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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Nichten.«
    »Wa-aleikum as-salam« , gab einer der Torhüter zurück, sichtlich verlegen. Schließlich verneigte er sich kurz und bat sie um einen Moment Geduld, ehe er hinter dem Tor verschwand.
    Geraume Zeit warteten sie in der Gluthitze vor dem Palast – wie Bittsteller , dachte Emily voller Ingrimm und behielt die restlichen Torwachen im Blick. Verstohlen tupften sich Tony und Rosa mit ihren Taschentüchern die Schweißperlen von der Stirn; selbst ihre leichten Sommerkleider waren noch zu warm für die Septemberhitze Sansibars, und die Hüte und Sonnenschirme vermochten nie genug Schatten zu spenden.
    Endlich öffnete sich das Tor; der Wächter hielt es gerade so weit auf, dass sie nacheinander hindurchgehen konnten. »So tretet doch ein …« Er zögerte. »Sayyida Salima.«
    Mit einem hallenden Donnerschlag fiel der Torflügel hinter ihnen ins Schloss.
    Auf der anderen Seite erwartete sie ein Leibdiener des Sultans, der nicht minder verlegen dreinblickte als der Torwärter zuvor.
    » As-salamu aleikum , Sayyida Salima«, verkündete er mit einer Verbeugung. »Mir wurde gesagt, Ihr seid gekommen, um den hochwohlgeborenen Sultan Sayyid Barghash bin Sa’id zu sprechen.«
    »Wa-aleikum as-salam« , erwiderte Emily. »So ist es. Sag ihm, seine Schwester, die er so lange Jahre nicht gesehen hat, ist hier, um ihm seinen Neffen und seine Nichten vorzustellen.«
    »Sehr wohl, Sayyida«, sagte der Diener mit einer weiteren Verbeugung und eilte davon.
    Staunend betrachteten die Kinder den riesigen, mit glatt polierten Steinen ausgelegten Innenhof mit den drei umlaufenden Galerien. Gespenstisch leer und still war es hier – kein Vergleich zu dem Lärm, dem Gedränge und der geschäftigen Betriebsamkeit, die Emily aus den Palästen ihrer Kindheit her kannte.
    Als hätte er ihn nicht bauen lassen, um darin zu leben, sondern nur, um der Welt zu zeigen, wie reich und wie mächtig er ist. Damit jeder, der ihn aufsucht, sich klein und demütig fühlt und bewundernd zu ihm aufschaut.
    Mit nostalgischer Melancholie dachte Emily an die bendjle von Mtoni, den großen hölzernen Balkon zur Seeseite hin, auf dem ihr Vater seine Audienzen abgehalten hatte. Jeder, der zu ihm gekommen war und ihn sprechen wollte, hatte zuerst einen Kaffee oder sherbet vorgesetzt bekommen, selbst ein einfacher Bauer oder ein abgerissener Hungerleider.
    Eine Ehre, die Barghash zumindest uns nicht erweisen will.
    Mtoni – das Haus, in dem sie geboren worden war und wo sie ihre ersten Jahre verbracht hatte. In Emily stieg unvermittelt eine nagende Sehnsucht auf, es noch einmal zu sehen. Solange ihr noch Zeit dazu blieb.
    »Das ist doch wie im Märchen hier«, entfuhr es Tony, die an der Seite ihres Bruders ein paar Schritte umhergegangen war, um sich alles genau zu besehen. All die durchbrochenen Balustraden aus Stein, die aussahen wie aus weißer Klöppelspitze, das üppige Schnitzwerk an den Türen, die schönen Holztreppen mit ihren gedrechselten Pfosten, auf die man durch geschwungene Fensterbogen einen Blick erhielt, und die gewaltigen, gleichwohl filigranen Laternen mit ihren bunten Glasscheiben, die bei Dunkelheit gewiss ein zauberhaftes Licht verströmten.
    »Allerdings«, pflichtete Said ihr bei. »Der Palast trägt seinen Namen zu Recht. Das ist ein Haus der Wunder.«
    »Mama«, flüsterte Rosa heiser und zupfte ihre Mutter am Ärmel, wies dann mit dem Kinn auf eine der Galerien im zweiten Stock, genau gegenüber von der Stelle, wo sie standen.
    Eine Tür hatte sich dort ein Stück weit aufgeschoben, und unter vorsichtigen Blicken nach allen Seiten huschten drei schwarz verschleierte Frauen über die Galerie an das Geländer und sahen zu ihnen herab, winkten schließlich eifrig. Emily hatte schon die Hand erhoben, als das weit entfernte Zuschlagen einer anderen Tür die Frauen auffahren und in Windeseile wieder hinter der Tür verschwinden ließ, aus der sie soeben getreten waren.
    Über die Galerie im Erdgeschoss näherte sich der Leibdiener, der sie empfangen hatte, den Blick auf den Boden geheftet und mit hochrotem Kopf.
    »Ich bitte alleruntertänigst um Verzeihung, Sayyida Salima«, erklärte er, als er zu ihr getreten war, und verbeugte sich tief, ohne sie anzusehen. »Aber der hochwohlgeborene Sultan Sayyid Barghash bin Sa’id lässt sich entschuldigen. Er kann Euch nicht empfangen.« Er verbeugte sich wieder und ging sogleich wieder davon. Emily brauchte ein, zwei Herzschläge, um sich zu fangen.
    »Warte!«, rief sie und eilte ihm

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