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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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praktische Einübung im Alltag gelebt werden. So steht es in ihren Schriften. Wortwörtlich.« Thiago spuckte aus. »Sie tun, als wären alle Menschen gleich, pah.« Er schüttelte den Kopf, dann blickte er Hermann aufmerksam an. »Ist es das, was dir Sorgen bereitet?«
    Hermann nickte. »Die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit haben schon in Frankreich vor knapp einhundert Jahren zu großem Leid geführt. Und was hat es letztendlich gebracht? Nichts. Die Menschen sind nicht gleich, da hast du ganz recht. Aber ich halte es für gefährlich, solche Gedanken in die Sklavenköpfe zu pflanzen. Es kann sein, dass ihnen diese romantischen Ideale gefallen.« Hermann erhob sich. »Es wäre mir sehr lieb, wenn du in der nächsten Zeit ein besonderes Auge auf die Werkzeuge haben könntest. Vor allem auf die, die sich als Waffen gebrauchen lassen. Und achte mir auch auf den Schmied und die Weberin. Am besten tauschst du noch heute einen davon gegen einen Feldsklaven. Lieben können sie sich meinetwegen in der Nacht. Am Tage gehören sie mir.«
    Thiago nickte nachdenklich. Dann erwiderte er: »Wenn die Schwarzen einen Aufstand planen, dann wirst du sie nicht daran hindern können. Wir haben hier auf dem Ingenio über zweihundert Sklaven, und wir sind nicht mehr als zwanzig Weiße. Wenn es zum Schlimmsten kommt, erwischt es uns auch.«
    Hermann bekreuzigte sich. »Hoffen wir, dass es nicht zum Schlimmsten kommt. Beten wir für uns und für unsere Sklaven.«
    Er wandte sich ab, doch dann fiel ihm noch etwas ein. »Der Schmied. Mir schien, als würde er heimlich dünne, spitze Eisenblätter herstellen. Ein paar davon lagen hinter dem Ofen versteckt. Er hat sie mit dem Fuß dorthin geschoben, als er mich gesehen hatte.«
    »Schmal, sagst du, und etwa so lang?«, fragte Thiago und zeigte mit den Händen einen Abstand von rund zwanzig Zentimetern.
    »Ja.«
    Der Gerätewart seufzte. »Es sind rituelle Schneiden, die sie für die Zeremonien ihrer Religion brauchen. Ob du es ihnen verbietest oder nicht, sie finden immer Zeit und Material, um diese Schneiden zu schmieden. Also lasse ich sie.«
    »Du kannst nicht sicher sein, dass sie diese Dinger nicht als Waffen verwenden.«
    »Nein, das kann ich nicht. Aber letztendlich kann dir alles als Waffe dienen, wenn du in den Kampf willst.«

Fünftes Kapitel
    T itine war wieder aufgestanden, als Mafalda den Raum verlassen hatte. Der Gedanke an ihre Schwangerschaft erregte sie, wühlte sie auf. Sie ging im Zimmer umher, ein Lächeln auf dem Gesicht und Glanz in den Augen, und stellte sich vor, wie sie es Fela sagen würde. »Wir bekommen ein Kind, Fela. Ach nein, das sagt wohl jeder. Ich bin schwanger. Nein, das klingt, als wäre das Kind nur meine Sache. Wir werden Eltern? Hm.«
    Sie trat an das Fenster und schaute hinüber zu den Viehweiden. Die waren zwar viel zu weit weg, als dass Titine Fela hätte erkennen können, aber das machte nichts.
    Ein Reiter kam, sie sah ihn schon von weitem. Staub wirbelte hoch, legte sich wie Rauch über die Pflanzung. Es war Hermann, der im Galopp zum Herrenhaus kam. Schnell trat Titine vom Fenster weg. Hermann. Sie musste ihm sagen, dass sie schwanger war. Wenigstens nach den ersten drei Monaten. Dann konnte er sie nicht mehr zwingen, zu einer Engelmacherin zu gehen. Aber, ach Gott, was würde er sagen? Was würde er tun? Verfolgt von Angstgefühlen, schlich Titine zurück ins Bett, legte beide Hände auf ihren Bauch, als müsste sie das Ungeborene schon jetzt schützen. Mafaldas Vorwürfe waren nicht ohne Echo in ihr geblieben. Doch in ihrem tiefsten Inneren war sich Titine keinerlei Schuld bewusst. Was hatte sie schon getan? Sie hatte geliebt. Wenn Liebe ein Verbrechen war, dann stimmte etwas mit den Menschen nicht, die so dachten.

    Unten sprang Hermann vom Pferd, übergab die Zügel einem Stallburschen. Sein Gesicht, sein Haar, seine Kleidung und auch seine Stiefel waren von einer dicken Staubschicht bedeckt. Zwischen den Zähnen knirschte es, und Hermann hatte großen Durst. Er ging zum Brunnen, zog den Eimer hoch und schöpfte mit gewölbten Händen Wasser, warf es sich ins Gesicht, über das Haar, jedoch darauf bedacht, dass der gewichste Schnurrbart nicht an Form verlor.
    »Mafalda wird mit dir schimpfen, wenn du mit den dreckigen Stiefeln ins Haus kommst«, hörte er plötzlich eine Stimme neben sich. Hermann hielt inne. Neben ihm stand Richard, die kleinen Arme vor der Brust verschränkt, und starrte ihn rechthaberisch an.
    »Halt den

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