihn eine lange Freundschaft mit meinem Vater verband. Mein anderer Trainer Jürgen Grabosch konnte mich in dieser Zeit nicht unterstützen, denn auf Initiative meines Vaters war schon seit einigen Monaten Torsten Schmitz mein neuer Cheftrainer. Ein guter Trainer, der uns aber nicht besonders gut kannte.
Etwa vier bis fünf Tage nachdem ich meinem Vater von uns erzählt hatte, trafen sich Kosta und Papa zum ersten Mal. Ich glaube, mein Vater fand Kosta sogar in Ordnung. Er sagte zu ihm: »Du bist ein super Typ, du bist ein super Kerl, ich mag dich jetzt schon, aber Rola hat mich enttäuscht. Das mit euch kommt deshalb nicht in Frage für mich.« Kosta ließ sich aber nicht einschüchtern und versicherte meinem Vater, dass es ihm ernst mit mir sei und er mich nicht fallen lassen oder aufgeben würde. Er bot sogar an, dass mein Vater mit seiner geschiedenen Frau sprechen könne, er bot überhaupt alle Gespräche an, die man sich vorstellen kann. Er bat auch um Zeit und darum, beweisen zu dürfen, dass er es ernst meinte und ein guter Kerl sei. Kosta kämpfte für unsere Beziehung, und er ist grundsätzlich der Meinung, dass man über alles reden kann und muss. Aber mein Vater wollte nichts hören. Er sagte nur immer wieder: »Meine Tochter hat mich drei Monate lang hintergangen. Daher ist das Thema für mich erledigt.«
Für uns als Paar war das Thema aber alles andere als erledigt. Mein Vater verbot zwar erfolgreich, dass wir uns trafen, trotzdem telefonierten Kosta und ich ständig. Auch bei Papa meldete sich Kosta regelmäßig, um nach mir zu fragen und um immer wieder um ein Gespräch zu bitten.
Doch mein Vater schaltete auf stur. Er ließ mich jetzt nirgendwo mehr allein hingehen, und wenn er selbst mich nicht begleiten konnte, schickte er meine Mutter mit. Im Gym, während des Trainings, stand mein Vater immer in meiner Nähe und achtete darauf, ob ich mich nach Kosta umsah oder wir uns Blicke zuwarfen. Damit aber nicht genug, mein Vater erkundigte sich auch in der halben Stadt nach Kosta – was dazu führte, dass wildfremde Leute mich darauf ansprachen, was bei uns eigentlich los sei. Mein Vater machte sich mit seinem Verhalten lächerlich und mich mit, weil bald jeder wusste, was bei uns lief. Ich bat die Leute, sich aus unseren Angelegenheiten herauszuhalten, was aber nicht funktionierte. Natürlich gab es genug Bekannte, die mir gut zuredeten und meinten, ich sei schließlich alt genug, um solche Dinge selbst zu entscheiden. Aber es gab auch diejenigen, die Kosta, meinen Vater und mich gegeneinander ausspielen wollten. Die erzählten meinem Vater, was er hören wollte – Kostas Jugendsünden wurden ausgepackt, und auch nicht jeder sagte nur Positives über mich. Es gibt leider viele missgünstige Menschen, und die nutzten unsere Situation aus. Ich für meinen Teil fiel nicht auf ihr Geschwätz herein und distanzierte mich davon. Es interessierte mich nicht, ob irgendjemand irgendetwas Schlechtes über Kosta zu sagen hatte, weil ich mir meine eigene Meinung gebildet hatte. Mein Papa aber leider nicht, sondern er hörte auf die Menschen, die sich einmischen wollten.
Bald kam mein Vater mit dem Argument, dass
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