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Sterbelaeuten

Sterbelaeuten

Titel: Sterbelaeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Endemann
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jetzt den Kaffee und wir gehen in die Küche.“ Henry bugsierte Paul durch sein Arbeitszimmer in die Küche. Er würde ja doch nicht gehen, bevor er seinen Kaffee bekommen hatte. Henry konnte sich langsam vorstellen, wie Paul seinen Zeugen so lange auf die Nerven ging, bis diese ihm alles erzählten, was er wissen wollte.
    Paul setzte sich an den Küchentisch, während Henry sich an der Kaffeemaschine zu schaffen machte. Mit dem Rücken zu Paul sagte Henry: „Glaubst du immer noch nicht, dass ich einen Einbrecher gesehen habe?“ Er schüttete Kaffeepulver in den Filter und füllte Wasser in die Kaffeemaschine.
    „Du meinst, im Lichte des Einbruchs im Dekanatsbüro, den ich nicht mit übersinnlichen Phänomenen erklären kann.“
    „Genau.“
    „Die ja, wenn überhaupt, in deine Zuständigkeit fallen würden.“
    „Wer?“
    „Die übersinnlichen Phänomene.“
    „Ach die.“ Henry stellte die Kaffeemaschine an und setzte sich zu Paul an den Tisch. „Also?“
    „Also, ich werde das im Hinterkopf behalten. Ich habe zwar keine Ahnung, wieso jemand erst in der Sulzbacher Kirchengemeinde einbrechen sollte, wo nichts zu holen ist, um dann eine Verwaltungsebene höher zu gehen und im Dekanat einzubrechen, wo auch nichts zu holen ist. Aber insoweit, als bei beiden nichts zu holen ist, besteht durchaus eine Gemeinsamkeit.“
    „Beides sind Büros der Kirche“, ergänzte Henry.
    „Korrekt.“
    Die Kaffeemaschine fauchte und spuckte.
    „Wo ist eigentlich Elisabeth?“, fragte Paul.
    „Sie arbeitet. Oben im Dach.“ Wie ich es auch gerne tun würde, setzte Henry in Gedanken hinzu.
    „Sag mal ...“ Paul kippelte irritierend auf seinem Stuhl herum. „Was war denn mit Thomas letzten Freitag im Handball?“
    „Wieso?“
    „Der war so wortkarg. Also noch wortkarger als sonst. Ist später gekommen und am Ende sofort weggelaufen. Ich glaube, du und er, ihr habt überhaupt kein Wort gewechselt.“
    Henry seufzte. Er stand auf und nahm die Kaffeekanne aus der Maschine. „Elisabeth und Thomas sind aneinandergeraten. Irgendwas wegen dem Krippenspiel und diesen Krippenfiguren. Am ersten Advent haben sie sich noch blendend verstanden und am zweiten Advent sind sie aneinandergerasselt und jetzt reden sie praktisch nicht mehr miteinander. Keiner will nachgeben, und du weißt ja, wie stur beide sind. Jedenfalls scheint er mir das auch übel zu nehmen.“
    „Soll ich sie in Beugehaft nehmen? Da müssen sie früher oder später einlenken. Je näher Weihnachten rückt, desto eiliger wird Elisabeth es haben, wieder auf freien Fuß zu gelangen. Bei Thomas weiß ich nicht genau. Vielleicht sieht er es als Exerzitie. Einzelzelle, Wasser und Brot. Ich glaube, der steht auf so was.“
    „Ich komme vielleicht darauf zurück“, sagte Henry und goss den Kaffee in die Tassen.
    –
    „Schmidt?“ Die Stimme des Mannes war zitterig. Das schrille Klingeln des Telefons in der Stille der Wohnung hatte ihn erschreckt. Anscheinend war er auf dem Sofa eingenickt. Sein Herz klopfte heftig. Aber es war ja nur das Telefon.
    „Ja, hallo!“ Ein erwartungsvoller, familiärer Tonfall.
    Der alte Mann sah verwirrt auf den Telefonhörer. Wer war denn das? Diese unsägliche Unsitte, dass die Leute ihren Namen nicht nannten. Aber das klang ja so, als müsste er den Anrufer kennen ...
    „Hallo, hallo, bist du noch dran?“
    „Wer ist denn da bitte?“ Oh, er erkannte diese Stimme überhaupt nicht. Schweiß brach ihm aus.
    „Erkennst du mich nicht?“
    Nein, verflucht! Eine junge Stimme. „Wie bitte?“ Sein Enkel vielleicht. Der Sohn von der Heidi. Wie hieß er doch gleich?
    „Ich sage, erkennst du mich denn nicht?“
    „Ingo?“ Gott sei Dank. Wenigstens kannte er die Namen seiner Enkelkinder noch.
    „Genau! Ja, das ist ’ne Überraschung, was?“
    „Ich hab deine Stimme gar nicht erkannt.“ So ganz richtig klang sie nicht, die Stimme. Aber er hatte den Ingo schon eine Weile nicht mehr gesehen.
    „Ja, ich rufe vom Handy an, das klingt immer bisschen anders.“
    „Ach, vom Handy.“ Das erklärte es. Diese Handys waren ja allgegenwärtig. Teufelszeug mit so winzigen Knöppen.
    „Ja, genau, vom Handy. Ja, wie geht’s dir denn?“
    „Na ja, wie soll’s mir schon gehen. Immer so weiter, nicht wahr.“ Sein Herz beruhigte sich langsam.
    „Ja, so isses. Bist du denn allein?“
    „Wer soll denn bei mir sein?“ Schmidt sah sich um, als könnte er jemanden entdecken.
    „Na, ich dacht ja nur, vielleicht hast du ja Besuch.“
    „Nee,

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