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Stein und Flöte

Stein und Flöte

Titel: Stein und Flöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bemmann
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gegen sie haben könne.
    Er sollte es bald erfahren. Zunächst nahm ihnen ein Junge die Reittiere ab und führte sie hinter das Haus in den Stall. Lagosch hatte währenddessen die Schlittenpferde ausgeschirrt und folgte ihm. Dann traten Barlo und Lauscher in einen Vorraum, legten dort die schneebestäubten Pelze ab und wurden vom Hausherrn in die Stube geführt, in der es nach dem Rauch des Holzfeuers roch, das seitwärts auf der Herdstelle brannte.
    Sobald sie auf der Wandbank neben dem Feuer Platz genommen hatten, sagte Walosch: »Ihr werdet euch über die sonderbare Begrüßung durch meinen Schwager gewundert haben. Ich muß euch sein Mißtrauen erklären. Er sagte, vor ein paar Tagen sei ein Mann bei ihm gewesen, und der habe ihm erzählt, hier in der Gegend treibe sich ein Flöter herum, dem man nicht trauen könne. Eigentlich sei er ein davongelaufener Stallbursche, und man habe ihm die Zunge herausgeschnitten, weil er seine Herrschaft bestohlen und aufsässige Reden geführt habe. Mit ihm reite auch ein Junge, der hinterhältig und böse sei. Ich muß zugeben, daß manches von dem auf euch beide zutrifft, aber ich kenne euch jetzt lange genug und kann das übrige nicht glauben.«
    Statt einer Antwort setzte Barlo seine Flöte an die Lippen und spielte eine kurze Tonfolge, bei der Lauscher sogleich Wölfe durch den Wald traben sah. Dieser Gedanke war ihm auch schon gekommen, und so sagte er zu Kurlosch: »Erlaubst du mir, daß ich dir ein paar Fragen stelle?«
    »Ihr beide habt eine merkwürdige Art, euch zu verständigen«, sagte Kurlosch. »Aber frage nur. Wenn ich eine Antwort weiß, sollst du sie bekommen.«
    »Trug dieser Mann, der das alles erzählt hat, einen Wolfspelz?« fragte Lauscher.
    »Ja«, sagte Kurlosch, »aber das ist zu dieser Jahreszeit wohl nichts Besonderes.«
    »Hatte er gelbliche Augen?« fragte Lauscher weiter.
    Kurlosch blickte überrascht auf. »Auch das stimmt«, sagte er. »Wir haben uns noch gewundert, wie ein Mensch solche Augen haben kann.«
    »Dann stelle ich noch eine dritte Frage«, sagte Lauscher. »War er über Nacht bei euch?«
    »Nein«, sagte Kurlosch. »Obwohl ich ihm gegen Abend ein Nachtlager anbot, wollte er sich wieder auf den Weg machen. Er hatte es plötzlich recht eilig, schien mir, und ich habe mich gefragt, wohin er in dieser Nacht noch wollte. Denn die Sonne stand schon dicht über dem Horizont, als er ging.«
    Lauscher blickte Barlo an, und als dieser nickte, sagte Lauscher: »Dann weiß ich, wen du zu Gast gehabt hast, und du solltest froh sein, daß er nicht über Nacht geblieben ist.«
    »Das mag sein, wie es will«, sagte Kurlosch. »Aber ich wüßte jetzt gern, ob er euch mit seinen Worten gemeint hat und ob das alles zutrifft, was er erzählte.«
    »Ja«, sagte Lauscher, »er hat uns gemeint. Und auch das, was er über meinen Herren gesagt hat, war nicht alles erfunden. Nur wirst du es wohl anders beurteilen, wenn du die ganze Geschichte kennst.«
    »Da ich den Gelbäugigen angehört habe, werde ich nun auch dich anhören«, sagte Kurlosch. »Ich weiß schon, daß jedes Ding zwei Seiten hat. Ob deine die bessere ist, wird sich ja zeigen.«
    Da erzählte Lauscher in Kürze von Gisa und ihren zottigen Knechten und berichtete auch, ohne sich dabei zu schonen, daß er selbst das Urteil über Barlo gesprochen hatte und wie es dazu gekommen war, daß er jetzt als sein Diener mit ihm durch die Lande ritt.
    Kurlosch dachte eine Weile nach, als er sich das angehört hatte und sagte dann: »Daß du deine Schuld an Barlos Unglück so offen zugibst, läßt deine Geschichte glaubhaft erscheinen. Und wenn das stimmt, was du von der Herkunft des Gelbäugigen erzählt hast, dann ist ihm solche Offenheit fremd. Er hat eher erwartet, daß du Barlo aufs neue beschuldigst, weil diese wölfische Art sich nicht vorstellen kann, daß jemand seine Tat bereut. Eines möchte ich noch wissen: Du hast einen Stein erwähnt, den Barlo genommen hatte. Trägst du ihn noch bei dir?«
    »Ja«, sagte Lauscher.
    »Willst du ihn mir zeigen?« fragte Kurlosch.
    »Gern«, sagte Lauscher, holte den Beutel hervor und nahm den Stein heraus. Kurlosch betrachtete den schimmernden Augenstein in Lauschers Hand und nickte, als habe sich seine Ahnung bestätigt. »Ich hab mir’s schon gedacht«, sagte er. »Das ist Arnis Stein.«
    »Was weißt du von Arni?« fragte Lauscher überrascht. »Hast du ihn einmal getroffen?«
    »Ja«, sagte Kurlosch. »Vor vielen Jahren. Aber für diese Geschichte ist jetzt

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