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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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ist Psychoterror!“
    An der Schuppentür klopfte es!
    Erschrocken fuhr Jakob zusammen. Er hatte niemanden kommen hören.
    „Jakob, sind Sie das da drinnen?“, wollte eine tiefe Stimme wissen.
    „Ja, kommen Sie herein, Dr. Gneis!“
    Mit dem vertrauten Quietschen öffnete sich die Tür und schloss sich mit dem unvermeidlichen Knall wieder hinter dem Arzt.
    „Mein Gott, Jakob! Was ist denn hier los?“
    „Ein Willkommensspektakel für den heimgekehrten Sohn, denke ich.“ Jakobs Stimme zitterte.
    „Und was war das, bevor es durch einen Sturm zerstört wurde?“
    „Ein Kassettenrekorder.“
    „Mit Verwünschungen, bösartigen Unterstellungen und Drohungen, nehme ich an.“ Dr. Gneis bückte sich linkisch und fischte die Kassette aus den Trümmern. Mit ruhigenBewegungen rollte er das braune, glänzende Band ab. Dann trennte er es mit einem scharfen Ruck von der Spule.
    „Schlimmer. Sie hassen mich – gut, damit kann ich leben. Aber sie bedrohen auch Helene und Heiko. Dabei hatte ich gehofft, dass sich die Unruhe im Dorf nach all den Jahren gelegt hätte.“ Jakob putzte sich kraftvoll die Nase.
    „Aber Jakob. Das war wirklich naiv von dir gedacht. Hier passiert so selten etwas, dass man lange von dem zehren muss, was einmal geschehen ist. Selbst der Fall Steinkasserer wird ab und zu mal wieder hochgeköchelt, nur um den Menschen eine angenehm schaurige Gänsehaut über den Rücken zu jagen. Und der liegt über dreißig Jahre zurück!“ Dr. Gneis ließ sich neben Jakob auf die Bettkante fallen und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    „Wir werden alles hier verbrennen. Das Foto von Maria vielleicht besser nicht – aber das Bett, die Puppe, die Reste des Rekorders und das Band mit den sicherlich widerlichen Schmähungen. Du wirst sehen, danach geht es dir besser.“ Wie selbstverständlich war er zur vertrauten Anrede übergegangen. Alle im Dorf duzten sich – nur dem Pfarrer und dem Arzt sowie der Polizei begegnete man mit dem distanzierten Sie. Der schmächtige Arzt streifte der Strohpuppe Marias Gesicht ab und legte es sanft in Jakobs bebende Hände.
    „Das ist eine Kopie aus unserem Hochzeitsfoto“, schniefte der Witwer.
    „Tja, die Christen im Ultental verlieren schon mal vor lauter hehrem Glauben die Orientierung.“ Der Arzt stemmte sich hoch und zog dann Jakob auf die Beine. „Ich habe mir schon gedacht, dass sie dir irgendetwas antun wollen. Bei der letzten Dorfversammlung wurde deutlich, wie gerne die St. Gertrauder an den Darstellungen Leopoldsfesthalten wollen. Meine Einwände haben sie wie immer vom Tisch gewischt.“
    Dr. Gneis begann, die verstreuten Teile des Rekorders einzusammeln und aufs Bett zu werfen. Jakob stand teilnahmslos daneben und starrte noch immer in Marias Augen.
    „Ich habe sie so geliebt. Und dann dieser Krebs. Es war so ungerecht!“
    „Das Leben kennt diese Kategorien nicht, Jakob. Es gibt kein gerecht und ungerecht.“
    „Die beiden Kinder haben nach Marias Tod nicht wieder in ein normales Leben zurückgefunden.“
    „Das wundert mich, ehrlich gesagt, kein bisschen. Helene ist zu allem Überfluss nach dem Tod ihrer Mutter ja auch noch überfallen worden und hat dabei die Erfahrung gemacht, völlig wehr-und schutzlos zu sein.“
    „Wenn wir wirklich ein Feuer machen, dann verbrennen wir das ,Begrüßungstransparent‘ der Gemeinde auch gleich mit. Und den blutigen Teppich aus Helenes Zimmer.“
    Dr. Gneis nickte verständnisvoll.
    „Den hatte ich ganz vergessen. Aber er lag noch immer vor dem Bett – wie damals. Berta hat alle persönlichen Dinge von Maria aus dem Haus getragen“, erzählte er unzusammenhängend.
    Dr. Gneis warf ihm einen prüfenden Blick zu. „Na, dann fass mal mit an“, forderte der Arzt Jakob schon beinahe fröhlich auf. „Wir tragen es raus und stecken es dann in Brand!“
    „Auf der großen Wiese vor dem Haus wäre ein guter Platz, meinen Sie nicht auch? Da kann die andere Talseite das Schauspiel verfolgen, und der Feuerschein wird bis St. Nikolaus zu sehen sein!“Das Stroh war trocken, und bald züngelten kleine Flammen empor.
    Während die Flammen zunächst zögernd, dann gieriger an Puppe und Bettzeug zu lecken begannen, trug Jakob das Transparent und den Teppich herbei und warf beides auf das brennende Bett.
    Zufrieden schauten beide Männer zu, wie die Theaterrequisiten lodernd zerstört wurden.
    „Ich verstehe, dass du wieder auf deinen Hof ziehen möchtest. Außerdem lebe ich das ,Dagegen‘ auch schon, seitdem ich in dieses

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