Sterbelaeuten
ins Auto gefahren? Zwei weitere Männer kamen angerannt. Der Erste, der vor der Schwester gekommen war, zog eine Dienstmarke und rief: „Lassen Sie sofort den Jungen los!“
Jakob zog blitzschnell ein Messer und hielt dem Jungen die Klinge an den Hals.
„Halt dich da raus, Hilfssheriff“, rief er und zerrte den Jungen vor sich. „Und jetzt geht ihr alle vor zum Altar.“
Zögernd tat die Gruppe, was er befohlen hatte, und bewegte sich zum Altar hin. Jakob zerrte den Jungen zum Ausgang. „Ich gehe jetzt mit dem Jungen raus. Wenn ihr mich gehen lasst, lasse ich ihn frei. Wenn mir jemand folgt, ist er tot.“
Er ging rückwärts durch die Innentüren und öffnete hinter seinem Rücken die Tür. Er schob sich nach draußen. Etwas bohrte sich in seinen Rücken und er hörte, wie eine Pistole entsichert wurde.
„Den Messer fallen lassen!“, forderte eine Stimme mit osteuropäischem Akzent. Von vorne kam der Hilfssheriff an.
„Hör auf ihn!“, befahl er.
Jakob ließ das Messer fallen. Der Junge stürzte von ihm weg, dass er fast in den Mittelgang gefallen wäre, aber die Leute fingen ihn auf. Der Sheriff nickte dem Mann hinter ihm zu und sagte: „Halten Sie ihn in Schach, ich rufe Verstärkung.“ Er sprach in sein Handy.
Auf dem Boden sah Jakob ein zerrissenes Geschenkpapier liegen. Der polnische Akzent hatte ihn im ersten Moment gelähmt. Aber weder Igors Bande noch seine neuen Freunde würden einen Mann allein schicken und der würde ganz sicher nicht mit der Polizei zusammenarbeiten.
„Schnell in den Glockenturm!“, schrie jetzt der Junge. „Sibylle ist da! Er hat sie aufgehängt.“
Die zwei Männer in der Kirche rannten sofort los. Jakob riss den Ellbogen zurück und erwischte den Mann hinter ihm im Brustkorb. Der klappte zusammen wie eine Puppe und ließ die Waffe fallen. Jakob rannte los.
–
„Der Verdächtige ist flüchtig!“
Paul setzte Schurig nach, das Handy in der Hand. Antoni rappelte sich auf und lief hinterher. Schurig sprang in seinen schwarzen Volvo, der am Kirchplatz parkte. Er legte den Rückwärtsgang ein und raste Paul und Antoni entgegen, die zur Seite sprangen. Dann schaltete er in den Vorwärtsgang und raste auf die Kreuzung zu, fuhr bei Rot über die Ampel und geradeaus.
„Scheiße, scheiße, er flieht die Hauptstraße Richtung Bad Soden“, rief Paul in sein Handy.
„Er hat eine Tiefgarage in Schwalbach.“ Antoni stand keuchend und gebeugt neben Paul. Sein Brustkorb schmerzte wie von Messerstichen.
„Was?“
„In Schwalbach gibt es Tiefgarage am Bahnhof. Dort hat er einen Mercedes-Bus. Meine Schwester hat ihn dort gesehen. Vielleicht geht er dort Auto tauschen.“
„Der Verdächtige fährt vielleicht nach Schwalbach in die Tiefgarage im Bahnhof!“ Paul schrie in sein Handy. „Kommen Sie mit, wir fahren hin!“, sagte er zu Antoni.
Ein Polizeiauto bog auf den Kirchplatz. Paul lief zum Auto und winkte Antoni, mitzukommen. Er riss die Beifahrertür auf und ließ sich auf den Sitz fallen. „Schwalbach, Tiefgarage!“, rief er dem Polizeibeamten zu. Der fuhr los und Antoni hatte Mühe, die Autotür zu schließen.
„Welche?“, fragte der Beamte.
„Die am Bahnhof.“
„Da gibt’s mehrere. Das öffentliche Parkdeck ...“
„Nein, nicht öffentlich“, meldete sich Antoni von der Rückbank. „Ist mit Gittertor, das mit Karte öffnet.“
„Davon gibt’s auch zwei.“ Der Beamte hatte jetzt das Blaulicht eingeschaltet und fuhr aus Sulzbach hinaus. „Eins mit Zugang auf der Bahnhofseite und eins beim Schwarzen Riesen. Die sind praktisch identisch. Die Ebenen greifen ineinander, aber man kommt mit dem Auto immer nur in das eine oder in das andere Parkhaus.“
„Ich glaube, es ist das am Bahnhof“, sagte Antoni. „Meine Schwester hat den Fahrer dort gesehen und ist ihm in die Tiefgarage gefolgt.“
„Das ist ein Fuchsbau“, sagte der Beamte. „Sie sollten besser eine Menge Verstärkung anfordern, damit uns Ihr Mann nicht durch irgendeinen der vielen Ausgänge entwischt.“
Paul hatte jeden erdenklichen diensthabenden Polizisten im Main-Taunus-Kreis angefordert und angeordnet, dass kein Martinshorn eingeschaltet wurde. Der Polizeibeamte, der sie nach Schwalbach gefahren hatte, Blum, hatte durchgegeben, an welchen Stellen Polizisten zu positionieren waren. Es gab zwar für jede Tiefgarage nur eine Ausfahrt, aber mehrere Fußgängerausgänge auf den Marktplatz. Der Marktplatz lag am Sonntagvormittag wie ausgestorben da. An den Ausgängen standen
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