Sternenfaust - 003 - Die Welt der Mantiden
stufenlose Stiege, die nach oben führte. »Mantiden kommen hier problemlos hoch. Für Menschen ist das fast unmöglich.«
»Ich dachte Mantiden verwenden Antigravlifts wie wir?«, sagte Dana.
»Aber nicht hier in dieser Gegend, Commander«, erwiderte Taylor May.
»Einen von Ihnen kann ich mitnehmen«, sagte Gkasch’tar.
Taylor May wich lächelnd einen Schritt zurück.
»Ladys first«, sagte er mit einer angedeuteten Verbeugung.
»Steigen Sie auf, Commander«, forderte Gkasch’tar sie auf.
Dana schluckte. »Sie meinen, ich soll auf Ihnen reiten?«
»Genau das meint er, Commander«, ermunterte May sie.
Nach einem kurzen Moment des Zögerns schwang sich Dana auf den Rücken des Mantiden.
»Geben Sie Acht«, rief der Botschaftsassistent lachend, »unser Freund ist kein Pferd. Halten Sie sich gut fest.«
»Das habe ich gemerkt«, erwiderte Dana, während sie versuchte, auf dem glatten Rücken Halt zu finden.
Schließlich umklammerte sie Gkasch’tars nach oben abgewinkelten Oberkörper. Gerade noch rechtzeitig, denn in diesem Moment begann er bereits die mehr als 50 Grad steile Stiege hochzuklettern, die in Danas Augen nur aus einer glatten Röhre bestand. Dabei bewegte er seine sechs kräftigen Beine mit einer Geschwindigkeit, dass der Bewegungsablauf kaum nachvollziehbar war.
Doch ebenso schnell war der Aufstieg schon wieder vorbei. Sie standen vor der sperrangelweit offen stehenden Tür zu D’kohs Wohnung. Dana verspürte eine seltsame Scheu, in eine private Unterkunft eines ihr unbekannten Mantiden einzudringen. Doch Gkasch’tar schritt ohne Zögern hinein. Dana, die inzwischen wieder von seinem Rücken heruntergerutscht war, ging hinterher.
Kurze Zeit später trafen sie wieder auf Taylor May, der vor der Haustür auf sie gewartet hatte.
»Niemand da«, sagte Dana knapp, »aber wir waren nicht die Ersten. Die Tür zu D’kohs Wohnung wie die zu seiner Werkstatt standen sperrangelweit offen und jemand hat alles gründlich durchsucht. D’koh wird sich freuen, wenn er die Bescherung sieht.«
»Polizei?«, fragte May.
»Wahrscheinlich«, antwortete Gkasch’tar, »aber sie scheinen ihn nicht gefunden zu haben.«
»Haben Sie eine Idee, wo er sonst noch sein könnte?«, fragte Dana.
»Vielleicht. Hier in der Nähe gibt es eine Selen-Station. Er hat mir mal erzählt, dass er dort gerne hingeht.«
Da in der Umgebung der Selen-Station die Straßen ungewöhnlich eng und viele Mantiden unterwegs waren, stellten sie den Gleiter ein Stück weit entfernt ab.
»Wir haben Glück«, klackte der Wachmann leise, als sie sich der Station näherten.
Er wies auf einen Mantiden, der auf Dana einen isolierten Eindruck machte, da er sich vor der Station von den anderen Mantiden fernhielt und mit niemandem sprach. Er stand unmittelbar an der Wand des wuchtigen Gebäudes, so als ob er ausprobiere, mit ihr zu verschmelzen. Unsichtbar zu werden …
Die Ankunft der beiden Menschen in Begleitung Gkasch’tars erregte ziemliches Aufsehen. Offensichtlich kamen Vertreter dieser befreundeten galaktischen Spezies so gut wie nie in Stadtteile wie diesen.
»Die meisten Mantiden kennen den Anblick von Menschen nur aus den Bildballon-Programmen«, sagte Gkasch’tar.
»Die wenigsten von ihnen haben unsereins schon mal leibhaftig zu Gesicht bekommen«, ergänzte Taylor May.
Der Wachmann steuerte direkt auf D’koh zu, der ihm ohne jegliche Regung entgegensah. Es war nicht auszumachen, ob er ihn wiedererkannte.
»Wir kommen gerade aus deiner Wohnung«, sagte Gkasch’tar.
Die wortlose Fühlerbewegung D’kohs erinnerte Dana Frost an ein Schulterzucken. Zunehmend kamen ihr die Mantiden etwas weniger fremd vor.
Inzwischen erinnerte sich D’koh wieder an den Wachmann. Die Tatsache, dass seine Wohnung und seine Werkstatt durchsucht worden waren, schien ihn kaum zu berühren. Es kam Dana – die die Gesprächsführung erst einmal dem Wachmann überließ – so vor, als beschäftige ihn ein derart schweres Problem, dass ihm solche Ereignisse im Vergleich dazu nichtig vorkommen mussten.
Schließlich sprach D’koh doch noch. Auf einmal löste er sich von der Mauer, es war ihm plötzlich sichtlich egal, dass rings herum mehrere Dutzend Mantiden standen und zumindest Teile des Gesprächs mitbekamen. Im Gegenteil, er schien es sogar darauf anzulegen, dass möglichst viele ihn hörten.
Er erzählte zuerst, dass er sich vor wenigen Stunden mit einem adeligen Traditionalisten in einem illegalen Duell schlagen musste und dass er diesen
Weitere Kostenlose Bücher