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Sterbelaeuten

Sterbelaeuten

Titel: Sterbelaeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Endemann
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hatten, war eine Sache, aber von einem Kein-„Du“-vorder-Ehe hatte sie noch nichts gehört. Hier stimmte etwas nicht.
    „Was ist hier los, Henry?“
    Der Ton in Elisabeths Stimme war an der Oberfläche ruhig, aber die Spannung in der Vierergruppe war um eine Alarmstufe nach oben geklettert, DefCon 3, auf der Kippe zu vier, schätzte Henry auf der Basis langjähriger Erfahrung.
    „Ja“, Henry räusperte sich. „Elisabeth, Thomas, ich habe euch hierhergebeten und Frau Müller-Rohr und Stein war so nett, mich zu unterstützen, weil ihr, also weil wir ja die Sache mit eurem Miss-, also diese Unstimmigkeit aus der Welt schaffen wollen, also vor Weihnachten.“
    „Wozu brauchst du die Steinmüllerin, wenn du mit uns über Thomas’ Krippenfiguren reden willst?“
    DefCon 4, definitiv. Henry traten Schweißperlen auf die Stirn. Es war voll und laut im Café. Plötzlich hatte er das Gefühl, dieses Treffen sei überhaupt keine gute Idee gewesen.
    „Ich bin Supervisorin bei der evangelischen Kirche“, erklärte die Steinmüllerin. Sie hatte diesen Therapeutinnen-Ton und dieses beschwichtigende Lächeln, das Elisabeth sicher schon von Handgranaten fantasieren ließ. Auf Elisabeths fragend erhobene Augenbrauen ergänzte sie: „Konfliktberaterin, Mediatorin.“
    „Du hast eine Mediatorin für Thomas und mich engagiert?“ In Elisabeths Ton schwang eine trügerische Fassungslosigkeit, die in Wahrheit nur ein Ausholen für den Vernichtungsschlag war, wie Henry befürchtete.
    „Ich war einfach total überfordert“, sagte Henry.
    Er sah von seinen Händen auf und blickte Elisabeth in die Augen. Er wappnete sich für ihren Zorn: Du schleppst hier so eine Supervisions-Kirchentante an? Sollen wir jetzt jeder einen Stein in den Stuhlkreis legen, als Symbol für unsere Verletzungen? Machen wir auch ein Rollenspiel? Mit vertauschten Rollen? Dann bin ich, ach, lass mich raten! Ich soll Thomas spielen und er mich? Vielleicht machen wir ein ganzes Psychodrama, eine Familienaufstellung, Henry, und du darfst mitspielen. Vielleicht fragen wir noch die Leute hier, ob sie mitmachen. Sie könnten die Krippenfiguren sein. Und dann sagen wir uns gegenseitig, was wir toll an uns finden, zünden eine Kerze an und dann wird alles wieder gut? Hast du es dir so vorgestellt? Ungefähr so stellte Henry sich Elisabeths Reaktion vor.
    Elisabeth sah von Henry zur Steinmüllerin und zu Thomas. Sie war so enttäuscht gewesen, als ihr klar wurde, dass Henry sie nicht zu einem weihnachtlichen Kaffeetrinken eingeladen hatte. Sie fühlte sich vorgeführt, weil alle wussten, wozu sie sich hier trafen, nur sie nicht. Aber jetzt sah Henry so unglücklich aus. Alle um ihn herum durften ihre Launen haben, Eitelkeiten, Befindlichkeiten, aber er musste immer ausgleichen, versöhnen, ermutigen. Sie hatte ihn total im Stich gelassen. Und Thomas. Eben hatte sie sich so für ihn gefreut, als sie dachte, die Steinmüllerin sei seine neue Klassefrau. Wieso war sie eigentlich so sauer auf ihn gewesen? Doch nicht wegen ein paar Holzfiguren? Und dabei ging es um Weihnachten. Gott wird Mensch, damit die Menschen Gottes Liebe erkennen. Und sie und Thomas nahmen das als Anlass, sich zu streiten.
    Thomas wusste, warum er nicht mehr gerne unter Menschen ging. Die Probleme begannen, wenn man aus dem Haus trat. Ja, er hatte diesmal nicht nachgeben wollen. Die Gestaltung der Kirche, die liturgischen Farben, der Schmuck, das war sein Bereich. Das hatte er gelernt. Er war Küster und wurde immer nur wie ein Hausmeister behandelt. Und meistens machte es ihm nichts aus. Jesus hatte seinen Jüngern die Füße gewaschen und Demut gepredigt. Und Thomas hatte kein Problem mit Demut. Aber dass Elisabeth ihn so überfuhr, das tat weh. Aber war das einen solchen Streit wert? Hatten sie wirklich eine Mediatorin nötig? Konnten sie nicht einfach sagen, es tut mir leid, lass uns noch mal von vorne anfangen?
    „Vielleicht möchte jeder von Ihnen mal seinen Standpunkt schildern“, schlug Frau Müller-Rohr und Stein vor. Ihr Lächeln hatte etwas an Strahlkraft eingebüßt.
    „Ach, Elisabeth braucht eben Platz für die Krippenspielaufführung“, sagte Thomas.
    „Und Thomas braucht Platz für die Krippenfiguren aus Nazareth“, sagte Elisabeth.
    „Bethlehem“, korrigierte Thomas.
    Henry hielt die Luft an.
    „Bethlehem“, bestätigte Elisabeth.
    Henry atmete vorsichtig aus.
    „Weil der Baum dieses Jahr so mächtig ist“, sagte Thomas. „Er ist eigentlich viel zu groß, aber ich kann

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