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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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wenn sie nicht pünktlich kommt. Nie würde sie uns das antun!“ Sofie Buchwald schluchzte.
    „Was tut sie, wenn sie den Bus verpasst hat? Das ist doch bestimmt schon einmal vorgekommen?“
    „Dann ruft sie uns an, und mein Mann fährt los, um sie abzuholen.“
    „Aber das tut er nicht gerne und schimpft dann ordentlich mit ihr, weil er noch mal rausmusste“, mutmaßte Mendetti.
    „Nein, die paar Mal war es nie ihre Schuld.“
    „Gab es Streit?“
    „Streit? Nur das Übliche! Wir wollen nicht, dass sie sich mit diesem Satansbürschchen trifft, aber Anna ist uneinsichtig! Dabei sind die gefährlich!“ Aus weit aufgerissenen Augen starrte die Buchwaldbäuerin den Commissario an. „Die Polizei unternimmt ja nichts gegen diese Sekte!“
    Mendetti warf einen beunruhigten Blick aus dem Fenster. Die Nacht hatte die Dämmerung abgelöst.
    „Freundinnen?“
    „Die habe ich schon alle angerufen. Keine weiß, wo sie ist!“ Tränen rollten über die Wangen der Mutter.
    „Eltern kennen oft nicht alle Freundinnen und Freunde ihrer Töchter“, versuchte Mendetti einen neuerlichen Vorstoß.
    „Ich schon!“
    „Und heute war sie in Bozen?“
    „Ja, mit Caroline. Sie wollten nach der Schule nach schicker Wintermode stöbern. Aber Caroline ist längst zu Hause“, schniefte Sofie.
    „Warum sind die beiden nicht zusammen zurückgekommen?“
    „Caroline musste ziemlich früh zu Hause sein, weil sie ihren kleinen Bruder hüten sollte. Aber Anna wollte noch bleiben.“ Sofie Buchwald schluchzte laut auf. „Ich kann mir nicht helfen! Ich seh meine Anna ständig hinter einem Holzstoß liegen, blass und tot!“ Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte hemmungslos.
    „Deine Anna ist ein selbstbewusstes, wehrhaftes Mädchen. Es wird sicher eine harmlose Erklärung für ihr Zuspätkommen geben“, behauptete der Commissario mit Nachdruck, obgleich er die Sorge der Mutter teilte.
    „Diese Sekte! Die könnte Anna auf dem Heimweg abgepasst haben. Vielleicht halten sie meine Kleine gefangen!“
    Eine kollektive Psychose, diagnostizierte Mendetti, alle Mütter schienen plötzlich von dem Gedanken besessen, Satanisten entführten zahllose Kinder und Jugendliche. Bedächtig schüttelte er den Kopf.
    „Nein, warum sollten sie Anna gefangen halten?“
    „Bisher sind doch nur Jungs und Männer in dieses Haus eingezogen! Sie wollen Anna zwingen …“, sie schluckte schwer, „sie zwingen … ihnen zu Willen zu sein!“
    „Hast du ein Foto von Anna mitgebracht?“
    Die Mutter öffnete mit zitternden Fingern den Verschluss ihrer Handtasche und zog daraus einen Schnappschuss hervor.
    „Danke. Dieses Bild schicke ich jetzt an alle Streifenwagen. Die Polizisten im gesamten Umkreis werden nach Anna Ausschau halten. Ist Günter zu Hause?“
    „Ja. Wir lassen den Hof nicht mehr unbewacht, seit diese Teufelsanbeter im Dorf sind. Es geschehen so schreckliche Dinge! Dieser Pfarrer, der erschlagen wurde! Früher hat es so etwas in Südtirol nicht gegeben!“
    „Wir werden diese Mörder und Räuber schon kriegen! Die Polizei ist wehrhafter, als manche glauben“, verteidigte Mendetti die Arbeit der Kollegen. „Ich bringe dich jetzt auf den Hof zurück, und da bleibst du dann am besten. Vielleicht ruft Anna dich ja doch noch an. Günter wird wohl kaum die ganze Zeit neben dem Telefon sitzen. Wie ich ihn kenne, ist er im Stall und repariert irgendetwas.“
    Doch diesmal täuschte sich der Commissario.
    Günter war im Ultnerhof.
    Wie eine Somnambule ließ Sofie Buchwald sich nach Hause bringen.
    Finster lag der Hof am Hang, verlassen.
    Anna war noch immer nicht zurückgekehrt.
    Es dauerte keine halbe Stunde, und der Ort befand sich im Ausnahmezustand.
    „Wie lange sollen wir denn noch tatenlos zusehen! Es wird Zeit, zu handeln!“, forderte Michael Hofer überraschend deutlich. „Die Polizei überlässt uns unserem Schicksal, also ist es an uns, aktiv zu werden!“
    „Das war der Gumper! Aus Rache für den Überfall auf Helene will er nun einer anderen Familie die Tochter rauben! Vielleicht sind Vater und Sohn gerade in diesem Moment dabei, das arme Mädchen rücksichtslos zu vergewaltigen!“, kreischte Berta. „Glaubt mir, wir werden das Mädchen auf dem Gumperhof finden!“
    Lina schrie bei der Vorstellung einer kollektiven Vergewaltigung durch Vater und Sohn Gumper spitz auf.
    „Oder sie quälen sie mit Folterwerkzeugen! Weil Helene damals auch leiden musste!“, schob Berta nach.
    „Vielleicht hat sie ja auch dieser Satanist

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