Steirerherz
widerfahren war,
was sie schon seit geraumer Zeit befürchtete. »Hat die Pia ihr Handy dabei?«, setzte
sie nach.
Frau Fürnpass schüttelte den Kopf.
»Nein, das liegt auf ihrer Kommode.«
»Verstehe. Wo genau befindet sich
denn Ihr Weingut?« Sandra notierte sich die Adresse in Langegg und ließ sich von
Herrn Fürnpass den Anfahrtsweg beschreiben. Seine Handynummer speicherte sie gleich
in ihr Mobiltelefon ein. »Ist derzeit jemand bei Ihnen zu Hause?«
»Der Opa ist daheim. Aber der ist
nimmer so fit im Kopf. Und der Ronny, unser Hausbursch. Den finden S’ wahrscheinlich
im Buschenschank. Dort muss er noch aufräumen, bevor wir aufsperren. Bis um 15 Uhr
haben wir nämlich wegen der Beerdigung geschlossen«, meinte Frau Fürnpass und sah
auf ihre Uhr. »Die Hanni, unser Stubenmädchen, wird jetzt wahrscheinlich schon fertig
sein mit den Gästezimmern. Danach hat sie frei«, ergänzte sie.
»Gut. Dann werde ich gleich mal
vorausfahren und mich ein wenig bei Ihnen umsehen, wenn Sie nichts dagegen haben.
Vielleicht ist die Pia inzwischen schon zu Hause.«
»Sollen wir mitkommen?«, fragte
Herr Fürnpass.
»Von mir aus ist das nicht nötig.
Bleiben Sie ruhig hier. Ich rufe Sie an, sobald ich etwas Neues erfahre«, wiegelte
Sandra ab.
»Und was ist, wenn die Pia nicht
daheim ist?«, wollte Frau Fürnpass wissen.
»Wir werden Ihre Tochter schon finden.«
Sandra klang zuversichtlich. Bevor sie nicht wusste, ob ihr Bauchgefühl zutraf oder
ob sie sich irrte, wollte sie die Eltern nicht noch weiter beunruhigen. Auch wenn
sie es für unwahrscheinlich hielt, konnte Pia nach dem Streit genauso gut abgereist
sein. Sandra verabschiedete sich, um wenig später Miriam aus der Unterredung mit
Volker Neidhardt zu reißen. Die beiden Kriminalinspektorinnen verließen den Gasthof,
ohne die Hausners nach ihrem Alibi oder andere Gäste zu Valentina befragt zu haben,
wie sie es ursprünglich vorgehabt hatten. Das ließ sich auch später noch nachholen.
Jetzt hatten sie keine Zeit mehr zu verlieren.
2.
Die unbemannte Funkstreife, die die Auffahrt zum Weingut der Familie
Fürnpass in Langegg blockierte, schürte Sandras Befürchtungen noch weiter. Kurzentschlossen
stellte sie den Motor ab und ließ den VW Passat einfach hinter dem Streifenwagen
stehen. Wie konnten die Kollegen nur dermaßen ungünstig parken, ärgerte sie sich.
»Los, komm!«, meinte sie zu Miriam und sprang aus dem Auto. Während der Fahrt hatten
die Augen der jungen Kollegin geleuchtet, als sie von Volker Neidhardt und dem bevorstehenden
Fotoshooting erzählte. Damit war es jetzt schlagartig vorbei. Miriam hetzte hinter
Sandra die steile Auffahrt hinauf und hatte alle Mühe, mit der älteren Kollegin
Schritt zu halten. Sandra war bereits bei der zweiten Funkstreife am Parkplatz vor
dem Eingang zum Buschenschank angelangt und streckte dem uniformierten Polizisten
im Wagen ihren Dienstausweis entgegen. »Abteilungsinspektorin Sandra Mohr, LKA 1.
Informieren Sie mich bitte, was hier los ist, Herr Kollege.«
»Spaziergänger haben eine weibliche
unbekannte Tote auf’m Weinberg hinterm Haus g’funden.«
Scheiße!, fluchte Sandra innerlich.
Nicht immer war es erstrebenswert, recht zu haben. »Wissen Sie schon Näheres? Wie
ist die Frau umgekommen?« Sandra graute davor, womöglich mit einer zweiten gepfählten
Leiche konfrontiert zu werden. Schon beim bloßen Gedanken daran drehte sich ihr
der Magen um.
»Tut mir leid. Ich weiß noch nicht
mehr. Soll ich den Kommandanten anrufen? Er ist ob’n am Leichenfundort.«
»Nicht nötig. Wir sind schon unterwegs.
Gibt es eine direkte Zufahrtsmöglichkeit dorthin?«
»Nur mit dem Traktor.«
»Okay. Dann schaffen Sie bitte umgehend
den zweiten Streifenwagen und den silbergrauen Passat hier herauf auf den Parkplatz,
damit die Spurensicherung und der Leichenwagen nachher auch noch zufahren können.«
Sandra reichte dem Polizisten den Autoschlüssel ihres Dienstfahrzeugs durch die
geöffnete Seitenscheibe.
»Jawohl, Frau Abteilungsinspektor.«
»Abteilungsinspektor in «,
korrigierte ihn Miriam.
»Hä? Ja eh … Abteilungsinspektorin«, wiederholte
der Uniformierte und sah den beiden Beamtinnen in Zivil hinterher, ehe er sich auf
den Weg machte, um die beiden Fahrzeuge zu holen.
Sandra ging auf den alten Mann zu,
der auf einer der Heurigenbänke im Gastgarten des Buschenschank saß. »Sind Sie der
Herr Fürnpass?«, sprach sie ihn an.
Der Alte umklammerte seinen Stock.
»Sie müssen schon lauter red’n,
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