Sternenfaust - 012 - Space-Surfer
eine ViBlade umklammert hielt.
Die Klinge, die in rasend schnelle Vibrationen versetzt werden konnte, stand still. Sie war rot gefärbt. Eigentlich handelte es sich um ein Werkzeug, das sich aber auch als höchst effektive Waffe einsetzen ließ – wie man am allmählich verblutenden Sportler sehen konnte.
Entschlossen riss D’koh einer der schockerstarrten Frauen, die um den stöhnenden Gesbro herumstanden, einen kostbaren Umhang von den Schultern und zerfetzte ihn mit den Kampfarmen in kleine Streifen. Ohne ein Wort zu sagen, versuchte er mit ihnen die schlimmsten Wunden Gesbros zu verbinden und die Blutungen zu stoppen. Er hatte keine Ahnung von menschlicher Medizin, hoffte jedoch, nicht mehr Schaden anzurichten als Nutzen.
Kkiku’h beugte sich jetzt ebenfalls herab, um ihm zu helfen.
»Er ist weg«, flüsterte er.
D’koh konzentrierte sich jedoch so auf die Hilfeleistung, dass er gar nicht verstand, was ihm sein Freund sagen wollte. In diesem Augenblick ertönten die Sirenen der heraneilenden Sicherheitskräfte, Ärzte und ihrer Medorobots.
Dankbar ließ sich D’koh von ihnen zur Seite drängen. Erst jetzt drangen Kkiku’hs Worte zu ihm durch. »Zwerg Nase …?«
»Ja.«
*
»Es gibt keinen Zweifel?«, fragte Dana Frost.
»Nein, Captain«, antwortete Dr. Gardikov. Sie starrte auf den Tisch.
Es galt schnell zu handeln. Inzwischen befand sich die gesamte Besatzung der STERNENFAUST wieder an Bord. Selbst zwei Marines, Samuel Hüxter und Raga Fall, die sich eigentlich hatten krank melden wollen, wurden aufs Schiff geschafft. Die beiden waren während eines Ausflugs ins Bova-Massiv in eine Schlucht gestürzt, das heißt Raga Fall war gestrauchelt und hatte Hüxter, an den er mit einer Leine gesichert war, mit in den Abgrund gezogen. Beide hatten sich einige komplizierte, aber zum Glück nicht lebensgefährliche Brüche zugezogen. Andererseits waren sie damit für einige Wochen außer Gefecht gesetzt.
Obwohl alles dafür sprach, dass der oder die Mörder zur Rumpfbesatzung gehörten, die auf dem Schiff zurückgeblieben war, hatte Dana Frost darauf bestanden, die gesamte Mannschaft wieder an Bord zu holen. Sie konnte es sich zwar nicht erklären, wollte aber nicht ausschließen, dass es dem Täter vielleicht gelungen war, unerkannt und unter Umgehung der Sicherheitsaufzeichnungen an Bord zu gelangen und wieder von hier zu verschwinden.
Der Vorfall sprach sich wie ein Lauffeuer unter den Rückkehrenden herum. Überall wurde heftig darüber diskutiert und vor allem spekuliert. Wer auch immer von der Mannschaft in diesen Stunden Dana Frost über den Weg lief und den Captain grüßte, musste feststellen, dass er seine Kommandantin noch niemals zuvor mit einer derart steinernen, undurchdringlichen Miene gesehen hatte. Dies war nicht das Eisbiest , sondern eine Steigerung davon, die niemand für möglich gehalten hätte. Zum ersten Mal konnte man in ihrem Gesicht einen Ausdruck erkennen, der aus nur mühsam bezähmten Hass gespeist wurde.
So schnell, wie sich herumsprach, was geschehen war, wurde noch ein anderer Prozess bei der Besatzung ausgelöst. Einer chemischen Reaktion vergleichbar, die einmal in Gang gebracht, durch nichts und niemand mehr aufgehalten oder unterbrochen werden konnte. Wie auf ein geheimes Kommando begannen sich die weiblichen Mitglieder der Besatzung und der Marines von den männlichen abzusondern. Ohne dass auch nur ein Wort fiel, ging man sich aus dem Weg. Ein schier unmöglicher Vorgang auf einem Schiff, das alle zwang, auf engstem Raum miteinander auszukommen.
Die Männer, zahlenmäßig in der Mehrheit, spürten dieses Verhalten augenblicklich. Aber selbst die härtesten Brocken wie Sergeant Ralff Olafsson wagten nicht, sich dazu zu äußern. Es war, als hätte jeder von ihnen ein schlechtes Gewissen, obwohl das zugleich keiner zugeben würde. Selbst Bruder William wurde von dieser üblen, unterkühlten Stimmung des Unaussprechlichen eingefangen.
Natürlich war es unmöglich, sich in den zehn Decks der STERNENFAUST aus dem Weg zu gehen. Viele waren kraft ihrer Aufgaben, ja zur Zusammenarbeit und daher auch zum Kontakt mit dem anderen Geschlecht gezwungen, aber die Distanz, die unsichtbare Barriere, die auf einmal quer durch das Schiff ging, schien für jeden an Bord unüberwindbar.
Doch das alles war nichts gegen das, was Dana Frost in diesem Moment empfand.
Auf ihrem Bildschirm flimmerten die beiden Namen.
Sie unterbrach das Gespräch mit der rotblonden Ärztin. Dann
Weitere Kostenlose Bücher