Sternenfaust - 105 - Notlandung auf Rudra VII
dass der leitende medizinische Offizier wirklich recht hatte. Niemandem war geholfen, wenn er hier herumsaß und im wahrsten Sinne des Wortes herumheulte.
Er straffte sich und rang sich eine Antwort ab. Der Arzt meinte es gut mit ihm, immerhin hatte er dafür gesorgt, dass er hier im Shuttle saß. Der Chief hätte wahrscheinlich darauf bestanden, dass er zurückblieb. Zuviel gefühlsmäßiges und persönliches Engagement. »Ich nehm’ mich zusammen, sie werden nicht bereuen, mich mitgenommen zu haben«, gab er deswegen zurück. »Gibt es etwas, womit ich mich auf die Landung vorbereiten soll, Sir?«
Auf Tregardes Gesicht machte sich ein Schmunzeln breit. »Noch nicht, Rossini. Wir sind noch lange nicht bei Rudra VII angekommen.«
*
Shuttle-Pilot Kim Suk sah noch einmal auf die Anzeigen.
In den letzten Minuten machten sie ihm Sorgen. Er selbst war daran gewöhnt, wie sie reagierten und was sie in der Nähe von so großen Gasplaneten wie Rudra wohl anzuzeigen hatten, zusätzliche Magnetfelder, Gravitation und dergleichen mehr, was die Navigation im All beeinflusste. Doch jetzt schienen sie förmlich auszuflippen, schalteten sich immer wieder ab und gingen dann wieder an, andere drehten förmlich durch und durchliefen ihre ganze Messreichweite wieder und wieder.
Und das alles wurde schlimmer.
Suk runzelte die Stirn. Ohne sein Steuer loszulassen hob er eine Hand und klopfte wider besseren Wissens gegen die Anzeigen. Doch es änderte sich nichts.
Er griff zum Mikrofon und rief die Flugkontrolle. »Flugkontrolle, hier Shuttle 2. Meine Anzeigen spielen hier vollkommen verrückt. Wir sind bereits im Anflug auf Rudra VII, Entfernung beträgt noch rund vierhunderttausend Kilometer.«
»Aye, Shuttle 2«, hörte Suk Hoffer antworten. »Ihre Telemetriedaten sind wirklich ziemlich verrückt, Suk. Wie sieht’s mit Ihren Lebenserhaltungssystemen aus?«
»Die Werte sind normal«, antwortete Suk nach einem kurzen Blick. »Seltsam. Aber der Stromkreislauf ist in der Tat unauffällig. Ich werde die Anzeigen über diesen Stromkreis laufen lassen.« Mit ein paar Handgriffen hatte Suk die Anzeigen umgestellt. Prompt beruhigten sich die Geräte wieder. Immer wieder sah er in den folgenden Minuten auf die Werte, um nur ja nicht zu verpassen, falls sie wieder ausfielen – nicht ganz einfach, das noch neben dem Fliegen hinzubekommen, doch Suk war das gewohnt.
Dennoch spürte er kaum, dass sich der Geologe Tim Brandtner neben ihm niederließ.
»Na, Pilot?«, meinte der junge Mann grinsend. »Wie lange noch bis nach Rudra VII?«
Suk antwortete, ohne den Blick auf den Wissenschaftler zu richten. »Wir brauchen noch etwa 20 Minuten, bis wir an der Stelle sind, die die Ortung uns angegeben hat.«
»Ich bin gespannt, was dort auf uns wartet«, meinte Brandtner. »Und ob wir dort wirklich runtergehen können.«
»Was sollte uns daran hindern?«, fragte Rossini, der hinter Suk saß und das Gespräch mit angehört hatte. Dem Piloten war klar, der Techniker war neugierig darauf zu erfahren, was Brandtner zu wissen glaubte. Vielleicht konnte ja etwas, was Brandtner sagte, seine sicher vorhandenen Ängste um Emma Kalani beruhigen. Mittlerweile wusste ja jeder, dass der Techniker einiges mit Kalani am Laufen hatte. Und immerhin war Brandtner Geologe und konnte wohl eine Felsnadel von einem Jäger unterscheiden.
Hoffentlich.
»Nun ja, wir wissen, wo der Jäger runtergegangen ist«, meinte Brandtner nachdenklich und ein verstohlener Blick von Suk überzeugte ihn davon, dass er mit seiner Meinung über Rossini recht gehabt hatte. »Er ist mitten auf einer Ebene gelandet. Jedenfalls sieht es so aus. Das heißt nicht, das es auch so ist.«
Suk sah aus dem Augenwinkel, wie Rossini wieder ein Stück in sich zusammenfiel. »Warum denn das, können Sie das begründen?«
Tim wandte sich zu Rossini um. »Was mich sehr stutzig macht, ist die Tatsache, dass der Jäger dort scheinbar unversehrt auf dem Boden steht und nicht einmal ein Abdruck zu sehen ist. Wir sind jetzt nahe genug, dass die Kameras und optischen Fernsensoren Landespuren, Schleifspuren oder sonst irgendetwas zeigen müssten. Immerhin dürfte der Jäger nicht senkrecht gelandet sein. Auch Spuren, falls sie ausgestiegen sind, müsste man sehen. Aber wie dem auch immer sei, wir sehen rein gar nichts. Das ist wirklich seltsam. Alle Materie, alle Energie im Universum hinterlässt Spuren. Aber hier sieht der Jäger aus, als … ja, als hätte man ein Spielzeug in einen Setzkasten
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