Steinbock-Spiele
NeutrinoFluß-Entzerrer die Sicherheitsabschirmung im Weißen Haus ab und sauste an einem Interpenetrator-Strahl herab. Ich landete genau vor ihm. Man muß es ihm lassen; er fing nicht an zu schreien. Er wich zurück und wollte nach einem Alarmknopf greifen, aber ich sagte: »Nur die Ruhe, Mr. President, es passiert Ihnen nichts. Ich will nur mit Ihnen reden. Haben Sie fünf Minuten Zeit für eine kleine Unterhaltung?« Und ich bestrahlte ihn mit dem Konzeptatron, damit er sich entspannte und aufnahmebereit wurde. »Okay, Chef?«
»Sie können reden, mein Sohn«, erwiderte er. »Ich bin immer begierig darauf, die Stimme der Öffentlichkeit zu hören, und vor allem kommt es mir darauf an, auf die Bedürfnisse und Probleme der jüngeren Generation einzugehen. Unsere tüchtigen, jungen Leute, die –«
»Sehr schön, Dick. Okay: jetzt hören Sie mal zu. Das ganze Land fällt auseinander, nicht? Die Umwelt geht zugrunde, die Städte sind im Verfall, die Farbigen greifen nach den Waffen, die Rechtsradikalen decken sich mit Napalm ein, die jungen Männer werden in einem irren Krieg nach dem anderen verheizt, die Gefängnisse erzeugen Verbrecher, statt sie zu bessern, die viktorianischen Sexualkonventionen verwandeln Millionen potentiell glücksbefähigter Menschen in seelische Wracks, die Drogengesetze ergeben keinen Sinn, die Frauen hängen immer noch der Mutter-Chauffeur-Köchin-Dienstmädchen-Masche an, die Männer der von Schnaps-Schußwaffen-Weibern, die Bevölkerung nimmt immer noch zu und füllt den leeren, weiten Raum, in dem noch Sauberkeit herrscht, die Wirtschaftsstruktur ist auf Selbstzerstörung eingerichtet, weil Kapital und Arbeit sich zusammengetan haben, um den Verbraucher zu schröpfen, und so weiter. Ich bin sicher, daß Sie die Probleme kennen, weil Sie der Präsident sind und viele Zeitungen lesen. Okay. Wie sind wir in diese Patsche hineingeraten? Durch Zufall? Nein. Durch schlechtes Karma? Das glaube ich einfach nicht. Durch unentrinnbare deterministische Faktoren? Nein. Wir sind hineingeraten durch Dummheit, Habgier und Trägheit. Wir sind so gierig, daß wir nicht einmal begreifen, daß wir es selbst sind, die wir ausrauben. Aber das kann in Ordnung gebracht werden, Dick, das kann alles in Ordnung gebracht werden! Wir brauchen nur aufzuwachen! Und Sie sind der Mann, der das erreichen kann. Wollen Sie nicht in die Geschichte eingehen als der Mann, der diesem großen Land geholfen hat, sich zusammenzureißen? Sie und dreißig einflußreiche Kongreßabgeordnete und fünf Mitglieder des Obersten Bundesgerichts können das schaffen. Sie brauchen nur das nationale Bewußtsein durch einige Anordnungen der Exekutive umzugestalten, die durch Beschlüsse im Kongreß gestützt werden. Stellen Sie sich vor die Fernsehkameras, Mann, und verlangen Sie von Ihrer schweigenden Mehrheit, daß sie sich am Riemen reißt. Verkünden Sie die Herrschaft der Liebe. Kein Krieg mehr, verstanden? Morgen ist er vorbei. Kein Wirtschaftswachstum mehr; wir begnügen uns mit dem, was wir haben und fangen an, die Flüsse und Seen und Wälder zu säubern. Keine Babys mehr als Statussymbole und Beschwichtiger für unbeschäftigte Hausfrauen; von jetzt an bekommen die Menschen nur noch Kinder, um vernünftige neue Menschen in die Welt zu setzen, zwei oder drei je Ehepaar. Ab Morgen heben wir alle Gesetze gegen Dinge auf, die die Menschen tun, ohne andere Menschen zu schädigen. Und so weiter. Wir verkünden ein neues Grundgesetz, das jedem Individuum das Recht auf ein erfülltes und produktives Leben nach seiner eigenen Fasson zugesteht. Wollen Sie das tun?«
»Nun –«
»Eines möchte ich gleich klarstellen«, sagte ich. »Sie werden es tun. Sie werden dem ganzen Mist ein Ende machen, der hier in diesem Land produziert worden ist. Wissen Sie, woher ich weiß, daß Sie es tun werden? Weil ich dieses schimmernde kleine Metallrohr in der Hand habe, und es Vibrationen aussendet, die sehr wirksam sind, Vibrationen, die Ihren Kopf in Ordnung bringen, wenn ich auf den Knopf drücke. Bereit oder nicht, es geht los. Eins, zwei, drei… peng .«
»Alles klar, Baby«, sagte der Präsident.
Der Rest ist Geschichte.
Oh. Oh. Oh. O Gott. Wenn es nur so einfach wäre. Eins, zwei, drei, peng. Aber so geht das eben nicht. Ich habe keinen Zauberstab. Wie kommt ihr darauf, daß ich einen hätte? Wie habe ich euch einreden können, euren Unglauben außer Kraft zu setzen? Du, Leser, der du dort auf deinem Hintern sitzt, wofür hältst du mich
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