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Sterben: Roman (German Edition)

Sterben: Roman (German Edition)

Titel: Sterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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Tod als das Ende des Lebens, sondern als Abwesenheit, so wie das Leben abwesend ist in einem Stein, einem Glas Wasser, einem Buch. Die Anwesenheit unseres Katers Mephisto reichte nicht aus, um diesen Aspekt der Zimmer zu bezwingen, ich sah nur den Kater in dem gähnenden Zimmer, wenn jedoch ein anderer Mensch hereinkam, und sei es auch nur ein Säugling, verschwand er. Mein Vater füllte die Räume mit Unruhe, meine Mutter füllte sie mit Sanftmut, Geduld, Melancholie, und gelegentlich, wenn sie von der Arbeit kam und müde war, auch mit einem schwachen, aber dennoch spürbaren untergründigen Strom von Gereiztheit. Per, der nie weiter als bis in den Eingangsflur kam, füllte diesen mit Freude, Erwartung und Unterordnung. Jan Vidar, der bis dahin außer der Familie als Einziger in meinem Zimmer gewesen war, füllte es mit Eigensinn und Ehrgeiz und Kameradschaft. Interessant wurde es, wenn mehrere versammelt waren, denn es war lediglich Platz für den Stempel von einem, höchstens zwei Willen in einem Zimmer, und nicht immer war der stärkste auch der deutlichste. Pers Unterordnung, seine Höflichkeit Erwachsenen gegenüber, war für den Moment beispielsweise stärker als das Wölfische meines Vaters, wenn er hereinkam und Per im Vorbeigehen kurz zunickte. Aber es waren nur selten andere Leute bei uns. Die Ausnahme bildeten die Besuche von Großmutter, Großvater und Gunnar, dem Bruder meines Vaters, und seiner Familie. Sie kamen uns manchmal besuchen, vielleicht drei- oder viermal in einem halben Jahr, und ich freute mich jedesmal über ihr Kommen. Zum einen, weil die Person, die Großmutter in meiner Kindheit für mich gewesen war, sich nicht an den Menschen angepasst hatte, der ich heute war, und der Glanz, der damals von ihr ausging, nicht so sehr verbunden war mit den Geschenken, die sie stets mitbrachte, sondern mit ihrer unverfälschten Liebe zu Kindern, und zum anderen, weil mein Vater diesen Situationen immer gerecht wurde. Er behandelte mich freundlicher, bezog mich ein und machte mich zu jemandem, mit dem man rechnen musste, aber das war nicht das Wichtigste, denn die Freundlichkeit, mit der er dann seinen Sohn behandelte, war nur Teil einer gesteigerten Großzügigkeit, die ihn bei solchen Anlässen durchströmte: Er wurde charmant, unterhaltsam, gebildet und interessant, was in gewisser Weise rechtfertigte, dass ich so viele Gefühle für ihn hegte und diesen so viel Zeit widmete.
    Als sie in den Eingangsflur kamen, öffnete Mutter die Tür und ging ihnen entgegen.
    »Hallo, herzlich willkommen!«, sagte sie.
    »Hallo, Sissel«, grüßte Großvater sie.
    »Was für ein schauriges Wetter!«, sagte Großmutter. »Habt ihr so was schon gesehen! Aber die Fackeln sind hübsch, das muss ich schon sagen.«
    »Ich nehme euch die Mäntel ab«, sagte Mutter.
    Großmutter trug eine dunkle, runde Pelzmütze, auf die sie nach dem Absetzen ein paarmal schlug, um den Schnee von ihr abzuklopfen, und einen dunklen Pelzmantel, den sie Mutter zusammen mit der Mütze reichte.
    »Gut, dass du uns abgeholt hast«, sagte sie, wandte sich dabei an Vater und anschließend an ihren Mann. »Du hättest bei dem Wetter nicht fahren können!«
    »Das will ich nicht sagen«, erwiderte Großvater. »Aber es ist ein weiter und umständlicher Weg hier raus.«
    Großmutter kam weiter in den Flur hinein, glättete flüchtig mit den Händen ihr Kleid und zupfte ihre Frisur zurecht.
    »Du bist auch da!«, sagte sie und lächelte mich kurz an.
    »Hallo«, sagte ich.
    Hinter ihr kam Großvater mit seinem grauen Mantel in der Hand. Mutter machte einen Schritt an Großmutter vorbei, nahm ihn und hängte ihn an die Garderobe neben dem Spiegel unterhalb der Treppe. Draußen tauchte Vater auf, er trat am Rand der Eingangsstufe den Schnee von den Schuhen.
    »Hallo, mein Junge«, sagte Großvater. »Du willst zu einer Silvesterparty, sagt dein Vater?«
    »Stimmt«, antwortete ich.
    »Wie groß du geworden bist«, warf Großmutter ein. »Stellt euch nur vor, eine Silvesterparty.«
    »Ja, wir sind ihm anscheinend nicht mehr gut genug«, sagte Vater im Flur. Er strich sich mit der Hand durchs Haar, schüttelte zweimal den Kopf.
    »Wollen wir ins Wohnzimmer gehen?«, sagte Mutter.
    Ich folgte ihnen und setzte mich in den Korbstuhl neben der Tür zum Garten, während sie sich auf der Couch niederließen. Vaters schwere Schritte waren erst auf der Treppe und danach an der Decke über dem hinteren Teil des Wohnzimmers zu hören, wo sein Schlafzimmer

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