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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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endlich.«
    Widerstrebend ließ sich Titine neben Cesare fallen. Er nahm ihre Hand zwischen seine beiden großen, warmen Hände. Es fühlte sich an wie damals, als ihr Vater nach einem Alptraum bei ihr am Bett gesessen hatte.
    »Erzählen Sie. Und wenn Sie fertig sind, dann erzähle ich Ihnen auch etwas.«
    Titine holte tief Luft. »Der Vater von Aurelio. Ich liebe ihn so sehr. Und es heißt, er ist tot. Aber ich weiß, dass er es nicht ist.«
    Cesare nickte. »Sie haben nach ihm suchen lassen?«
    Titine schüttelte den Kopf. »Er hat den Ingenio meines Bruders vernichtet, hat ihn selbst zum Krüppel geschlagen. Ich kann ihn nicht suchen. Wenn er gefunden wird, muss er ins Gefängnis.«
    »Er ist ein ehemaliger Sklave, nicht wahr?«
    »Ja, das ist er. Als ich von ihm schwanger wurde, hat mein Bruder mich entführen lassen. Weg aus Trinidad und hierher nach Havanna. Dann gab es einen Kampf zwischen den Männern, die beide nur knapp überlebten. Das Haus brannte, und Hermann wurde unter einem Balken begraben, der ihm die Hüfte zerschmettert hat.«
    Cesare verstärkte den Druck seiner Hand. »Ihr Liebster hat getan, was ein Mann in einer solchen Situation tun muss.«
    »Ich weiß«, erwiderte Titine. »Aber was nützt mir dieses Wissen? Er ist weg, ich bin allein, und Aurelio hat keinen Vater.«
    Cesare erging sich nicht in billigen Trostworten, und Titine war ihm dankbar dafür. Er hielt noch immer ihre Hand in der seinen, warm und fest, und für Titine fühlte sich das so gut an wie schon lange nichts mehr.
    Erst nach einer Weile brach er sein Schweigen. »Sie sind die Tochter Yewas, der Göttin des Todes. Nein!« Er hob die Hand. »Unterbrechen Sie mich nicht. Jeder hier im Viertel weiß das. Die Menschen beten zu Ihnen, auch wenn Sie das nicht wollen. Haben Sie schon jemals darüber nachgedacht, ob es vielleicht Ihr Schicksal ist, unglücklich zu sein?«
    »Wie bitte?« Titine fuhr auf und starrte Cesare fassungslos an.
    »Ich meine das nicht böse. Aber es heißt doch, dass die Liebe unsterblich ist. Und Sie sind die Tochter Yewas. Ihre Liebe ist also doppelt unsterblich.«
    »Was soll das heißen?« Titine zog die Augenbrauen in die Höhe, aber Cesares Blick ruhte so freundlich auf ihr, dass sie sich sogleich wieder beruhigte.
    »Das heißt, dass sich Ihre Liebe niemals erfüllen darf, niemals eine Alltagsliebe mit allen Banalitäten sein darf. Sehen Sie, die meisten großen Lieben sterben einen Tod im Alltag. Und am Ende eines Lebens wissen viele von uns nicht einmal mehr, wie sich die Liebe anfühlt. Ihnen darf das nicht geschehen, das haben die Götter so bestimmt. Vielleicht dürfen Sie deshalb nicht mit Ihrem Mann zusammen sein. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Langsam nickte Titine. »Ja, ich verstehe Sie, Cesare. Aber das ist ungerecht. Ich bin nicht die Tochter einer Göttin. Ich bin eine ganz normale Frau mit normalen Wünschen und Träumen, mit Hoffnungen und Bedürfnissen. Und ich möchte einfach so leben wie alle.«
    Cesare lächelte. Er beugte sich zu ihr und küsste sanft und ehrfürchtig ihr Haar. »Die Orishas fragen nicht, was wir Sterblichen wollen. Sie sind es, die unser Schicksal bestimmen. Und mit Ihnen haben sie etwas ganz Besonders vor. Das weiß ich so sicher, wie ich weiß, dass morgen früh die Sonne aufgeht.«
    Titine schüttelte sich vor Unbehagen.
    »Und Sie?«, fragte sie nach einer Weile. »Was ist mit Ihnen? Was wollten Sie mir erzählen?«
    Cesare lachte auf. »Das ist nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass wir beide hier zusammen sitzen und die Sonne auf uns scheint.«
    Titine senkte den Kopf, kratzte mit der Schuhspitze auf dem Boden herum. »Ich würde ihn so gern suchen«, flüsterte sie. »Selbst wenn ich erfahren sollte, dass er doch tot ist, wäre das leichter zu ertragen als diese Ungewissheit. Ich kann nicht leben und nicht sterben, kann mich nicht von Herzen freuen oder mit Tränen trauern. Es ist, als schwebte ich ein Stück über der Erde, unfähig, in den Himmel zu kommen, unfähig aber auch, die Füße fest auf den Boden zu setzen. Oder als hinge ein schwerer Klotz an meinem Bein, ein riesiger Stein, der mich daran hindert, mich von hier wegzubewegen.«
    Wieder schwieg Cesare, doch Titine wusste, dass er sie verstanden hatte, denn in seinem Blick stand tiefes Bedauern.
    »Vergessen Sie nicht, wir alle sind in der Hand der Orishas. Was immer sie mit uns vorhaben, wir müssen es akzeptieren.«
    Mit einem Ruck setzte sie sich gerade hin, straffte die Schultern, reckte das

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