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Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken

Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken

Titel: Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
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tun. Das hier war sinnloses Gemetzel und unvernünftiges Zerstören bar jeder Logik.
    Er hörte Mok Unar, seinen Ersten Offizier, mit hasserfüllter Stimme halblaut einen unflätigen Fluch ausstoßen. Siron tat, als habe er ihn nicht gehört, obwohl er Unar eigentlich für sein ungebührliches Verhalten hätte rügen müssen. Doch Unar war auf Serotis geboren und hatte hier Verwandte gehabt, die nun alle tot waren. Wenn Siron sich vorstellte, dass er seine eigene Heimatwelt derart gründlich zerstört vorfand, fiel es ihm nicht schwer, den Hass und die nicht ausgedrückte Verzweiflung seines Ersten Offiziers nachzuvollziehen.
    Siron fühlte sich hilflos. Er empfand eine starke Bindung zu seinem Volk, wenn auch nicht zu dessen Regierung. Zu sehen, wie ein Planet des Reiches nach dem anderen ausradiert wurde von Barbaren, die nicht einmal daran dachten, auch nur das geringste Leben hinter sich zurückzulassen, entfachte in ihm einen solchen Hass und eine Wut, wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte. Das Einzige, was ihn davon abhielt, ebenso lästerlich zu fluchen wie Mok Unar war die Tatsache, dass er als Kommandant eines Schlachtkreuzers ein Vorbild zu sein hatte. Die Nerven aller Besatzungsmitglieder lagen blank. Sirons zur Schau gestellte Ruhe und Gelassenheit, die er in keiner Weise fühlte, trug sehr dazu bei, dass es nicht zu Zusammenbrüchen kam.
    Ein weiterer Faktor dafür war Taila Sakala, die Schiffsärztin und Sirons Frau. Sie hatte in weiser Voraussicht vor Beginn dieser Mission einen Stab von Psychologen an Bord geholt, die sich um die Besatzung kümmerten. Anfangs war Siron diesbezüglich skeptisch gewesen. Doch inzwischen empfand er profunden Respekt vor ihrer Arbeit. Schließlich war eine Besatzung nutzlos, die wegen psychischer Probleme nicht oder nur eingeschränkt in der Lage war, ihren Dienst zu versehen.
    »Ortungsergebnisse«, verlangte er ruhig und ohne die Schärfe, die er normalerweise in seine Stimme gelegt hätte, weil Halan Baris, der Ortungsoffizier, wie paralysiert auf den Bildschirm starrte, statt ordnungsgemäß Meldung zu machen. »Auf dieser Seite des Planeten sind alle Städte zerstört«, beeilte sich Baris deutlich verlegen zu melden. »Wie es auf der anderen Seite aussieht, können wir erst erkennen, wenn wir den Planeten umrunden.«
    »Einschwenken in die Umlaufbahn«, befahl Siron.
    »Einschwenken erfolgt in 4,38 Minuten«, meldete Kirana Hattis, die neue Navigatorin.
    Sie war frisch von der Ausbildung auf die MOND VON KANASH versetzt worden, doch Siron konnte schon jetzt sagen, dass sie ein absoluter Glücksgriff war. Sie war, was Navigation und die dazu gehörige Technik betraf, ein Genie, auch wenn ihr noch die Erfahrung fehlte. Und sie unterstützte Taila und das Psychologenteam auf ungewöhnliche Weise: mit Musik. Kirana Hattis war eine jüngere Schwester der im ganzen Reich berühmten Musikerin Tamfura Hattis und konnte ebenso gut singen und die Hamara spielen wie diese. In ihrer Freizeit gab sie ihren Kameraden täglich mindestens ein Konzert, was sehr zur Verbesserung der Stimmung und der Stabilisierung der angeschlagenen Gemüter beitrug.
    »Ich empfange hier etwas«, sagte Halan Baris und nahm ein paar Schaltungen an seinen Instrumenten vor.
    »Ich auch!«, meldete Nura Melkash, die Funkerin. »Eine Audiobotschaft.«
    »Auf die Lautsprecher«, befahl Siron, doch Nura Melkash hatte das schon unaufgefordert getan.
    »Notruf von Serotis!« , vernahmen sie gleich darauf die Stimme eines J’ebeem.
    »Der Planet wurde von den Morax angegriffen und die Städte teilweise, vielleicht sogar vollständig zerstört. 105 Überlebende befinden sich in der Minensiedlung unter der Hauptstadt. Schickt Rettung! Notruf von Serotis!«
    Siron konnte spüren, wie sich die Stimmung in der Zentrale augenblicklich hob. Allein die Möglichkeit, dass es noch Überlebende geben konnte, erfüllte die Crew mit neuer Hoffnung.
    »Es handelt sich um eine automatische Durchsage«, stellte Nura Melkash fest. »Vielleicht …« Sie zögerte ihren Verdacht auszusprechen, dass diejenigen, von denen die Nachricht stammte inzwischen nicht mehr am Leben sein könnten.
    Doch Halan Baris enthob sie des Dilemmas. »Meine Scanner zeigen 105 Lebensformen in einer Tiefe von ungefähr vier Kilometern unter der Polregion«, verkündete er triumphierend und schloss sich dem frenetischen Jubel an, der daraufhin ausbrach.
    Siron unterließ es, die Leute dafür zu rügen. Er begrüßte inzwischen fast alles, was die

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