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Sterbelaeuten

Sterbelaeuten

Titel: Sterbelaeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Endemann
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schwarzem Lederkurzmantel. Stephanie erkannte ihn sofort. Es war dieser alte Freund von Johannes Torat, der sie beim Kirchenkaffee unterbrochen hatte.
    „Ach, Sie sind das!“, sagte sie ohne große Begeisterung.
    „Es tut mir furchtbar leid!“ Der Mann hatte ein zerknirschtcharmantes Gesicht aufgesetzt, das Stephanie von gegnerischen Anwälten kannte, wenn die im Gerichtstermin auf einmal mit Einlassungen kamen, die sie längst im Schriftsatz hätten vortragen können. „Ich habe gebremst, aber es war wohl zu glatt. Ist Ihnen etwas passiert? Haben Sie Schmerzen?“
    „Nein, ich bin okay.“ Stephanie winkte ab. „Ich bin nur etwas in Eile. Haben Sie eine Versicherungskarte?“
    „Moment, ich schaue mal nach.“ Der Mann setzte sich auf seinen Fahrersitz und kramte im Handschuhfach. „Komisch“, sagte er dann. „Da müsste sie eigentlich sein, aber ich finde sie nicht.“ Er stieg wieder aus. „Was ist denn eigentlich passiert?“ Er sah sich Stephanies Auto an. Die Stoßstange hatte eine große Delle und es waren Kratzer auf dem Kofferraum. „Wollen wir das nicht ganz unbürokratisch regeln?“, schlug er schließlich vor und griff in seine Mantelinnentasche.
    „Wie meinen Sie das?“ Stephanie gefiel der Typ kein bisschen.
    Der Mann zog ein Portemonnaie heraus und zählte daraus große Geldscheine ab. „Hier sind 5.000. Das reicht dicke für die Reparatur. Mit einem großen Papierkrieg ist doch keinem von uns beiden gedient“, sagte er und streckte Stephanie die Scheine entgegen. Stephanie wich einen Schritt zurück.
    „Danke, aber so läuft das nicht“, sagte sie. „Ich will Ihren Personalausweis sehen. Und zwar jetzt. Sonst rufe ich die Polizei an.“
    „Okay, okay“, sagte der Mann und steckte das Geld wieder ein. „Wie Sie wollen.“ Er hielt ihr den Ausweis hin.
    Stephanie nahm ihn und setzte sich in ihr Auto. Dort schrieb sie Namen (Jakob Schurig), Adresse und Personalausweisnummer ab. Dann machte sie sicherheitshalber mit dem Handy noch ein Foto vom Personalausweis, stieg aus und machte Fotos von den Autos und der Straße. Zum Glück war es eine ruhige Seitenstraße, so dass kein Verkehrschaos ausbrach. Schurig sah deutlich unbehaglich aus. Stephanie gab ihm den Ausweis zurück.
    „Sie hören dann von meiner Versicherung“, sagte sie zu ihm, wandte sich ab und stieg in ihr Auto. Das war keine Art, den Tag anzufangen. Sie sah im Rückspiegel, wie Schurig in sein Auto stieg, zurücksetzte und dann langsam an ihr vorbei- und wegfuhr. Ihre Hände zitterten und sie schloss die Augen. Nur einen Moment wollte sie sich sammeln und dann erst mal ins Büro fahren. Um das Auto würde sie sich später kümmern. Sie fuhr zusammen, als es an die Scheibe klopfte.
    „Henry?“ Stephanie ließ das Fenster runter.
    „Ist alles in Ordnung? Hattest du einen Unfall?“ Henry beugte sich zum Fenster hinunter.
    „Dieser Schurig ist mir reingefahren! Als hätte ich sonst keine Probleme.“
    „Welcher Schurig?“
    „Ach, dieser neue Mensch in der Gemeinde. Der auch gestern beim lebendigen Adventskalender war. Mit diesem komischen Lederkurzmantel.“
    „Clausen. Der heißt doch Clausen.“ Endlich hatte Henry sich seinen Namen gemerkt.
    „Auf seinem Personalausweis steht Schurig. Jakob Schurig.“
    „Komisch.“
    „Ja. Ich muss jetzt ins Büro.“
    „Bist du sicher, dass du fahren willst?“
    „Ja. Ist ja nur eine Delle und ein paar Kratzer.“
    –
    Als Henry im Gemeindebüro ankam, knöpfte er sich Ilona vor.
    „Sag mal, was wollte dieser Jakob Clausen eigentlich vor ein paar Tagen an deinem Computer?“
    „Nichts. Wieso?“
    „Na also, nichts kann es ja nicht gewesen sein, ihr habt beide angeregt in den Bildschirm gesehen und du hast ihm etwas erklärt.“
    „Ach ja. Ich habe ihm netKIM erklärt.“
    „Wieso das denn?“
    „Ich weiß nicht mehr. Er hat gefragt, woher wir die Adressen von den Gemeindegliedern wissen, an die wir den Gemeindebrief austragen. Da habe ich ihm erklärt, dass wir sämtliche Evangelische aus Sulzbach im Programm haben mit Adressen, Geburtsdatum und so.“
    „Hast du ihm auch das Programm gezeigt?“
    „Ja.“
    „Mensch, Ilona, das sind doch persönliche Daten. Das ist doch vertraulich.“
    „Ja, das weiß ich doch. Der Jakob hat das gleich auch gesagt und hat mir Tipps zum Datenschutz gegeben. Er ist in seiner Firma nämlich auch Datenschutzbeauftragter. Von dem können wir noch richtig was lernen.“
    „Datenschutzbeauftragter?“
    „Was bist du denn so

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