Stern der Leidenschaft

wieder einmal Recht behalten. Der Schock des Molekulartransfers versetzte Brittany offenbar in einen Zustand, in dem sie völlig hilflos war und nicht mehr wusste, wem oder was sie glauben sollte. Die meisten Menschen, mit denen Dalden es sonst zu tun hatte, wussten, was ein Molekulartransfer war und wie er funktionierte. Sie kamen ganz gut damit zurecht, innerhalb von Sekundenbruchteilen ohne ihr Zutun von einem Ort zum anderen versetzt zu werden. Selbst bei ihrer ersten Begegnung mit diesem Transportsystem wussten sie normalerweise, was mit ihnen geschehen war, wenn sie sich unversehens an einer Stelle befanden, an die sie sich nicht aus eigener Kraft begeben hatten. Auf den meisten bekannten Planeten war der Molekulartransfer längst nicht mehr die Aufsehen erregende technische Neuerung, als die er einst gegolten hatte. Man hatte sich längst daran gewöhnt. Nur auf bislang unentdeckten oder unerforschten Planeten wie dem, von dem Brittany stammte, wusste man bislang nichts von dieser Zeit sparenden Art der Fortbewegung. »Brittany.«
    Sie hob den Blick. Angst und Verwirrung lagen in ihren großen, dunkelgrünen Augen. Dann sprang sie plötzlich auf, warf sich in Daldens Arme und klammerte sich an ihm fest. Fast unhörbar begann sie zu sprechen. Doch mit jedem Wort wurde ihre Stimme fester. »Ich hatte schon befürchtet, du seist nur eine Illusion. Ein Traum. Aber du bist echt. Ein Mensch aus Fleisch und Blut, nicht wahr? Sag mir, dass es dich wirklich gibt!«
    »Es gibt mich und ich bin hier bei dir, Kerima.« »Und du wirst dich nicht einfach vor meinen Augen in Luft auflösen?« Brittany war noch immer verängstigt. »Wir werden nie wieder voneinander getrennt sein. Nie wieder. Das lasse ich nicht zu.« Ein wenig Anspannung fiel von ihr ab. Sie lehnte sich zurück und blickte suchend in Daldens Augen, als hoffe sie, dort die Antwort auf all ihre Fragen zu finden. Antworten lagen nicht in Daldens ruhigem Blick, doch er flößte Brittany wieder etwas Vertrauen ein. Sie machte sich von ihm los und trat ein paar Schritte von ihm weg. Ihre Angst wich nach und nach wachsender Verwirrung und auch einem gewissen Arger. »Du schuldest mir eine ganze Menge von Erklärungen.«
    »Ich weiß«, antwortete er.
    »Könntest du mir zunächst einmal sagen, wie wir hierhergekommen sind und wo wir uns eigentlich befinden?«
    »Martha hat dir sicher schon gesagt …« »Du solltest nicht einmal im Traum daran denken, mir dieselben Spinnereien aufzutischen wie sie. Es war alles nur ein Traum, und ich bin gerade wieder aufgewacht, stimmt s? Damit kann ich leben. Aber wie bin ich hierhergekommen und wann? Letzte Nacht? Das heißt dann wohl, alles, was im Rathaus geschah, ist in Wirklichkeit gar nicht passiert. Du und Jorran, ihr seid nicht mit Schwertern aufeinander losgegangen. Und er hat dich auch nicht verwundet. Wie sollte er auch? Genau. Da haben wir den Beweis. Du bist unverletzt. Es gibt nicht einmal einen Kratzer an deiner Brust oder an deinem Bauch.«
    Triumphierend zeigte sie auf Daldens unversehrte Haut. Was sie gerade gesagt hatte, musste stimmen. »Der Schnitt war da und ist bereits wieder völlig verheilt«, erklärte Dalden. »Für so etwas braucht man einen Meditechniker. Gleich nach meinem Transfer hierher hat sich einer von ihnen um die Wunde gekümmert.«
    »Dalden, fehlt dir wirklich nichts? Ich meine – geistig? Du glaubst doch nicht etwa selbst an diesen Unsinn? Oder etwa doch?«
    Er lächelte über ihre Besorgnis. »Du wolltest eine Antwort auf all deine Fragen, und ich hatte dir versprochen, du würdest sie bekommen, wenn mein Auftrag erledigt ist.«
    »Dann sag mir endlich die Wahrheit. Mit diesen Sciencefiction-Märchen kann ich nichts anfangen. Also, wo sind wir?«
    »In meinem Wohnbereich an Bord der Androvia.« »An Bord. Also auf einem Schiff? Und dein Wohnbereich hat weder ein Bett noch ein Bad? Aha.« In diesem Fall war es viel einfacher, ihr alles zu zeigen, als es ihr zu erklären. Dalden nahm Brittany an der Hand und stellte sich mit ihr vor die noch unsichtbare Sanitäreinheit. Dann drückte er einen Knopf. Sofort wurden sie von Wänden umschlossen, die um sie herum einen kleinen Raum bildeten. Eine Toilette und ein Waschbecken kamen aus den Wänden, und in einer Ecke wuchs eine runde Duschkabine aus dem Boden. Eine kleine Ablage, auf der sich unter anderem die Wählvorrichtung für den Kleiderschrank befand, erschien ebenfalls. Dalden tippte den Code für eine blaue Tunika ein, die auch sofort