Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo
ihm bereiten werde.
Winston ließ sie reden, mit Brüsten und Po wackeln, es war ihm egal. Erst als sie mit ihren langen, kräftigen Fingern begann, Hand an ihn zu legen und an den Verschlüssen des Raumanzugs herumzunesteln, platzte ihm der Kragen.
Kurz entschlossen löste er die Haltebänder, packte die Nahrungs- und Flüssigkeitsbehälter und warf sie fort. Lautlos kullerten sie außer Sichtweite, während sich der nackte Leib Umhalas in Nebelschwaden auflöste und Tekl unbeirrt seinen steinigen Weg fortsetzte.
*
Zwei Wochen später an Bord der STERNENFAUST II
Vor vier Tagen war Sun-Tarin für eine knappe Minute aus dem Koma erwacht, hatte kurz etwas Unverständliches von sich gegeben und war wieder in das düstere, dunkle Nichts weggedämmert, das ihn seit der fatalen Begegnung mit Titus Wredan umklammert hielt. Als Dr. Gardikov zu ihm eilte, lag er wieder so nahezu regungslos da wie zuvor.
Niemand war in der Nähe gewesen. Nur der Monitor der Überwachungskamera zeigte deutlich, dass für einen Moment das Leben wieder in ihn zurückgekehrt war. Aber auch die übrigen Messgeräte, die seine Körperfunktionen registrierten, signalisierten für diesen Augenblick deutlich abweichende Werte.
Es war Zufall. Allerdings einer, den man nicht besser hätte arrangieren können. Die drei Arrestzellen, über die die STERNENFAUST verfügte, lagen unmittelbar neben der Krankenstation. In Wredans Vorstellung trennte ihn nur eine dünne Metallwand von dem Opfer seiner Phobie. Tatsächlich lag zwar noch ein Raum dazwischen, aber das hatte ihm niemand gesagt. Da die Schotts zu den Zellen im oberen Drittel ein Fenster aus massivem Panzerglas aufwiesen, konnte jeder, der vorbeikam, den unglücklichen Jägerpiloten sehen. Normalerweise hätte rund um die Uhr eine Wache vor der Zelle postiert sein müssen. Doch das wurde äußerst lax gehandhabt. Schließlich handelte es sich bei dem Gefangenen um jemanden, den jeder an Bord kannte. Und wichtiger, den die meisten an Bord mochten. Für viele bedeutete die Inhaftierung Wredans nichts als eine Schikane.
»Es war schließlich ein Unfall«, fasste die Waffentechnikerin Jenny Black Fox die weit verbreitete Meinung zusammen. »Also ich glaube ihm, dass es ein Unfall war.«
Alle, die auf der Krankenstation Dienst taten, schauten mehr oder weniger regelmäßig bei ihm vorbei.
»Er ist ehrlich zerknirscht«, sagte sogar Dr. Gardikov.
Für sie mutete es beinahe rührend an, dass sich Titus Wredan bei ihr zu jeder sich bietenden Gelegenheit nach Sun-Tarins Befinden erkundigte. Normalerweise hätte er nicht nur ständig bewacht werden müssen, normalerweise hätte er auch längst das Schiff verlassen und auf dem nächstgelegenen Star Corps Stützpunkt auf die Eröffnung eines Verfahrens vor dem Kriegsgericht warten müssen. Doch seit dem Vorfall hatte sich keine Gelegenheit ergeben, weder einen Planeten der Solaren Welten noch eine Raumstation anzusteuern.
Irgendwann gab es mitten im Nirgendwo ein Rendezvous mit der NEU DEHLI, einem Dreadnought unter Befehl von Commodore Tesslaff Silver, aber auch die konnte den Gefangenen nicht übernehmen. Stattdessen kam jemand von dort zu ihnen an Bord.
»Wir werden uns so lange gedulden«, sagte Milton Lexington III. streng, »bis wir eine Landeerlaubnis bekommen.«
Die deutliche Zurechtweisung galt vor allem ihrem neuen Gast. Einem ungeduldigen, wuchtig wirkenden Mann, dessen Gesicht im Gegensatz zu seiner sonstigen Erscheinung naiv, glatt und unschuldig wirkte. Er strich sich eine dicke Strähne seines mittellangen, leicht welligen, dunkelblonden Haars aus der Stirn und zuckte mit den Schultern.
»Es geht halt nur wertvolle Zeit verloren«, sagte er mit einem Lächeln, das aussah, als wolle er im nächsten Augenblick die Zähne fletschen und sich in einem Arm oder einer Wade verbeißen.
»Professor! Ihnen stehen alle Ortungsgeräte der STERNENFAUST zur Verfügung«, ergänzte Stephan van Deyk. »Sie können sich austoben, Daten sammeln, so viel Sie wollen …«
»Ich habe meine eigenen Messgeräte dabei … Aber um exakte Daten zu bekommen, muss ich da runter!«
*
Dreizehn Tage zuvor auf Ekatat
Er war kaum noch in der Lage, den Kurs zu kontrollieren. Immer wieder fielen ihm die Augen zu. Jedes Mal dachte er: Ich weiß eigentlich nicht, ob ich tatsächlich die Augen schließe. Vielleicht öffne ich sie genau in diesem Augenblick?
Das, was er Jahrzehnte lang als Realität angesehen hatte, kam ihm auf einmal vor wie
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