Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
einem Sessel. Er konnte nicht weit sein.
»Ja. Ich bin gestürzt«, keuchte er.
Hannah hastete die Stufen hinauf. Old Tom lag auf dem Treppenabsatz.
»Alles in Ordnung?«
»Bin nicht in allerbester Verfassung. Die Hüfte tut ziemlich weh«, erklärte er mit schmerzverzerrtem Gesicht.
»Nicht bewegen. Ich hole Hilfe.« Hannah rannte die Stufen hinunter, wählte die Notrufnummer und wartete. Es dauerte Ewigkeiten, bis sich jemand meldete. Man sagte ihr, dass sie bei Old Tom bleiben und ihn warm halten solle.
Hannah legte auf und wählte Maddies Nummer. Die würde wissen, was zu tun war.
»Maddie, du musst kommen. OT ist gestürzt, und wir warten auf Hilfe.«
»OT? Langsam, Hannah.«
»Old Tom Martin. Du musst kommen.« Warum war Maddie so begriffsstutzig?
»Bin schon unterwegs.«
Hannah nahm den Überwurf vom Sofa und hastete zurück zu OT, der ziemlich blass aussah. »Sie kommen. Ich lege Ihnen die Decke um die Schulter.«
»Haben sie gesagt, wie lange sie brauchen?«, fragte er.
»Nein. Die Straßen sind vereist. Ich soll Sie warm halten und mit Ihnen reden.« Sie betete, dass es nicht so lange dauern würde.
»Gut.«
»Wie ist das passiert?«, erkundigte sie sich.
»Ich hab Tee verschüttet und bin drauf ausgerutscht.«
Hannah merkte, wie viel Mühe ihn das Sprechen kostete. Vielleicht war es besser, wenn er nur zuhörte. Das half doch sicher auch, ihn wach zu halten, oder?
»In Trevenen haben wir ein Schmugglerversteck.«
»Es ist ja auch ein altes Haus.« Er verzog das Gesicht.
Was sollte sie tun? Warum war Maddie noch nicht da?
»Ist ganz schön cool, wenn man weiß, wo der Riegel für die Paneele ist.«
»Paneele?« Er versuchte zu lächeln.
»Ja, die Holzverkleidung. Der Raum dahinter ist ziemlich groß und hat einen Schieferboden.« Als OT das Gesicht wieder verzog, schwieg sie. »Ich glaube, ich höre einen Wagen.« Hannah versuchte zu lauschen, aber OTs Atem war ziemlich laut. Hoffentlich kam der Notarzt bald.
»Hallo?«, rief Mark von unten herauf.
Hannah hob den Blick. Was machte Mark hier?
»Maddie kommt auch gleich.« Mark rannte die Treppe, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, herauf. »Hallo, Tom. Sieht nicht gut aus.«
»Nein. Ich glaube, die Hüfte ist im Eimer«, erklärte OT mit schwacher Stimme.
»Wollen wir hoffen, dass sie nicht gebrochen ist. Da kommt Maddie.«
»Hallo, Mr Martin. Ich bin Maddie Hollis.« Sie schüttelte Old Tom die Hand.
»Freut mich.« Old Toms Atem ging schwerer.
»Haben Sie, abgesehen von der Hüfte, noch irgendwo sonst Schmerzen?«, erkundigte sich Maddie.
»An der Schulter, auf die bin ich auch gefallen«, antwortete Old Tom.
»Und sonst? Am Kopf vielleicht?«
»Nein.«
»Gut. Wenn Sie erlauben, hole ich Ihnen noch eine Decke. Der Schock wird sich bald bemerkbar machen, und dann frieren Sie.«
Old Tom lächelte matt.
Hannah hatte gewusst, dass Maddie mit der Situation fertigwerden würde. Bei Dad hatte sie es auch super gemacht. Hatte sie das gerade gedacht?, fragte sich Hannah. Maddie und irgendetwas gut machen? Scheiße, das war der Schock, sie konnte Maddie gegenüber nicht plötzlich weich werden.
Marks Gesicht wirkte ernst. Wusste er, dass sie letzte Nacht mit Will unterwegs gewesen war? Plötzlich schien ihr das sehr lange her zu sein.
Maddie kehrte mit einer alten Daunendecke zurück, die sie vorsichtig über Old Tom breitete.
Das Telefon klingelte. Mark ging ran. Maddie setzte sich neben Old Tom und fühlte seinen Puls.
»Hannah, könntest du mal schauen, ob du irgendwo Kissen findest? Wir sollten es Mr Martin ein bisschen bequemer machen.«
»Klar.« Mark war noch am Telefon, als Hannah an ihm vorbeiging. Es klang, als würde er den Weg beschreiben. Warum hatten die kein GPS? Sanitäter sollten so was wirklich haben, dachte sie. Gott sei Dank war Mark da. Allein hätte sie es nicht geschafft.
Maddie, die auf dem Plastiksitz herumrutschte, spürte Hannahs Unsicherheit im Krankenhaus. Sie war einer der Gründe gewesen, warum sie sich bei John für häusliche Pflege entschieden hatten.
Hannah sah sie mit großen Augen an. »Wie lange, haben sie gesagt, dauert’s?«
»Nicht mehr lange. Allerdings bezweifle ich, dass sie uns zu ihm lassen.« Maddie schaute auf die Uhr an der Wand. Sie mochte Krankenhäuser auch nicht sonderlich, weil der Geruch unangenehme Erinnerungen weckte.
Hannah spielte nervös mit ihren Händen. »Er war schrecklich blass, als sie ihn in den Wagen geladen haben.«
»Er hatte starke Schmerzen.«
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