Stella Cadente - Niemals darf es sein
waren, kamen sie schließlich zu dem kleinen Restaurant Chiaro di Luna .
Der Kellner, der offenbar bereits auf Matteo g ewartet hatte, begrüßte diesen namentlich und führte ihn und Lili zu einem Tisch an der Straße mit direktem Blick auf die Piazza di Santa Maria Novella .
Lili gab sich die größte Mühe, die dringend no twendige Distanz zu Matteo zu bewahren. Sie blieb zurückhaltend, vermied unnötigen Augenkontakt, ebenso wie Berührungen. Und obwohl sie die Gründe für ihr eigenes Verhalten kannte, kam sie sich unehrlich und wie eine Heuchlerin vor. Doch das geschah nur zu ihrer beider Sicherheit, versuchte sie sich immer wieder einzureden. Sie konnte nichts daran ändern, sie durfte von ihrem Vorhaben, Matteo auf Abstand zu halten, nicht abweichen. Sie würde es bis zum bitteren Ende durchhalten müssen.
Allerdings bedeutete dies auch, dass Matteo nicht die geringste Ahnung hatte, warum sie sich so able hnend verhielt. Wüsste er nur von den Dingen, die Lili quälten, dann hätte er zumindest die Chance, seine offensichtliche Anziehung in eine andere Richtung umzuleiten.
In eine platonische Richtung, eine geschwisterl iche Richtung, dachte Lili traurig. Aber sie konnte es ihm nicht sagen. Den Ausdruck in seinen Augen, wenn er glaubte, sie habe es auf das Geld seines Vaters abgesehen, könnte sie nicht ertragen.
Also ließ sie ihn weiter im Dunkeln darüber, dass es wahrscheinlich seine eigene Schwester war, die er anblickte, als wäre sie eine begehrenswerte Prinze ssin. Denn genauso sah er sie an. Sie konnte in seinem Gesicht sehen, dass sie für ihn Unschuld und Versuchung zugleich verkörperte. Lili spürte das schlechte Gewissen in ihrer Brust brennen, doch sie konnte nichts dagegen tun. Die Wahrheit stand nicht zur Wahl, zumindest nicht im Augenblick.
Und während Lili gedankenverloren auf die Piazza mit den gekreuzten Fußwegen und dem kleinen Brunnen im Zentrum starrte, entging ihr, dass Matteo seinen besorgten Blick auf sie gelegt hatte.
» Du bist seltsam, Lili. Habe ich schon wieder etwas falsch gemacht?«, holte er sie aus ihren Gedanken zurück.
Es rührte sie, dass er ihr Verhalten erneut auf sich b ezog. Dabei war er perfekt.
» Es ist alles in Ordnung. Es ist nur, die Stadt ist einfach überwältigend.«
Doch das war natürlich wieder nur die halbe Wahrheit.
»Ich würde in keiner anderen leben wollen. Ich bin sofort hierhergekommen, nachdem das damals mit meinem Vater passiert ist.«
Lili sah ihre Gelegenheit gekommen, das Gespräch vorsichtig auf Paolo Vincelli zu lenken.
»Du sprichst davon, dass er dich enterbt und rausgeschmissen hat, hab ich recht?«
» Ja, das stimmt. Dabei rede ich nur ungern über ihn. Kann es sein, dass du ihn kennst?«
Lilis Herz setzte einige bedrohliche Schläge aus. »Wen? Deinen Vater?«, fragte sie beinahe entsetzt. Kannte er etwa bereits die Wahrheit? Hatte ihr Verhalten sie verraten?
Matteo nickte schulterzuckend und versuchte o ffenbar, gleichgültig zu wirken. Als solle sie nicht bemerken, wie sehr ihn diese Frage in der vergangenen Nacht beschäftigt hatte.
» Ich hatte gestern Abend den Eindruck, dass deine verschreckte Reaktion von dem Namen meiner Familie ausgelöst wurde.«
Lili fühlte sich mehr als unwohl. Doch schlagartig wurde ihr klar, was er von der ganzen Sache glauben musste. »Und da dachtest du … Dachtest du, ich hätte eine Affäre mit deinem Vater?«
Matteo hielt ihren Blick fest. »Ich muss zugeben, der Gedanke ist mir gekommen, ja.« Er wirkte nicht, als wäre ihm diese Unterstellung unangenehm. Und doch wusste Lili, dass es so war. Möglicherweise hegte er bereits jetzt die Vermutung, dass es ihr um das Geld seines Vaters ging.
Lili spürte, wie Fassungslosigkeit ihren Körper e rfüllte. Er traute ihr tatsächlich eine Affäre mit seinem Vater zu? Aber woher sollte er auch wissen, was für ein Mensch sie war? Schließlich kannte er sie gerade einen Tag. Und die Tatsache, dass sie bereit gewesen war, am ersten Abend mit zu ihm nach Hause zu gehen und dort leidenschaftlichen Sex im Hausflur zu haben, obwohl sie nicht einmal seinen Namen kannte, warf kein besonders gutes Licht auf sie.
» Meine Reaktion gestern hatte nichts mit deinem Vater zu tun. Und auch nicht mit dir. Es ging einzig und alleine um mich, und dass ich mich plötzlich gefragt habe, was ich da eigentlich tue«, erwiderte Lili kühl.
Eine Weile schwiegen sie.
»Ehrlich gesagt bin ich jetzt ziemlich erleichtert«, offenbarte Matteo schließlich
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