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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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Besinnung zu bringen. Betreten sahen sie auf die blutende Frau und das wie von Sinnen kreischende Mädchen hinunter, legten ihre Waffen ab.
    Berta jedoch nutze diesen Moment der allgemeinen Verwirrung und holte mit dem Beil weit aus!
    „Vorsicht!“ Mendetti stieß die riesige Frau mit dem Fuß zur Seite, konnte den Schlag dadurch aber nicht mehr verhindern. Jakob Gumper, der sich gerade zu seiner Tochter hinunterbeugte, wurde von dem gewaltigen Hieb getroffen und sank blutend neben Helene nieder. Helenes Schreie verwandelten sich in ein schrilles Kreischen, das nichts Menschliches mehr an sich hatte. Sie begann wild um sich zu schlagen und am ganzen Körper zu beben, während Bertas triumphierendes Lachen weit über St. Gertraud zu hören war.
    Endlich erreichte die Verstärkung den Hof.
    Viel zu spät, um das Schlimmste zu verhindern, aber wenigstens noch rechtzeitig, um die Angreifer verhaften zu können.
    Sanitäter verbanden Bisswunden und transportierten die Schwerverletzten ab. Dr. Gneis fuhr mit der wie erstarrt wirkenden Helene und einem tobenden Heiko dem Rettungswagen hinterher. Jemand hatte das Feuer in Helenes Zimmer gelöscht, nur der brenzlige Geruch würde noch lange darin hängen bleiben.
    Schweigend, von Ruß und Blut verschmutzt, saßen sich Mendetti und Klapproth viel später bei einem heißen Tee gegenüber. Klapproth hatte versucht, sich das Blut der Opfer von den Händen zu schrubben, die nun gerötet und geschwollen glänzten.
    „Ein ganzes Dorf läuft Amok. So etwas habe ich noch nie erlebt“, murmelte Mendetti. „So viele Zellen haben wir gar nicht im Ort!“
    „Nocturnus wurde erschlagen, Dirk Stein, ein namhafter Kunstkritiker, erstochen, Phobius und zwei andere Sektenmitglieder, deren Namen ich nicht kenne, ebenfalls erschlagen, ein anderer junger Mann erlitt Verbrennungen, und Mario und Julian sind verschwunden“, zählte die Kölner Kollegin wie betäubt auf. „Vielleicht tauchen die beiden nach Tagesanbruch wieder auf, wenn sie sehen, dass die Lage sich beruhigt hat. Dr. Glück wird nicht begeistert sein, wenn er erfährt, dass die beiden Mordverdächtigen einfach verschwunden sind.“
    „Hier wird sich nie wieder alles beruhigen“, orakelte Mendetti desillusioniert.
    „Wurde denn diese Anna inzwischen gefunden?“
    „Nein. Bisher jedenfalls nicht. Hoffentlich nicht noch ein Mordopfer!“
    Es entstand eine Pause, dann meinte Mendetti: „Das Lachen von Berta Pumpa werde ich mein Lebtag nicht mehr vergessen. Da steht sie neben einer schwer verletzten Frau, alle sind schockiert, und sie schlägt plötzlich zu, und Jakob Gumper geht auch noch zu Boden! Ich weiß jetzt jedenfalls, wie es ist, wenn jemand beinahe den Verstand verliert. Die Tochter hat geschrien, bis sie keinen einzigen Ton mehr herausbringen konnte – und selbst dann hat sie es noch weiter versucht. Es war grauenvoll. Sie haben ihr eine Spritze zu Beruhigung gegeben, aber das wird sicher nicht reichen. Das arme Ding, sie hat doch wirklich schon genug durchgemacht! Und der Bruder war derart aggressiv, dass vier Mann ihn daran hindern mussten, sich auf seine Tante zu stürzen und sie umzubringen – was einem Selbstmord nahe gekommen wäre! Ich glaube, ich lasse mich versetzen!“, verkündete er zum Abschluss. „Mit diesen Menschen möchte ich nichts mehr zu tun haben!“
    Klapproth legte ihm ihre glühende Hand auf den Arm. „Alle von Hass geradezu zerfressen!“
    „Ja. Besonders Berta Pumpa. Sie war der Kristallisationspunkt. Ihre Position innerhalb der Gemeinde war stark. Jedermann hat ihr vertraut, alle haben mit ihr über den Tod von Maria geweint und ihren Hass gegen den vermeintlichen Mörder verstanden und zu ihrem eigenen gemacht! Unglaublich! Dabei hat sie alle nur manipuliert. Sie wollte, dass der Mord an ihrer Schwester unentdeckt bleibt, Helene nie Gelegenheit bekommt, den Angreifer von damals zu identifizieren. Sie vertrieb die Familie. Doch als sie nun zurückkehrte, sah sie sich gezwungen, zu handeln.“
    „Und hat dazu das ganze Dorf missbraucht.“
    „Schon, aber das Dorf hat sich durchaus willig missbrauchen lassen. So viele ungelöste Konflikte, die nach einem Ventil suchten, da kam Berta mit ihrem äußeren Feind gerade recht.“
    „Nikola, hältst du es für möglich, dass Berta auch Anna hat verschwinden lassen? Um ihren Argumenten ausreichend Nachdruck zu verleihen?“
    Mendetti zuckte mit den Schultern.
    „Die Sache mit dem Schaf auf Rosas Grab hat sie immerhin schon

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