Sternenfall: Roman (German Edition)
Mister! Es heißt, sie haben ihre eigenen Vorkehrungen getroffen. Ich weiß, dass noch’ne Menge da draußen sind. Sie versuchen, dieses Teleskop mitzunehmen. Eine Verschwendung von Frachtraum, wenn Sie mich fragen.«
»Wie komme ich zum Observatorium hinaus?«
»Sie haben doch den MoonJumper«, erklärte der Beamte. »Warum nehmen Sie nicht den?«
»Ich dachte, Flüge zum Observatorium wären untersagt?«
»Sie haben die Einschränkungen gelockert, als der Notstand ausgerufen wurde. Ich weiß genau, dass dort drau ßen seit einem Monat Schiffe landen und starten.«
»Danke«, sagte Thorpe. Er spürte seinen Piloten auf, der einige Familien, die auf die Evakuierung durch die Einschienenbahn warteten, für einen Rückflugcharter zu gewinnen versuchte. Thorpe bot Gianelli für den Hundertzwanzig Kilometer-Sprung das Gleiche, was er ihm für den Flug von Luna City bis hierher gezahlt hatte.
Als sie den Mendelejew-Krater erreicht hatten, ließ sich Thorpe vom Piloten einen ganzen Kilometer vom gro ßen Teleskop entfernt absetzen. Er wollte es vermeiden, dass die Arbeit zunichte wurde, die die Astronomen in die Rettung des Teleskops investiert hatten. Er ließ sich an einem der vier Landebeine des Hüpfers hinunter und begann in Richtung des Observatoriums zu wandern. Er war kaum zweihundert Meter weit gekommen, als ein heftiger Windstoß den Mondstaub um ihn herum aufwirbelte. Als er sich umwandte, sah er, wie der Hüpfer auf einer weißen Flammensäule rasch in den schwarzen Himmel stieg. Er wendete auf der Stelle und verschwand in Richtung Westen.
Als sich Thorpe dem Teleskop näherte, bemerkte er zahlreiche Gestalten, die sich auf den Trägern zu schaffen machten. Eine von ihnen löste sich aus der Arbeitsmannschaft und kam ihm entgegen. Wer es auch sein mochte, er hatte offenbar das Schiff abheben sehen und nur darauf gewartet, bis Thorpe zu ihnen herübergekommen war.
»Wer in aller Welt sind Sie?«, fragte die Stimme eines Mannes über den allgemeinen Anrufkanal. Die Stimme gehörte Cragston Barnard.
»Hallo, Crag. Hier ist Tom Thorpe. Ist Amber Hastings hier?«
»Thomas!«, rief Amber sofort auf dem gleichen Kanal. Als er sich umdrehte, sah er eine Gestalt vom oberen Teil des Teleskoprahmens abspringen und in der niedrigen ondschwerkraft langsam herunterschweben. Sobald sie am Boden angekommen war, stürmte Amber mit raumgreifenden Schritten auf ihn zu.
Sie erreichte ihn mit so großer Geschwindigkeit, dass sie ihn beinahe umgeworfen hätte. Sie schlang ihre Arme um ihn und presste ihren Helm gegen seinen. Der Kuss, durch zwei Lagen unzerbrechliches Plastik getrennt, war der nbefriedigendste, den Thorpe jemals erlebt hatte. Aber er war immer noch besser als gar nichts. Als sie ihn endlich freigab, fragte sie ihn, was er hier täte.
»Du wolltest doch eigentlich dreißig Tage vor Eintreffen des Kometen von hier verschwinden. Warum bist du immer noch hier?«
»Ich kann noch nicht weg, Thomas. Wir sind immer noch dabei, das Teleskop abzubauen.«
»Ich bin gekommen, um dich herauszuholen.«
» Mich herausholen?«, rief sie mit einem Anflug von Ärger in der Stimme. »Was gedenkst du zu unternehmen, um selber wegzukommen?«
Niels Grayson blickte Thorpe über einen Tisch in der Kantine des Observatoriums hinweg an. Amber saß neben Thorpe, den Kopf auf seine Schulter gelegt.
»Die Ordnung beginnt zusammenzubrechen«, sagte Grayson, während er zusah, wie Thorpe ein Steak verschlang. »Zu viele Beamte haben ihre Posten verlassen und sind mit den Schiffen verschwunden. Nur noch die wichtigsten Dienste sind besetzt, und dann auch nur mit der geringstmöglichen Anzahl von Leuten.«
Thorpe erzählte ihnen von den Ansammlungen alter Menschen und den herumlungernden Banden, die er in Luna City gesehen hatte.
»In Tycho Terrace ist es noch schlimmer«, erwiderte Amber. »Dort haben sie die Kontrolle über die Stadt ganz verloren. Die Polizei und sämtliche für die Evakuierung vorgesehenen Leute haben sich im Raumhafen versammelt. Seitdem sie von Banden außerhalb der Stadt angegriffen wurde, fährt die Bahn nicht mehr.«
»Das glaube ich gern. ransportmittel scheinen sehr gefragt zu sein. Ich dachte schon, ich wäre gestrandet, als ich in Hadley’s Crossroads keinen Rolligon bekommen konnte.«
»Die Republik hat alles beschlagnahmt, was sich bewegt«, sagte Grayson. »Sie haben sogar die beiden Raupenfahrzeuge eingezogen, mit denen wir Schwergerät transportieren. Sie kamen einfach hierher,
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