Sternenfaust - 105 - Notlandung auf Rudra VII
Zeit nicht ordnungsgemäß versorgen können, jetzt musste er sie irgendwie aus dem Anzug kriegen und dann das erste Mal von oben bis unten untersuchen.
Er trat auf die Liege zu, auf der seine Kollegin immer noch totenstill lag. Von hier aus, durch das Visier des Helms hindurch, sah sie leichenblass aus. Es war so noch nicht einmal erkennbar, ob sich ihr Brustkorb hob und senkte, ob sie überhaupt noch atmete. Morten zögerte. Was war nur mit Emma los?
Er dachte nun erstmals intensiv über die Ursache des Absturzes nach. Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass Emma auf einmal mitten im Satz aufgehört hatte, zu sprechen. Sie war zusammengebrochen und dabei an den Knopf für die Flugsperre gekommen, so viel war ihm klar. Doch warum nur?
Er konnte sich keinen Grund denken. Er wusste, dass Emma immer wieder unter Kopfschmerzen litt, aber er hatte nie erlebt, dass diese sie völlig ausgeknockt hatten. Und schon überhaupt während eines Fluges! Morten wusste, Emma war eine hervorragende Pilotin, doch die wäre sie nicht gewesen, wenn sie während ihrer Flüge irgendwann einmal ausgefallen wäre. Doch diesmal ist das wirklich so passiert , dachte er und löste jetzt den Verschluss, der Emmas Helm hermetisch vor Druckverlust schützte.
Es zischte leise. Vorsichtig zog er das sperrige Ding unter ihrem Kopf hervor und stellte es neben der Liege ab.
Doch Emma erwachte nicht. Morten nahm einen der Spezialscanner aus dem Koffer mit dem medizinischen Equipment und ließ ihn über ihre Stirn fahren. Nichts. Die Werte schienen ihm völlig normal zu sein.
Ich verstehe das nicht. Was hat sie nur?
*
Mike Rossini starrte aus dem Fenster des Shuttles.
Er war Doktor Tregarde nach wie vor dankbar dafür, dass der dafür gesorgt hatte, dass er mit zum Rettungsteam gehörte, das jetzt losgeflogen war, Rudra VII zu untersuchen.
Doch andererseits begann sich jetzt auch die Aufregung in ihm breitzumachen.
Er wusste nicht – was würde er vorfinden? Die Ortung hatte bis vorhin noch gesagt, dass der Jäger noch intakt schien. Aber warum um alles in der Welt war er dann abgestürzt? Nach allem, was er und vor allem, was Roger gehört hatte, hatte das alles an Emma gelegen. Roger Nicholson und Paolo Hoffer, beides Fluglotsen an Bord der STERNENFAUST III, hatten mit anhören müssen, wie Morten auf einmal wie wild nach Emma gebrüllt hatte. Er hatte gerade noch durchgeben können, dass Emma kollabiere und dass sie doch um Himmels willen den Jäger hochziehen solle, doch dann war die Verbindung abgebrochen und es hatte keine Chance gegeben, sie wieder zu etablieren. Die Störungen hatten überhand genommen.
Mike malte sich die wildesten Dinge aus. Was, wenn das, was die Ortung entdeckt hatte, diese dunkle Nadel auf dem hellen Untergrund, doch kein Jäger war? Ihm fielen einige Bilder aus der Frühzeit der Raumfahrt ein. Eine der ersten Viking-Sonden hatte am Ende des 20. Jahrhunderts ein Bild von der Marsoberfläche gemacht und dabei einen Berg aufgenommen. Das Bild war aus einem Winkel und zu einer Tageszeit auf dem Mars aufgenommen worden, die den Berg wie ein Gesicht aussehen ließen. Jahrelang, ja, Jahrzehnte lang hatte es Spekulationen darüber gegeben, ob dieses Gesicht von Aliens stammte, ob es Sinn machte, möglicherweise ein Abbild von etwaigen Marsbewohnern darstellte und immer wieder waren Verschwörungstheorien auf der Erde von diesem Bild angeheizt worden – selbst, als nachfolgende Marsmissionen dank verbesserten Kameras eindeutig klarstellten, dass es das »Marsgesicht« nicht gab, ja, nicht geben konnte .
Was, so setzte sich der Gedanke in Mike Rossini fest, wenn diese »Nadel« in dem Tal nun gar kein Jäger war, sondern wirklich nur ein Berg, ein seltsam geformter Felsen?
Er bekam Angst und schlang die Arme um sich, als fröre er.
»Sie sollten etwas optimistischer sein«, hörte Rossini auf einmal eine ruhige Stimme neben sich. Es war Dr. Tregarde.
»Vielleicht, Sir. Aber es fällt mir schwer. Wenn … wenn Sie mich beim Start der STERNENFAUST gefragt hätten, ob mir so etwas wie Emma überhaupt passieren kann, hätte ich es abgestritten. Und jetzt?«
»Nun, wenn Sie sich nicht zusammennehmen, dann müsste ich wirklich bereuen, dass ich ausgerechnet Sie als medizinischen Assistenten mitgenommen habe. Ich finde, Sie sollten sich zusammennehmen und nicht wie ein waidwunder Teenager hier vor sich hin jammern.«
Im ersten Moment war Mike Rossini zornig über diese Ansage. Doch dann wurde ihm klar,
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