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Sternenfaust - 069 - In Ketten

Sternenfaust - 069 - In Ketten

Titel: Sternenfaust - 069 - In Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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auf?«
    Die Monoschneide zischte durch die Luft.
     
    *
     
    Er würde sterben, wenn nicht jetzt, dann in sehr kurzer Zeit. Haarscharf hatte die Klinge seinen Hals verfehlt, aber sie durchschnitt den ultrastabilen Stoff seines Schutzanzugs, der normalerweise sogar den Aufschlag von Kleinst-Meteoriten verkraften konnte.
    Danchal Tur spürte die Hitze der verseuchten Atmosphäre an seinem Hals, eine Luft, die unter anderen Umständen für Sauerstoffatmer verträglich gewesen wäre. Weshalb anscheinend der Morax, der ihn mit seinem Schwert attackierte, auch ganz auf Helm und Atemgeräte verzichtet hatte. Die Radioaktivität schien den Hühnen noch zusätzlich aufzuputschen und in seinem Kampfgeist zu bestärken.
    Ich werde sterben , dachte der Tanjaj nüchtern. Die eiskalte Klarheit, mit der ihn dieser Gedanke durchdrang, besaß nichts Heroisches, sondern provozierte Danchal Tur lediglich, während er einem weiteren Hieb des Morax auswich, zu seinem nächsten Gedanken, den er laut aussprach. Es war ihm egal, ob der Koloss seine Worte verstand.
    »Aber dich nehme ich mit auf die andere Seite!«
    Obwohl er seinem Gegner physisch eindeutig unterlegen war, griff er nach dessen Schwertarm und umklammerte das Handgelenk mit aller Kraft, die er aufbringen konnte.
    Der Morax starrte den Tanjaj mit einem seltsamen Ausdruck in seinen kleinen zusammengekniffenen Augen an. Das kurzzeitige Aufflackern unter den schweren, wulstigen Augenbrauen konnte Erstaunen bedeuten, weil so ein kleiner, zerbrechlicher Gegner es wagte, sich zur Wehr zu setzen. Es konnte aber auch ein Moment der Belustigung und Freude darüber sein, dass es ihm der Todgeweihte nicht so einfach machte. Schließlich bedeutete es ein viel größeres Vergnügen einen Feind zu vernichten, der sich mit der Kraft der Verzweiflung wehrte, als das stumpfsinnige Abschlachten und Töten, das für ihn und die anderen seiner Art Alltag war. Nur eines bedeutete jener Ausdruck ganz gewiss nicht, nämlich dass sich ein Gefühl von Furcht und Ungewissheit in dem kantigen, hässlichen Körper des Morax ausbreitete.
    Der Morax hatte seinerseits mit dem freien Arm die andere Hand des Kridan umklammert und ihm ohne einen Funken von Kraftanstrengung den Graser entwunden. Wie ein lästiges Insekt schleuderte er die einzige Waffe, die ihm hätte gefährlich werden können, zu Boden.
    Doch dann machte er einen kleinen, aber entscheidenden Fehler. Er ließ die Hand Danchal Turs wieder los, entweder um sich gegen die lästige Umklammerung des Schwertarms zu wehren oder um den Kridan mit der bloßen Faust zu zerschmettern.
    Danchal Tur würde nicht mehr erfahren, was der Morax-Krieger vorhatte, denn nichts davon konnte er mehr in die Tat umsetzen. Plötzlich starrte der Weltraumbarbar in die Mündung seiner eigenen, großkalibrigen Feuerwaffe und begriff im gleichen Moment, als das Geschoss oberhalb der breiten Nasenlöcher von schräg unten in seinen Schädel schlug, dass es seinem Gegner gelungen war, die Waffe aus dem Holster seines Kampfanzugs zu ziehen.
    Nun war es offenkundig der Ausdruck maßlosen Erstaunens, der in seine Augen trat. Und Danchal Tur hatte den Eindruck, dass im letzten Aufglimmen des Lebens noch ein weiterer Ausdruck hinzukam:
    Respekt.
    Als die zweite und die dritte Kugel den Kopf des Morax endgültig zerfetzten, spürte der Weltraumbarbar die Einschläge längst nicht mehr. Das Aufbäumen und Herumwerfen seines massigen Körpers war nur noch eine unbewusste Reaktion von Nervenimpulsen, die ins Leere liefen.
    »Was ist los? Meldung! Mel Roc, antworten Sie …«
    Die Stimme in Danchal Turs Ohrhörer war von Rauschen und anderen Störgeräuschen überlagert.
    Die verdammte Strahlung , schoss es dem Kridan durch den Kopf, der schwer atmend neben der Leiche des Morax kniete. Die Radioaktivität grub sich nicht nur durch seinen Körper, sondern störte auch den Funkverkehr ganz erheblich. Möglicherweise wussten die Tanjaj im Shuttle noch gar nicht über das Gefecht Bescheid. Trotz der Tatsache, dass er mit seinem aufgeschlitzten Schutzanzug nun bereits seit Minuten – oder waren es doch nur Sekunden gewesen? – der tödlichen Strahlendosis ausgesetzt war, durchlief ihn ein Gefühl von Stolz. Wenig später kam noch eine grimmige Zufriedenheit dazu. Ein rascher Blick und die Zeichen seiner Kameraden überzeugten ihn, dass es ihnen gelungen war, die Attacke abzuwehren. Auch ihnen war es mit vereinten Kräften gelungen, die Angreifer zu überwältigen und auszuschalten. Die

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