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Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me

Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me

Titel: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gutkin
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erwischt worden. Er ist nicht, wie wir anderen, auf den Kohlenanhänger geklettert, sondern hat ein Stück weiter eine Plombe von einem Waggon aufgebrochen, der Brot geladen hatte. Andere Kinder kamen noch hinzu und klauten aus dem Waggon was sie tragen konnten. Erst durch das Brüllen der Bahnpolizisten sind wir darauf aufmerksam geworden, dass sie erwischt wurden. Wir legten uns auf die Kohlen, damit wir nicht auch gesehen werden.
    Ich habe Ludwig und die anderen Kinder wie verrückt schreien gehört. Die Bahnpolizisten haben sie heftig verprügelt. Ein paar Tage später habe ich ihn wieder gesehen. Noch immer war er grün und blau von den Schlägen.

Hinrichtung auf der Bismarckstraße
    Ein ehemaliger politischer Gefangener, der im gleichen KZ gefangen war wie mein Onkel Peter, suchte eines Tages meine Mutter auf. Er erzählte ihr, wie er gehört hat, dass die Aufseher, die ihren Bruder im KZ erschlagen hatten in Düsseldorf lebten und in den Keller eines zerstörten Hauses in der Bismarckstraße gebracht wurden.
    So sagte meine Mutter zu mir: „Auf der Bismarckstraße findet eine Verhandlung statt. Komm und geh mit mir dahin.“
    So betraten wir die Überreste des besagten Hauses. Im Keller führten Überlebende und Hinterbliebene von im KZ umgebrachten Menschen eine Verhandlung. Die Männer, die als Wachleute in dem KZ schlimmste Gräueltaten gegen die Gefangenen unternommen hatten, sollten mit dem Tode bestraft werden. Es wurde einheitlic beschlossen, die Wachleute zu erschießen. Meine Mutter schickte mich raus. Nach kurzer Zeit knallten mehrere Schüsse.
    Ich dachte: ‚Es ist gut, dass die Männer geschnappt und erschossen wurden.‘
    In meinen Augen war das gerecht. Sie hatten schließlich meinen Onkel und viele andere Leute gequält und umgebracht.
    Als meine Mutter wieder auf die Straße trat, gingen wir schweigend nach Hause.

Malerlehre
    Am 1. Oktober 1945 wurden in Düsseldorf die höheren Schulen wieder eröffnet. Meine Eltern hatten mich erneut in der Knaben-Mittelschule an der Luisenstraße angemeldet. Doch leider wurde dieses Mal, unter der neuen Regierung, für niemanden das Schulgeld erlassen. Da mein Vater jedoch nur eine kleine Rente als Kriegsbeschädigter des ersten Weltkrieges bekam und wir eine große Familie waren, hatten meine Eltern nicht die finanziellen Mittel, um mir einen weiteren Schulbesuch zu ermöglichen.
    Schade, ich wäre gerne Schiffsbauingenieur geworden. Das war ein großer Wunsch von mir.
    Mein Freund Günter, der bei mir um die Ecke wohnte, arbeitete als Lehrling in einer Schlosserei am Schwanenmarkt, nicht weit von der Altstadt. Nebenan befand sich ein Handwerksbetrieb, den der Malermeister Becker führte. Von Günter erfuhr ich, dass Herr Becker einen Lehrjungen suchte. So stellte ich mich dort vor und bekam die Lehrstelle. Von nun an gingen Günter und ich jeden Morgen zusammen zur Arbeit. Er im blauen Overall und ich im weißen Maleranzug. Unsere Verpflegung von jeweils vier doppelten Butterbroten hatten wir auf dem fast zwei Kilometer langen Fußweg von zu Hause bis zum Schwanenmarkt schon aufgegessen.
    Nach der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen unterstand Düsseldorf der britischen Militärregierung. Herr Becker, der Malermeister, war mit einem Architekten bekannt, der nur für die Engländer gearbeitet hat. So kam es, dass wir den Auftrag erhielten, einige Räume in der Offiziersmesse der Engländer an der Graf-Adolf-Straße / Ecke Friedrichstraße zu renovieren. Wegen der Papierknappheit mussten die meisten Menschen Altpapier abgeben, um die Berechtigung zu erhalten, Papiertapeten zu kaufen. Im Tapetenhandel wurde das alte Papier gewogen und dementsprechend konnte man neue Rollen kaufen.
    Doch weil wir die Offiziersmesse der Engländer renovierten, bekamen wir immer das Material, welches wir gerade brauchten.
    Im Stadtteil Bilk befand sich ein Lager, in dem gegen einen Berechtigungsschein der englischen Besatzungsmacht Malerbedarf abgegeben wurde. Farben und so ziemlich alle Dinge, die mit Renovieren zu tun hatten. Mit diesen Materialien führten wir auch Renovierungsarbeiten in privaten Haushalten durch.
    Mein Meister besaß eine einfache einachsige Handkarre, also mit jeweils einem Rad seitlich. Damit habe ich unseren Malerbedarf vom Lager in Bilk zur Werkstatt, und von dort aus zu den Arbeitsplätzen geschoben. Zu dieser Zeit also zur Offiziersmesse der Engländer. Bei weiter entfernten Einsätzen sind Pinsel und Farbeimer mit mir Straßenbahn

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