Stella Blomkvist
Sah
sofort, dass die Pager-Nummer, die ich hinter dem Namen meines Mandanten
vermerkt hatte, die gleiche war. Schrieb sie auf dem gelben Zettel unter die
andere Nummer. Legte dann den Stift hin.
»Was bin ich für eine verdammte
Niete!«, schimpfte ich mich selber aus und schloss die Mappe. »Idiot!«
28
Ich bin immer noch schweißnass, als ich
langsam aus dem Bett hervorkrieche. Wird wohl das Beste sein, unter die Dusche
zu springen und sich den Schrecken der Nacht abzuspülen.
Ich tippele mit schnellen, kleinen
Schritten über den Flur ins Bad. Stelle mich unter den kräftigen Strahl. Stelle
das Wasser so heiß ein, dass ich es gerade noch ertrage.
Danach sitze ich lange vor dem
großen Spiegel des Schminktisches im Schlafzimmer und rufe mir das Gespräch
von gestern Abend mit Lilja Rós ins Gedächtnis.
Nach den Abendnachrichten im
Fernsehen war ich zu ihr gefahren. Ich hatte immer noch den Schlüssel zum Haus
und ließ mich selber hinein.
Warf zuerst einen Blick ins
Wohnzimmer, aber da war sie nicht.
Ihre Tasche lag auf dem Telefontisch
im Flur. Nach kurzem Zögern kramte ich in ihrem Zeug. Suchte so lange, bis ich
ihren Pager gefunden hatte. Schaltete ihn ein. Das Gerät hatte die Nummern und
Nachrichten der letzten Anrufer gespeichert. Ich durchsuchte den Speicher, bis
Birnas Nachricht vor meinen Augen blinkte. Die endgültige Bestätigung für das,
was ich eh schon wusste.
Plötzlich merkte ich, dass ich noch
mal aufs Klo musste, bevor ich nach oben gehen und mich mit Lilja Rós
auseinander setzen würde.
Blieb dann wie angenagelt in der Tür
stehen.
Sie saß auf dem Stuhl im Badezimmer
mit einem Strohhalm in der einen Hand. Es waren noch ein paar weiße Körnchen
auf dem Handspiegel übrig, der vor ihr auf dem Tisch lag.
Wir erschraken beide.
Lilja Rós hatte sich schnell wieder
unter Kontrolle. Beugte sich vor und sog die letzten Kokain-Körnchen mit dem einen Nasenloch hoch. Legte
dann den Spiegel und den Strohhalm in eine Schublade.
Versuchte so zu tun, als ob nichts
wäre.
Ich konnte meinen Mund einfach nicht
halten: »Bist du etwa abhängig von diesem
verdammten Gift?«
»Natürlich nicht«, antwortete sie
sofort. »Ich nehme vereinzelt etwas, wenn ich Lust
darauf habe.«
»Was heißt vereinzelt?«
»Na ja, ab und zu eben.«
»Vielleicht jeden Tag?«
»Wieso verhörst du mich hier
eigentlich?«, fragte sie verärgert. »Das geht dich doch
überhaupt nichts an!«
»Du machst dich kaputt, wenn du nicht
aufhörst.«
»Ich bin in Topform.«
»Und was glaubst du, wie lange
noch?«
Sie brauste wieder auf.
»Ich muss mir von dir keine
Moralpredigten anhören«, keifte sie mich an. »Ich bin
schon in der Lage, mich um mich selber zu kümmern!«
»Das sagen die Alkis auch.«
Ihre Augen glänzten boshaft: »Dann
müsstest du das ja selber am besten wissen!«
Okay, es reicht.
Ich war nicht hierher gekommen, um
mit Lilja Rós über ihren Rauschgiftkonsum zu
streiten. Eine andere Sache war wichtiger.
»Wo hast du das Kokain her?«, fragte
ich.
Sie antwortete nicht.
»Das kostet doch sicher auch etwas?«
Die Antwort kam umgehend: »Ich
kann’s mir leisten.«
Ich starrte sie an. Der Gedanke kam
ganz von alleine. Ja, du kannst es dir leisten. Jetzt schon.
Sie schien meine Gedanken lesen zu
können. »Halla hat mir oft geholfen. Sie hatte immer mehr als genug von dem
Zeug.«
»Woher hat
sie es gekriegt?«
»Von hier
und da.«
»Und du?«, wiederholte ich meine
Frage. »Wo kriegst du jetzt den Stoff her?«
Sie antwortete mir genau so wenig
wie beim ersten Mal.
»Importierst
es vielleicht selber, oder wie?«
Sie sah den Pager in meiner Hand und
fuhr sich schnell mit der Zunge über die Lippen. »Was meinst du?«, fragte sie
kurzatmig.
»Wie ich
sehe, hast du die Nachricht erhalten.«
»Was für
eine Nachricht?«
»Diese hier.« Ich wedele mit dem
Pager in
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