Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
Vom Netzwerk:
und wieder klang es so barsch. »Warum weinst du?«
    Sie schüttelte den Kopf, zog ein winziges Taschentuch aus dem Ärmel ihres Kleides und tupfte sich die Augen trocken. Dann sah sie Hermann an und rang sich sogar ein Lächeln ab. »Es ist nichts. Vielleicht eine kleine Überreizung der Nerven.« Sie stand auf, ordnete ihr Kleid. »Wie ich schon sagte, ich gehe jetzt in die Manufaktur. Und es wäre wirklich reizend von dir, wenn du mich begleiten würdest.«
    Hermann musterte sie mit zusammengekniffenen Augen, dann nickte er und seufzte dabei zum Gotterbarmen. »Wenn es denn dein größter Wunsch ist.«
    Kurz darauf verließen Hermann und Mafalda ihr Haus, das sich in der Nähe des Hafens befand. Joachim Groth hatte es ihnen empfohlen, gleich nachdem Hermann zerschlagen in Havanna eingetroffen war. Es war ein stattliches Haus, das sich über zwei Stockwerke zog und acht Zimmer hatte. Viel zu groß für zwei Leute, aber Mafalda gab die Hoffnung nicht auf, dass es eines Tages ganz bewohnt sein würde.
    Mit einem erzwungenen Lächeln hakte sie sich bei Hermann unter, der sich seinerseits auf eine Krücke stützte und das linke Bein beim Gehen nachzog. Einige Nachbarn waren auf der Straße. Mafalda grüßte nach rechts und links, während Hermann stur auf das Kopfsteinpflaster blickte. Als sie an einem Brunnen vorbeikamen, steckten die Dienstmädchen die Köpfe zusammen und tuschelten. Dann lachten sie hellauf mit zurückgeworfenen Köpfen. Hermann hörte das und stöhnte auf, als hätte er einen Schlag erhalten.
    »Sie haben nicht dich gemeint, Lieber«, erklärte Mafalda.
    »Natürlich haben sie das. Du brauchst mich nicht zu belügen.«
    »Du weißt ja, wie solche Mädchen sind. Dumm und einfältig. Morgen lachen sie über einen anderen.«
    Hermann brummte, und Mafalda warf einen vorsichtigen Blick zurück zu den gackernden Mädchen. Eine von ihnen, ein sehr junges Ding mit der hellen, glatten Haut eines Mischlings, warf Mafalda einen Blick zu, der voller Mitgefühl war. Und dieser beinahe liebevolle Blick traf Mafalda härter, als es jedes Spottwort hätte tun können.
    Nach schier endloser Zeit, wie es Mafalda schien, hatten sie das große Lagergebäude am Hafen erreicht.
    Unten, zu ebener Erde, öffnete sich ein riesiges Holztor, durch das die Karren und Wagen mit den Melassefässern fuhren. Dahinter befand sich die Destillieranlage, links davon der große Filter, und rechts dahinter lag eine weitere Halle, in der unzählige Fässer lagerten.
    Hermann betrat die dunkle, kühle Halle und nickte nach links und nach rechts. Die Arbeiter, die mit nacktem Oberkörper herumstanden, grüßten mit einer leichten Verbeugung. Dann schritt Hermann die Reihen der Fässer ab. »Mach mir eine Probe hiervon«, befahl er einem der Arbeiter.
    »Das ist der einfach gebrannte Rum, Don«, erläuterte der Arbeiter. »Er lagert jetzt seit einem halben Jahr im Fass.«
    »Was ist das für ein Fass?« Hermann nahm das winzige Gläschen entgegen, trank vom Rum, ließ ihn über die Zunge rollen und schluckte ihn schließlich hinunter. »Es ist ein Fass aus amerikanischem Holz.«
    »Der Rum brennt noch immer«, stellte Hermann unzufrieden fest.
    »Wir haben das Fass nach Ihren Wünschen ausgeräuchert. Es ist Eiche. Früher wurde Whiskey darin gelagert. Mister Carpenter hat es uns gesandt.«
    Der Brennmeister hob die Arme ein wenig. »Ausgeräuchert haben wir es mit Palmenholz, wie Sie es uns aufgetragen haben.«
    »Palmenholz! Wer hat denn von Palmenholz gesprochen! Ich bestimmt nicht.«
    Der Brennmeister wollte etwas erwidern, aber Mafalda gebot ihm mit der Hand, zu schweigen. Sie selbst hatte danebengestanden, als Hermann diese Anweisung gab, aber sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, zu streiten.
    »Gepresstes Zuckerrohr solltet ihr verwenden, ihr Hornochsen. Das ist Rum. Ein Schnaps, aus Zucker gebrannt. Da liegt es auf der Hand, dass die Fässer mit Zuckerrohr geräuchert werden. Hach!«
    Hermanns Gesicht war zornrot geworden. Er hämmerte verbissen mit seinem Krückstock auf den Boden, während der Brennmeister sich am Kopf kratzte. »Gut, Don Hermann, dann räuchern wir das nächste Fass mit gepresstem Zuckerrohr.«
    »Hm«, brummte Hermann und zeigte mit dem Krückstock auf das nächste Fass. »Was ist da drin?«
    »Zweifach gebrannter Rum. Wollen Sie probieren?«
    Hermann nickte, und der Brennmeister reichte ihm ein weiteres Glas, das Hermann in einem Zug herunterstürzte. »Zu intensiv. Man schmeckt vor lauter Rauch gar keinen

Weitere Kostenlose Bücher