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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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wird nun noch weniger passieren. Maria hat wenigstens ab und zu für gute Laune gesorgt!“
    „Amalia sagt, der Ort ist verflucht! Ein großes Unglück wird über St. Gertraud kommen!“, erzählt Claudia mit einem wohligen Schaudern.
    „Was! Du hast mit der Hexe gesprochen?“
    „Nein, natürlich nicht! Aber Amalia kommt manchmal ins Dorf und kauft ein. Zufällig stand sie neben mir, und da habe ich es gehört. Sie spricht nämlich mit sich selbst.“
    „Was sollte sie auch sonst tun? Es unterhält sich doch niemand mit ihr!“, meint Tonio und zuckt gleichgültig mit den Schultern. „So erfahren die Leute eben auch nicht, was Amalia beim Blick in die Zukunft gesehen hat!“
    „Lass uns noch mal zusammenfassen, was wir bislang haben!“ Maja Klapproth blätterte eine Seite auf dem Flipchart um.
    Tatortfotos waren an die Wand dahinter gepinnt. Auf ihnen sahen sie wieder die seelenlosen Fenster, einige von ihnen vernagelt, den kargen Innenhof, die Ecken voller Gerümpel.
    Den toten Mann in einer Blutlache.
    „Manfred Krause, ehemaliger Lehrer, Witwer.“
    „Obdachlos, ohne nähere Bekannte, Schlafstätte unbekannt.“
    „Zumindest hat er nicht bei den uns bekannten Organisationen übernachtet.“ Paulsen blätterte in seinen Notizen. „Weder bei der Kirche noch bei der Stadt ist er eingetragen.“
    „Meinst du, er hat bei den Temperaturen noch im Freien geschlafen?“ Klapproth schüttelte sich.
    „Nein, eher in irgendwelchen Hauseingängen, Abrisshäusern oder Ähnlichem. Seine früheren Kollegen haben seit Jahren nichts mehr von ihm gehört.“
    „Er muss sehr einsam gewesen sein. Trostlos.“ Klapproth griff energisch nach einem anderen Stift. „Dass es zwei Täter mit unterschiedlicher Statur waren, von denen der eine überwiegend geschlagen, der andere getreten hat, wissen wir ja bereits.“
    „Ja, und bisher gibt es auch immer noch keine Tatzeugen! Die Kollegen haben die Mieter in den umliegenden Häusern befragt. Niemand ist etwas aufgefallen.“
    „Im Grunde gibt es überhaupt keine Hinweise! Weder Kleidung noch Tatwaffe konnten sichergestellt werden! Am Körper des Opfers fand sich keinerlei Fremd-DNA. Nicht einmal irgendwelche Fasern!“
    „Du meinst, die Täter wussten genau, wie sie vorgehen mussten?“
    „Zumindest deutet alles auf ein überlegtes Vorgehen und auf keine Tat im Affekt hin. Wenn du jemanden im Streit erschlägst, bist du schockiert, und fliehst“, gab Malte Paulsen zu bedenken.
    „Ich bin sicher, die Täter selbst kamen zurück, entkleideten das Opfer und entsorgten alle Spuren. Vielleicht waren sie zuvor gestört worden. Ein Geräusch, ein später Passant …“, murmelte Klapproth, „Sie gingen systematisch und mit großer Sorgfalt vor.“
    „Profis?“

15
    „Aber unser Sohn hat so etwas noch nie gemacht! Es passt gar nicht zu ihm!“ Die blonde Frau strich sich die Haare hinter die Ohren. „Er ist schwächlich, verstehen Sie – nicht belastbar!“ Sie schniefte und fischte mit spitzen Fingern ein Papiertaschentuch aus der Verpackung.
    „Er hatte als Kind Leukämie“, erklärte der Vater.
    „Und Ihr Sohn ist also plötzlich verschwunden? Haben Sie denn schon bei seinen Freunden nachgefragt?“ Maja Klapproths Gedanken wanderten zu Fabian. Nun bleib mal ganz entspannt, war einer seiner wenig hilfreichen Lieblingsratschläge, die ihre Mutter regelmäßig in kalte Wut versetzten.
    „Selbstverständlich haben wir schon überall angerufen! Das Einzige, was wir dabei herausgefunden haben, ist allerdings nur, dass sein Freund Mario auch verschwunden ist“, jammerte Frau Baier.
    Maja Klapproth warf einen Blick durch die Scheibe, die ihr Büro von dem trennte, in dem Malte Paulsen mit den Eltern von Mario Hilbrich sprach. Wenn sie die Körpersprache der beiden richtig deutete, waren Marios Eltern weniger besorgt und verzweifelt, als aufgebracht oder gar wütend.
    „Besitzt Ihr Sohn ein Handy?“
    „Natürlich! Wie sollte ich ihn sonst jederzeit erreichen können?“, fragte Frau Baier irritiert zurück. „Außerdemmuss es ihm ja auch möglich sein, seinen Arzt zu kontaktieren! Es kann ja sein, dass es ihm plötzlich schlecht geht!“
    „Haben Sie versucht, ihn anzurufen?“
    „Sein Mobiltelefon ist ausgeschaltet!“, antwortete die Mutter patzig.
    „Julian ist siebzehn?“, fragte Klapproth ungerührt weiter.
    „Ich weiß genau, dass Sie damit andeuten wollen, er sei fast volljährig!“, kreischte Frau Baier. „Aber erstens wurde er gerade erst siebzehn und

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