Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
Vom Netzwerk:
entführt, dieser Blonde, mit dem sie ein paar Mal im Dorf gesehen wurde. Ich könnte mir vorstellen, dass die Sekte die beiden einander in einem blutigen Ritual vermählt, damit Anna für den Rest ihres Lebens an die Sekte gekettet bleibt!“, entwarf Rainer ein neues Schreckensbild, das den Anwesenden fast ebenso entsetzlich vorkam wie das erste.
    „Ist Anna denn noch Jungfrau?“, fragte Annemarie, Unheil in der Stimme.
    Der Vater nickte gequält.
    „Du meinst, es ist doch kein Aberglaube, dass diese Satanisten für bestimmte Rituale Jungfrauen benötigen?“ Liese, die Kellnerin, setzte ein Tablett mit Bier-und Weingläsern auf der hastig zusammengeschobenen Tafel ab. Lina reichte sie ein Glas heiße Milch.
    „Was treiben die eigentlich?“
    Michael Hofer trat mit einem Feldstecher ans Fenster. „Sieht so aus, als hielten sie wieder eine Messe ab. Ichglaube, was man da sieht, ist der Weg vom Haus zum Nebengebäude, den sie mit Fackeln ausleuchten.“
    Amalia erhob sich schwerfällig von ihrem Platz am Feuer und trat ans Fenster. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte sie zu erkennen, was auf der gegenüberliegenden Talseite vor sich ging.
    Leise winselnd schob sich Hildegard an ihre Seite und drängte sich dicht an ihren Oberschenkel.
    „Du spürst es auch, nicht wahr?“
    Amalia legte sanft ihre Hand zwischen die Ohren des Hundes.
    „Ich glaube, dort drüben feiern sie wieder eine ihrer unheimlichen Messen. Hoffentlich sind sie vorsichtig genug, einen Wachtposten aufzustellen, sie müssen doch gemerkt haben, wie angespannt die Leute im Ort sind.“
    Sie goss sich ein Glas Champagner ein und ließ für Hildegard einige Filetstücke in den Futternapf gleiten.
    „Wir sollten es uns noch einmal richtig gut gehen lassen, meine Treue. Heute ist die Nacht der Nächte!“ Sie prostete der Hündin zu und bezog wieder ihren Beobachtungsposten am Fenster.
    Heiko stand mit seiner Schwester am Fenster ihres Zimmers und beobachtete, wie die Satanisten die Fackeln zwischen Haus und Nebengebäude anzündeten.
    Eine nach der anderen flackerte auf und warf ein unruhiges Licht gegen den Hang.
    „Sieben“, zählte Helene flüsternd.
    „Sieben! Eine magische Zahl! War ja wohl nicht anders zu erwarten! Symbolismus ist das Brot der Satanisten!“, kommentierte Heiko abfällig.
    „Es geht etwas vor, ich fühle es“, stellte seine Schwester mit dumpfer Stimme fest. „Gefahr droht!“
    Jakob Gumper verschloss sorgfältig die Eingangtür und schob einen Stuhl davor, der krachend umstürzen würde, sollte jemand versuchen, in ihr Haus einzudringen. Noch einmal würde er sich nicht in seinen eigenen vier Wänden überwältigen lassen.
    Dann stieg er müde die Treppe hinauf, um nach den Geschwistern zu sehen.
    „Ich habe einen Fehler gemacht“, verkündete Helene leise, als sie ihren Vater ins Zimmer kommen hörte, wandte sich aber nicht zu ihm um.
    „Es war nicht dein Fehler“, widersprach Jakob, der annahm, Helene spreche von Biests Tod.
    „Ich habe gedacht, du hättest Mama umgebracht! Das war ein schrecklicher Irrtum!“, schluchzte das Mädchen gequält auf.
    „Du hast es auch geglaubt?“, ächzte Jakob betroffen. „Deshalb also … mein Gott, Helene!“ Er wandte sich ab. Nach einer Weile, in der niemand sprach, hatte er sich wieder gefasst.
    „Wir haben alle Fehler gemacht und uns geirrt. Auch Dr. Gneis hat gedacht, ich sei ein Mörder. Anton war wohl in all den Jahren der Einzige, der mich nicht für den Täter gehalten hat“, erklärte er deprimiert. „Ihr wart nie bereit, mit mir über jenen Nachmittag zu sprechen. Wie hätte ich ahnen können, was in euch vorgeht“, fuhr er nach einer Pause tastend fort. Wenn Helene nun bereit war, über dieses Thema zu sprechen, würde er behutsam vorgehen müssen, um sie nicht zu verschrecken.
    „Du hast dich nicht für uns interessiert“, beantworteten die Geschwister die Frage des Vaters.
    „Ich habe deine Beine gesehen und sofort gewusst, dass du es warst, der Mama umgebracht hat. Leopold hat nur bestätigt, was ich auch gesehen hatte. Amalia vermutet, es hat sich jemand in deinen Schuhen hereingeschlichen. An solch eine Möglichkeit habe ich nie gedacht! Für mich war alles klar.“
    „Für mich auch!“ Zornig ließ Heiko seine Faust auf den Schreibtisch niedersausen.
    „Warum habt ihr nie mit mir darüber gesprochen?“ Jakobs Stimme brach.
    „Berta hat uns einmal von Kinderheimen erzählt – und wir mussten doch befürchten, in ein solches Heim gesteckt zu

Weitere Kostenlose Bücher