Steinhauer, Franziska
die Spielerliste.
Wütend zischte er: „Aha! Du bist also auch da!“
Aber diesmal würde er ihn schlagen.
Diesmal wäre die Burgruine sein!
„Hallo, Warrior!“, sprach ihn die wohl bekannte Stimme an, „Lust auf eine kleine Hatz? Ich werde dich pulverisieren und dann bist du raus!“
Das ließ Warrior sich nicht zweimal sagen.
Verhöhnt zu werden brachte ihn zur Weißglut. „McDeath!“, knirschte Warrior und drehte sich zu seinem Erzrivalen um.
„Ja, richtig, McDeath! Leg dich ruhig mit mir an, und ich werde dich töten! Du bist mir viel zu arrogant geworden – so was wie dich dulde ich nicht in meinem Revier! Ich suche schon den ganzen Nachmittag nach dir!“
„Wo ist dein Clan?“
„Nicht hier! Heute gilt es – nur wir beide – Mann gegen Mann!“
Warrior wirbelte herum und bemerkte, wie sein Gegner in einer Burgruine verschwand. „Na warte, ich krieg dich! Dann werden wir ja sehen, wer das hier überlebt! ICH nämlich!“
Unvermittelt wurde die Tür zu seinem Zimmer aufgerissen, und sein Vater stand zornbebend mitten im Raum.
„Du Nichtsnutz! Dich werde ich lehren, deine Aufgaben nicht zu erledigen!“
„Was meinst du?“
„Solltest du nicht Butter kaufen? Hä! Aber wo war mein Sohn heute wieder mit seinen Gedanken?“
Ganz langsam öffnete er die Schließe seines Gürtels. „Nein! Bitte! Ich kauf sie morgen! Eure Sorte war nicht da – ich wollte nicht die falsche bringen!“
„Ach ja? Um Ausreden warst du ja noch nie verlegen!“ Mit einem harten Ruck zog er den Gürtel aus den Schlaufen.
„Ich hasse sie! Ich hasse sie alle!“
Erschrocken lauschte Mario seinen eigenen Worten nach. Stimmte das wirklich?
Vorichtig betastete er die neuen Striemen, die der Gürtel wie brennende Furchen über Rücken und Gesäß gezogen hatte.
Ja, dachte er dann, es entsprach der Wahrheit, und es wurde Zeit, dass sich etwas Grundlegendes in seinem Leben änderte.
Er hasste sie alle!
4
Nocturnus rief die Kinder Lucifers in den Tempel.
Das Signal dazu war ein tiefer, wohlklingender Glockenton, der in alle Räume des Hauses übertragen wurde. Der Ton bedeutete, dass jedem einzelnen Satansjünger noch exakt fünf Minuten Zeit blieben, sich innerlich und äußerlich auf die Begegnung mit dem Herrn der Finsternis vorzubereiten. Auf dem Monitor beobachtete der Vertreter des Teufels auf Erden, wie seine „Kinder“ bereitwillig dem Ruf folgten, und entdeckte Kevin Baumeister, den für die Mitgliederbetreuung zuständigen Fachmann im Flur. Zufrieden trat Nocturnus zum Spiegel, kontrollierte den Sitz seines schwarzen Umhangs, griff nach dem Lederband, hob es vom Haken und küsste das Baphomet, bevor er es umlegte. Der Ring mit der Teufelsfratze, den er über seinen linken Mittelfinger schob, vervollständigte seine rituelle Kleidung.
Er schlug die Kapuze hoch. „Ist alles bereit, Phobius?“
Der Tempel konnte mehr als zwanzig Anhänger aufnehmen.
Leise Musik war zu hören: Bachs h-Moll-Messe. Sie würde die Satansjünger in die richtige Stimmung versetzen.
Jeder Teilnehmer erhielt am Eingang des Tempels zweigroße Kerzen, eine weiße und eine schwarze. Die Mitglieder der Sekte trugen die vorgeschriebene schwarze Kleidung, und Dolorus reichte jedem einen schwarzen Umhang. Bevor sie den Tempel betraten, wurden die Kapuzen hochgeschlagen und beide Kerzen entzündet. An den Wänden waren Fackeln aufgereiht. Sie sorgten für ausreichende Beleuchtung. Ein Hauch von Schwefelgeruch, faulig und modrig, zog durch den Raum.
Auf dem Opferstein hatte Dolorus bereits eine weiße und eine schwarze Kerze angezündet – er wusste, dass Nocturnus im Rahmen der rituellen Handlung auch einen Fluch verhängen wollte. Papier und Stifte lagen unter jedem der Stühle bereit.
Kevin Baumeister starrte in das Becken mit den glühenden Kohlen, das dazu diente, die Fantasie der Jünger freizusetzen und ihre Gedanken auf den Herrn der Finsternis zu konzentrieren. Langsam wurde das inverse Kreuz vor dem Opferstein heruntergelassen. Es ächzte und stöhnte dabei, als erhebe es Einspruch. Baumeister wusste, was folgen würde! Ein Reinigungsritual. Dabei war das Baphomet, das Nocturnus tragen würde, das übergeordnete Symbol, das inverse Kreuz musste sich unterordnen.
Als alle Teilnehmer versammelt waren, schlug Dolorus den Gong.
Lautlos hatte Nocturnus seinen Platz hinter dem Altar eingenommen.
Niemand war sein Kommen aufgefallen.
Er schien sich direkt hinter dem Opferstein materialisiert zu haben.
Die Anhänger
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