Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterbelaeuten

Sterbelaeuten

Titel: Sterbelaeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Endemann
Vom Netzwerk:
riskant, mit dem von seinem Auffahrunfall gezeichneten Volvo zu fliehen, dessen Kennzeichen wahrscheinlich schon jede Polizeibehörde in Hessen kannte. Der Sprinter der Reinigungsfirma war zwar auch nicht gerade unauffällig, aber er hatte keine andere Wahl. Zuerst musste er noch die Festplatten holen. Er schloss das Lager auf, öffnete die Tür und schob einen Keil darunter, damit sie nicht zufiel. Die Regale längs der rechten Wand waren zum Teil mit Kisten und schäbig aussehenden Reisetaschen gefüllt. Die Reisetaschen waren eine gute Tarnung. Jeder, der den Bus bisher kontrolliert hatte, hatte sie fraglos als persönliches Gepäck der Putzfrauen akzeptiert und nicht unter der dreckigen Wäsche nach Druckertoner und elektronischem Schnickschnack gesucht. Schurig griff nach einer Aktentasche, überprüfte kurz deren Inhalt. Dann schaltete er das Licht aus und verschloss die Tür wieder von außen. Er öffnete das Tor der Garage, in der der Sprinter im wahrsten Sinne des Wortes steckte. Er wollte sich gerade zur Fahrertür vorarbeiten, als er ein Geräusch hörte. Sein Herz machte einen Sprung. Langsam drehte er den Kopf und spähte vorsichtig um die Ecke. Vorne am Eingang des Tunnels waren Leute. Er sah zwei Männer. Polizisten. Sie machten sich daran, die Garagen zu öffnen, jeder an einer Seite des Tunnels.
    Sie hatten sein Versteck gefunden. Noch neunundzwanzig Garagen und sie wären bei ihm angelangt. Er spähte wieder aus seiner Garagenöffnung. Sie waren nur zu zweit, aber oben waren sicher mehr von ihnen. Die Ausfahrt war also versperrt. Er konnte nur noch zu Fuß fliehen. Er sah zur Tür, die auf seiner Seite, am Ende des Tunnels in ein Treppenhaus führte. Er hatte das natürlich ausprobiert, als er die Garagen mietete, aber nicht ernsthaft geglaubt, dass er einmal einen Fluchtweg brauchen würde. Er sah wieder zu den Polizisten. Sie hatte sicher schon zehn Garagen überprüft, er musste sich beeilen. Sie arbeiteten synchron und das war sein Vorteil. Er wartete den Moment ab, in dem jeder einen Kopf in eine Garage steckte, und schlich, so schnell er konnte, zur Tür. Jetzt durfte bloß keiner zu ihm hinsehen. Aber die Beamten waren auf die Garagen vor ihnen konzentriert, die sie eine nach der anderen abarbeiteten. Er blieb stehen, bis wieder beide in eine Garage sahen, und schlüpfte durch die Tür.
    –
    Pauls Handy klingelte.
    „Kramer?“
    „Ja.“
    „Wir haben alles durchkämmt. Den Volvo und den Sprinter haben wir gefunden. Ein Lager ist interessant, da ist Büromaterial in Reisetaschen versteckt. Aber von dem Mann keine Spur.“
    „Verflucht!“ Antoni und Blum sahen Paul an. „Sie haben ihn nicht gefunden.“
    „Wie kann denn das sein?“ Blum war verwirrt. Dann rief er: „Die Tür zur Friedrich-Ebert-Straße! Die habe ich vergessen!“ Er rannte los.
    –
    Henry sah dem Krankenwagen nach, der Sibylle ins Krankenhaus brachte. Stephanie und Christian fuhren in Christians Auto hinterher. Elisabeth war in einem anderen Krankenwagen mit Lukas ins Krankenhaus gefahren. Lukas hatte zwar keine Verletzungen, aber man wollte ihn doch lieber untersuchen. Markus saß in der ersten Reihe auf der Kirchenbank, weiß im Gesicht. Henry setzte sich zu ihm. Ein paar Minuten später kam Thomas mit Samuel und Miriam dazu. Sie saßen schweigend.
    In Henrys Kopf herrschte Chaos. Schurig hatte versucht, Sibylle umzubringen. Was für einen Sinn sollte das ergeben? Henry hatte ja gewusst, dass etwas faul war mit diesem Clausen/ Schurig, aber dass er ein gemeingefährlicher Verbrecher war, das wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Er hatte ihn für einen Kleinkriminellen gehalten. Was, wenn er auch hinter den Einbrüchen steckte? Henry neigte nicht dazu zu glauben, dass sich gleich mehrere Verbrecher in seiner Gemeinde herumtrieben. Es war wahrscheinlicher, dass Schurig für beides verantwortlich war, die Einbrüche und den Mordversuch an Sibylle. Aber mit welchem Motiv?
    „Was hast du noch mal gesagt, wollte der Clausen eigentlich machen, als er zu uns kam?“
    Thomas hob den Kopf, den er in seinen Händen gehalten hatte, und sah Henry an. „Wie bitte?“
    „Du hast am Weihnachtsmarkt gesagt, er wollte eigentlich ...“
    „... beim Besuchsdienst mitmachen“, ergänzte Thomas.
    „Und du hast ihn überredet, beim Gemeindebrief zu helfen, weil man einen Fremden schlecht auf die alten Leute loslassen kann“, sagte Henry.
    „Ja.“
    „Das war sehr gut von dir gedacht“, stellte Henry fest.
    „Danke. Hat uns ja

Weitere Kostenlose Bücher