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Sterben: Roman (German Edition)

Sterben: Roman (German Edition)

Titel: Sterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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blickte er auf und blieb stehen. Oh, mit seiner schwarzweiß gestreiften hipsterartigen Schnauze war er wirklich hübsch! Sein Fell war grau, die Augen listig und gelb. Ich grätschte über die Randmauer und stellte mich auf die Böschung dahinter. Der Dachs fauchte, sah mich unverwandt an. Offenbar überdachte er die Situation, denn bei unseren früheren Begegnungen hatte er augenblicklich kehrt gemacht und war zurückgelaufen. Nun trottete er jedoch plötzlich weiter und verschwand zu meiner großen Freude den Hügel hinauf. Erst jetzt, als ich wieder auf die Straße trat, hörte ich die leise Musik, die schon die ganze Zeit da gewesen sein musste.
    Kam sie von uns?
    Ich eilte das letzte Stück des Hügels hinunter und sah die Anhöhe hinauf, auf der hell erleuchtet unser Haus lag. Tatsächlich, von dort schallte Musik zu mir herüber. Wahrscheinlich durch die offene Wohnzimmertür, dachte ich und begriff, dass da oben eine Party im Gange sein musste, denn auf dem Hof bewegten sich mehrere Gestalten im gräulichen Sommernachtslicht dunkel und geheimnisvoll. Normalerweise wäre ich dem Bach zur Westseite des Hauses gefolgt, aber wegen der Party und weil das Haus voller Fremder war, wollte ich nicht einfach aus dem Wald platzen und hielt mich deshalb an den Verlauf der Straße.
    In der gesamten Auffahrt parkten Autos, sie standen halb auf der Wiese, neben der Scheune und auch auf dem Hof. Ich blieb oben auf dem Hügel stehen, um mich ein wenig zu sammeln. Ein Mann in einem weißen Hemd überquerte den Hof, sah mich aber nicht. Im Garten hinter dem Haus schwirrten Stimmen. Am Küchentisch, den ich durchs Fenster sehen konnte, saßen zwei Frauen und ein Mann, sie hatten Weingläser vor sich stehen und lachten und tranken abwechselnd.
    Ich atmete tief durch und ging zur Haustür. Im Garten war am Waldrand ein langer Tisch aufgestellt worden, auf dem eine weiße Decke lag, die in der tiefen Dunkelheit unter den Baumkronen schimmerte. Sechs, sieben Leute saßen dort, darunter auch mein Vater. Er sah mich durchdringend an. Als ich seinem Blick begegnete, stand er auf und winkte mir zu. Ich warf den Seesack ab, legte ihn neben den Hauseingang und ging zu ihm hinüber. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er trug ein weißes, weites Hemd mit Stickereien am V-Ausschnitt, eine blaue Jeans, hellbraune Lederschuhe. Sein Gesicht, von der Sonne fast dunkelbraun gebrannt, schien zu glänzen. Seine Augen leuchteten.
    »Da bist du ja, Karl Ove«, sagte er und legte mir eine Hand auf die Schulter.
    »Wir dachten, du würdest früher kommen. Wir feiern was, wie du siehst. Magst du dich ein bisschen zu uns setzen? Setz dich!«
    Ich befolgte seine Anweisung und setzte mich, mit dem Rücken zum Haus, an den Tisch. Von den Gästen hatte ich nur Unni vorher schon einmal gesehen. Auch sie trug eine solche weiße Bluse oder Jacke oder was es war.
    »Hallo, Unni«, sagte ich.
    Sie lächelte mich warmherzig an.
    »Also das ist Karl Ove, mein jüngster Sohn«, sagte Vater und setzte sich auf der anderen Seite des Tischs neben Unni. Ich nickte den anderen fünf zu.
    »Und das, Karl Ove, ist meine Cousine Bodil«, erklärte er.
    Von einer Cousine namens Bodil hatte ich noch nie gehört, weshalb ich sie vermutlich ein wenig fragend ansah, denn sie lächelte mir zu und sagte:
    »Dein Vater und ich waren in unserer Kindheit oft zusammen.«
    »Und in unserer Jugend«, ergänzte Vater. Er steckte sich eine Zigarette an, inhalierte und blies den Rauch mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck aus. »Und dann haben wir hier Reidar, Ellen, Martha, Erling und Åge. Alles Kollegen von mir.«
    »Hallo«, sagte ich.
    Der Tisch war voller Gläser und Flaschen, Platten und Teller. Zwei große Schüsseln, bis zum Rand mit Krabbenschalen gefüllt, ließen keinen Zweifel daran, was sie gegessen hatten. Der Arbeitskollege, den mein Vater als Letztes angesprochen hatte, Åge, ein Mann um die vierzig, mit einer dünn eingefassten, aber großen Brille, nippte an einem Glas Bier und sah mich dabei an. Als er es absetzte, sagte er:
    »Warst du nicht auf einem Trainingslager?«
    Ich nickte.
    »In Dänemark«, sagte ich.
    »Und wo in Dänemark?«, erkundigte er sich.
    »Nykøbing«, antwortete ich.
    »Auf Mors?«, sagte er.
    »Ja«, sagte ich. »Ich glaube schon. Es war eine Insel im Limfjord.«
    Er lachte und blickte in die Runde.
    »Da kommt doch Aksel Sandemose her!«, sagte er, woraufhin er mich erneut ansah. »Weißt du denn auch, welches Gesetz er ausgehend von der

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