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Sterbelaeuten

Sterbelaeuten

Titel: Sterbelaeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Endemann
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sich mir bietet.“
    Stephanie stand mit einer schicksalsergebenen Geste auf und fragte Elisabeth: „Was ist mit dir, kommst du mit?“
    „Ich möchte ungern das fünfte Rad am Wagen sein.“ Immerhin war es schön, Stephanie lächeln zu sehen, dachte Elisabeth.
    „Hast du eigentlich Stress mit Sibylle?“, fragte Torat, als er mit Stephanie am Kaffeebuffet stand und ihr eine Tasse eingoss.
    „Ja, kann man so sagen“, seufzte Stephanie. Sie erzählte Torat von dem Vermächtnis ihrer Mutter.
    „Aber für Sibylle ändert sich doch eigentlich nichts“, meinte Torat. „Sie kann im Haus wohnen bleiben, so lange sie will. Der Flügel gehört ihr. Eigentlich könntest du langsam mal anfangen, beleidigt zu sein.“
    Stephanie lachte. „So könnte man es auch sehen“, stimmte sie ihm zu.
    „Sibylle sieht es aber nicht so?“
    „Nein. Ich glaube, sie ist verletzt und hat das Gefühl, plötzlich Gast im eigenen Haus zu sein, oder so.“
    –
    Als der Bus in den Krakauer Busbahnhof einfuhr, sah Alicja Josef und die Jungs schon auf dem Parkplatz. Josef lehnte am Auto und Karol und Adrian hüpften vor ihm auf und ab, vielleicht vor Kälte, vielleicht vor Vorfreude auf ihre Mama. Alicja hielt auch nichts mehr auf ihrem Sitz. Auch diese Fahrt, wenngleich kürzer als ihre früheren, hatte ein paar Ewigkeiten zu lange gedauert. Alicja verabschiedete sich von Maja, schnappte ihre Tasche von dem Gepäckberg hinten im Bus und klemmte die Stereoanlage unter den anderen Arm. Die Tasche war schwer. Alicja hatte neben einem Geschenk für Karol noch zwei Flaschen deutsches Bier für Josef mitgenommen. Sie kam kaum aus dem Bus, so bepackt, wie sie war. Pawel stand mit seinem windschiefen Grinsen an der Tür und half ihr hinunter.
    „Tschüss, Pawel!“
    „Bis Montag!“
    „Ja, bis Montag.“
    „Mama!“ Karol kam auf sie zu und schlang die Arme um ihre Hüften. Alicja schwankte leicht und hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten, als auch Adrian angerannt kam und sie umarmte. Josef kam hinterher, die Zigarette im Mundwinkel. Er nahm ihr die Stereoanlage ab und beäugte das Paket skeptisch.
    „Das ist für uns alle“, sagte Alicja.
    „Was hast du mir mitgebracht?“, rief Karol und hüpfte an ihr hoch wie ein Flummi.
    „Ich zeig es dir zuhause“, sagte Alicja und streckte sich, um Josef zur Begrüßung zu küssen. Er nahm die Zigarette aus dem Mund und küsste sie.
    „Nein, jetzt!“ Karol griff nach der Tasche, die Alicja von der Schulter rutschte.
    „Moment, Moment! Warte wenigstens, bis wir beim Auto sind!“
    Sie gingen über den großen Platz zu Josefs altem Fiat. Josef öffnete den Kofferraum und legte das Paket mit der Stereoanlage hinein. Alicja setzte auch die Tasche im Kofferraum ab und zog den Reißverschluss auf. Sie stutzte. Wo das in buntes Geschenkpapier verpackte ferngesteuerte Auto für Karol liegen sollte, auf ihren Kleidern, in die die Bierflaschen sorgfältig eingeschlagen waren, lagen lauter eingeschweißte, längliche Pakete. Sie holte eins heraus.
    „Druckerpatronen“, sagte Josef.
    „Wie kann denn das sein?“ Alicja sah sich die Tasche an. Auf den ersten Blick hatte sie wie ihre ausgesehen, aber jetzt erkannte sie, dass sie etwas anders aussah. Die Seitentasche war größer und die Tasche war älter. Sie musste sie verwechselt haben.
    Jemand klopfte ihr auf die Schulter und sie fuhr herum.
    „Du hast die Taschen verwechselt.“ Pawel stand hinter ihr und hielt eine Tasche hoch. Das windschiefe Lächeln war von seinem Gesicht verschwunden. „Das hier müsste deine sein.“
    Alicja nahm die Tasche entgegen. Sie öffnete den Reißverschluss und richtig, da war das Geschenk.
    „Mein Geschenk!“ Karol griff sich das Paket, bevor Alicja es ihm geben konnte.
    Pawel nahm die andere Tasche und zog den Reißverschluss zu.
    „Bis Montag dann.“ Er nickte Alicja zu und ging mit der Tasche über der Schulter zurück zu seinem Bus. Alicja sah ihm nach. Wer nahm denn eine alte Reisetasche voll mit Druckerpatronen mit? Die transportierte man doch in Kartons. Außerdem waren sie in Deutschland sicher viel teurer als in Polen. Es sei denn ...
    „Willst du nicht einsteigen?“ Josef war schon ins Auto gestiegen und streckte den Kopf aus dem Fenster.
    „Ich komme!“ Alicja schloss den Kofferraum und stieg ebenfalls ein.
    „Cool! Ein ferngesteuertes Rennauto!“
    „Alles Gute zum Geburtstag, Karol!“ Alicja schnallte sich an. Josef warf ihr einen spöttischen Blick zu.
    „Danke, Mami!“
    –
    Die Tür

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